Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
Teufels, und obwohl sie den Herrscher des Bösen fürchteten, waren sie auch stolz darauf, mit ihm in Verbindung gebracht zu werden. Es jagte anderen Männern Angst ein, und so wurde Geneviève zu ihrem Glücksbringer.
Thomas hatte einen neuen Bogen. Die meisten Schützen erstanden, wenn ihr Bogen müde wurde, einfach einen neuen aus den Lieferungen, die von England eintrafen, doch zum einen kamen keine solchen Lieferungen nach Castillon d’Arbizon, und zum anderen wusste Thomas, wie man eine solche Waffe herstellte, und es machte ihm Freude. Er hatte im Garten von Galat Lorret einen guten, schlanken Eibenast gefunden, ihn abgesägt und die Rinde und das äußere Holz entfernt, bis er einen geraden Stab hatte, der auf der einen Seite dunkel wie Blut war und auf der anderen hell wie Honig. Die dunkle Seite war das Kernholz der Eibe, das sich der Krümmung widersetzte, die helle das elastische Splintholz; wenn der Bogen fertig war, würde das Kernholz sich gegen den Zug der Sehne stemmen, und das Splintholz würde dafür sorgen, dass der Bogen wieder aus der Krümmung herausschnellte, sodass der Pfeil wie ein geflügelter Dämon davonflog.
Die neue Waffe wurde sogar noch größer als sein alter Bogen, und er fragte sich, ob er sie zu groß machte, doch er blieb dabei und schnitzte den Stab mit dem Messer zurecht, bis er sich von der kräftigen Mitte zu den Enden hin sanft verjüngte. Er schmirgelte und polierte den Bogen und versiegelte ihn dann mit Bienenwachs, denn die Feuchtigkeit musste in dem Holz bleiben, um es elastisch zu halten. Dann nahm er die Hornkerben von seinem alten Bogen und befestigte sie an dem neuen. Schließlich löste er auch das silberne Abzeichen von dem alten Bogen, das aus dem Messbecher herausgeschnittene Stück mit dem Wappen seines Vaters, einem Greif, der einen Kelch in den Klauen hielt, und nagelte es außen an den Bauch der neuen Waffe, die er mit Ruß geschwärzt hatte. Als er den neuen Eibenstab zum ersten Mal bog, um die Sehne einzuhaken, staunte er, wie viel Kraft er dafür brauchte, und als er das erste Mal damit schoss, sah er überrascht dem Pfeil nach, der in hohem Bogen von der Brustwehr der Burg davonschoss.
Er hatte noch einen zweiten Bogen aus einem kürzeren Ast gefertigt, ein Kinderspielzeug, das mühelos zu spannen war, und er gab ihn Geneviève, die zunächst mit stumpfen Pfeilen übte und bei den Männern für Erheiterung sorgte, weil sie ihre Pfeile über den ganzen Burghof verteilte. Doch sie gab nicht auf, und es kam der Tag, an dem Pfeil um Pfeil die Innenseite des Burgtors traf.
An diesem Abend schickte Thomas seinen alten Bogen zur Hölle. Ein Bogenschütze warf niemals eine ausgediente Waffe weg, nicht einmal wenn sie ihm zerbrach, sondern der alte Bogen wurde in einer feierlichen Zeremonie, die natürlich Anlass für ein üppiges Gelage bot, den Flammen übergeben. Er wurde zur Hölle geschickt, wie die Bogenschützen sagten, um dort auf seinen Besitzer zu warten. Thomas sah zu, wie das Eibenholz Feuer fing, wie der Bogen sich zum letzten Mal krümmte und dann in einer Funkengarbe zerbarst, und er dachte an all die Pfeile, die er entsandt hatte. Die Bogenschützen standen respektvoll um den Kamin im großen Saal, die Soldaten dahinter, und erst als der Bogen zu ein paar Glutresten verbrannt war, erhob Thomas seinen Weinbecher. «Zur Hölle mit ihm», sagte er feierlich.
«Zur Hölle mit ihm», antworteten die Bogenschützen, und die Soldaten, die sich geehrt fühlten, an diesem Ritual teilnehmen zu dürfen, sprachen die Worte mit. Alle außer Robbie, der ein Stück abseits stand. Seit einiger Zeit trug er ein silbernes Kruzifix um den Hals, deutlich sichtbar über dem Kettenpanzer, um zu zeigen, dass es dazu dienen sollte, das Böse abzuwenden.
«Es war ein guter Bogen», sagte Thomas, den Blick auf die Glut gerichtet, doch der neue war genauso gut, wenn nicht besser, und zwei Tage später trug Thomas ihn über der Schulter, als er zu seinem bisher größten Beutezug aufbrach.
Er nahm mit Ausnahme der zehn Wachleute alle seine Männer mit. Er hatte diesen Beutezug seit Tagen geplant, und da er wusste, dass es ein langer Ritt war, brachen sie lange vor Tagesanbruch auf. Das Hufgeklapper hallte von den Hauswänden wider, als sie zum Westtor hinunterritten. Der Wachmann, dessen Stab jetzt das Abzeichen des Earl of Northampton trug, riss eilends die Torflügel auf, dann trabten die Reiter über die Brücke und verschwanden im Wald jenseits des Flusses. Die
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