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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hin.
    «Nicht den», sagte Vexille. «Ich nehme die Beckenhaube und den Kopfschutz.» Er zeigte auf das Gewünschte. Der große Turnierhelm schränkte die Sicht sehr stark ein, und Vexille hatte gelernt, ihm in Schlachten zu misstrauen, weil er damit Feinde, die von der Seite kamen, nicht im Blick hatte. Es war zwar riskant, Bogenschützen ohne Gesichtsschutz gegenüberzutreten, aber so konnte er sie zumindest sehen. Er zog den Kettenpanzer über den Kopf, sodass Nacken und Ohren geschützt waren, und nahm die Beckenhaube, die der Junge ihm reichte. Es war ein einfacher Helm ohne Rand oder Nasenschutz. «Geh und kümmere dich um deine Familie», sagte er zu dem Jungen und griff nach seinem Schild aus Weidenholz, der mit gehärtetem Leder bezogen war und das Wappen der Vexilles trug. Er besaß keinen Talisman. Nur wenige Männer zogen ohne einen solchen Schutz in den Kampf, ob es nun das Halstuch einer Dame oder ein von einem Geistlichen gesegnetes Schmuckstück war, doch für Guy Vexille gab es nur einen Glücksbringer: den Gral.
    Und den würde er sich jetzt holen.

    Einer der coredors war der Erste, der in der Burg erkrankte, und als die Nacht zu Ende ging, kämpften mehr als zwanzig mit dem Fieber und Erbrechen. Jake war einer von ihnen. Er schleppte sich in eine Ecke des Burghofs, lehnte seinen Bogen an die Mauer, legte sich ein paar Pfeile in den Schoß und litt still vor sich hin. Thomas versuchte ihn dazu zu bewegen, nach oben in den Turm zu gehen, doch Jake weigerte sich. «Ich bleibe hier», sagte er. «Ich sterbe lieber unter freiem Himmel.»
    «Du wirst nicht sterben», widersprach Thomas. «Der Himmel nimmt dich nicht, und der Teufel kann keine Konkurrenz gebrauchen.» Doch der kleine Scherz lockte kein Lächeln auf Jakes Gesicht, das mit kleinen roten Beulen übersät war, die zusehends dunkler wurden. Er hatte sich die Hosen heruntergezogen, weil er seine Eingeweide nicht mehr unter Kontrolle hatte, und die einzige Hilfe, die er akzeptierte, war ein Bündel Stroh, das Thomas ihm brachte.
    Auch Philins Sohn hatte es erwischt. Sein Gesicht zeigte rote Flecken, und er zitterte. Die Krankheit schien aus dem Nichts gekommen zu sein, doch Thomas vermutete, dass der Ostwind sie herbeigetragen hatte, der ihnen bei dem Versuch, die Stadt in Brand zu setzen, so hilfreich gewesen war – zumindest bis der Regen kam und die Flammen löschte. Abbé Planchard hatte ihn davor gewarnt, vor einer Pestilenz, die sich von der Lombardei her ausbreitete. Nun war sie da, und Thomas konnte nichts dagegen tun. «Wir müssen einen Priester holen», sagte Philin.
    «Besser einen Arzt», erwiderte Thomas, obwohl er nicht wusste, wo es einen gab und wie sie ihn in die Burg holen sollten.
    «Nein, einen Priester», beharrte Philin. «Wenn ein Kind eine geweihte Hostie berührt, wird es geheilt, ganz gleich woran es erkrankt ist. Lass mich einen Priester holen.»
    Thomas gab Philin die Erlaubnis, die Burg zu verlassen und sich auf die Suche nach Vater Medous oder einem der anderen Priester der Stadt zu machen. Er rechnete nicht damit, den hageren coredor wiederzusehen, doch Philin kam schon eine halbe Stunde später zurück und berichtete, in der Stadt wüte die Seuche ebenso und Vater Medous erteile den Kranken die Letzte Ölung und habe keine Zeit, in die feindliche Garnison zu kommen. «Auf der Straße lag eine tote Frau», berichtete Philin, «mitten auf dem Pflaster, und ihr Gesicht war zu einer schrecklichen Grimasse verzerrt.»
    «Hat Vater Medous dir eine Hostie mitgegeben?»
    Philin zeigte ihm ein dickes Stück Brot, mit dem er dann in den oberen Saal hinaufging, wo sein Sohn mit den meisten anderen Kranken lag. Eine Frau weinte, weil ihr Mann nicht mehr die Sterbesakramente empfangen konnte, und um sie zu trösten und den Kranken Hoffnung zu spenden, ging Geneviève mit dem goldenen Kelch von Lager zu Lager, berührte die Hände der Kranken damit und sagte ihnen, er werde ein Wunder bewirken.
    «Wir könnten ein verdammtes Wunder gebrauchen», sagte d’Evecque zu Thomas. «Was zum Teufel ist das, was alle dahinrafft?» Die beiden waren auf die Brustwehr des Turms gestiegen, von wo sie auf die Kanone hinunterblickten, die verlassen vor dem Westtor stand.
    «In Italien gab es eine Seuche», erwiderte Thomas. «Offenbar hat sie sich bis hierhin ausgebreitet.»
    «Grundgütiger. Was war das für eine Seuche?»
    «Weiß der Himmel. Jedenfalls eine schlimme.» Einen Moment lang überkam ihn die Angst, die Pestilenz wäre eine

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