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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sich gegen sie verschworen, weil sie nicht so ist wie sie. Wenn dennoch einer von euch Angst vor ihr hat und glaubt, dass sie uns Unglück bringt, dann soll er sie töten, und zwar hier und jetzt.» Er trat zurück und verschränkte die Arme. Geneviève, die seine Worte nicht verstanden hatte, sah ihn mit unruhiger Miene an. «Nur zu», sagte Thomas zu seinen Männern. «Ihr habt Bogen, Schwerter, Messer. Ich habe nichts. Tötet sie! Es ist kein Mord. Die Kirche sagt, sie muss sterben, wenn ihr also Gottes Werk tun wollt, dann los.» Robbie trat einen halben Schritt vor, doch dann spürte er die Stimmung im Hof und hielt inne.
    Plötzlich ertönte ein Lachen, und wenig später lachten und johlten alle. Geneviève sah immer noch verwirrt aus, doch Thomas lächelte ihr zu. Er hob die Hand, um für Ruhe zu sorgen. «Sie bleibt», sagte er, «und ihr habt genug zu tun, also seht zu, dass ihr an die Arbeit kommt.»
    Robbie spuckte angewidert aus, als Thomas mit Geneviève wieder in den Saal zurückging. Thomas hängte das Kruzifix in die Nische und schloss die Augen. Er betete, dankte Gott dafür, dass sie die Oblatenprobe bestanden hatte. Und vor allem dafür, dass sie blieb.

D ie nächsten zwei Wochen verbrachte Thomas damit, sich auf eine Belagerung vorzubereiten. Zur Burg von Castillon d’Arbizon gehörte eine Quelle, die zwar nur trübes, brackiges Wasser führte, aber immerhin sicherstellte, dass seine Männer nicht verdursten würden. Die Lagerräume der alten Garnison hingegen hatten nur einige Säcke feuchtes Mehl, ein Fass mit gekeimten Bohnen, einen Krug ranziges Olivenöl und ein paar schimmelige Käselaibe zutage gefördert. Also schickte Thomas seine Männer Tag um Tag los, die Stadt und die umliegenden Dörfer zu durchkämmen, und mittlerweile türmten sich die Nahrungsmittel bis unter die Decke. Als in der Stadt und den Dörfern nichts mehr zu holen war, begann er seine Plünderstreifzüge. Das war Krieg, wie er ihn kannte, die Art von Krieg, die die gesamte Bretagne verwüstet hatte und fast bis zu den Toren von Paris gedrungen war. Thomas ließ zehn Mann als Burgwache zurück, der Rest ritt mit ihm zu irgendwelchen Dörfern oder Gutshöfen, die dem Grafen von Berat unterstanden, und dort nahmen sie sich das Vieh, leerten die Scheunen und steckten alles Übrige in Brand. Nach zwei solchen Plünderungen sprach eine Abordnung bei Thomas vor, die ihm Geld anbot, damit er ihr Dorf verschonte, und am darauffolgenden Tag trafen zwei weitere Gesandtschaften mit Beuteln voller Münzen ein. Es kamen auch Männer, die ihre Dienste anboten. Unter den routiers sprach sich herum, dass man in Castillon d’Arbizon Geld und Beute bekommen konnte, und bevor Thomas auch nur zehn Tage in der Stadt war, befehligte er bereits über sechzig Männer. Jeden Tag schickte er zwei berittene Plündertrupps los, und fast ebenso häufig verkaufte er auf dem Marktplatz überschüssiges Beutegut. Sämtliche Erträge teilte er in drei Anteile: einen für den Earl of Northampton, einen für sich selbst, den er wiederum mit Robbie und d’Evecque teilte, und einen für seine Männer.
    Geneviève ritt mit ihm, obwohl Thomas dagegen war. Frauen auf Beutezüge mitzunehmen lenkte nur ab, und daher verbat er dies seinen Männern strikt, doch Geneviève hatte noch immer Angst vor Robbie und der Handvoll Männer, die sie ebenso hassten, und so bestand sie hartnäckig darauf, mit Thomas zu reiten. In der Waffenkammer der Burg hatte sie ein kurzes Kettenhemd gefunden, und sie hatte es mit Sand und Essig poliert, bis ihre Hände wund waren und die Eisenringe wie Silber glänzten. Es war viel zu weit für ihren schlanken Körper, doch sie gürtete es mit einem gelben Stoffstreifen. Ein weiteres Stück von dem Stoff befestigte sie oben auf ihrem Helm, einer einfachen, mit Leder gefütterten Beckenhaube. Wenn Geneviève abends in ihrer silbernen Rüstung in die Stadt zurückgeritten kam, an der Spitze eines Reitertrupps, der schwer beladene Packpferde und gestohlenes Vieh mit sich führte, nannten die Leute sie eine draga . Jeder kannte die dragas , sie waren die Gespielinnen des Teufels, unberechenbar und tödlich und stets in strahlendes Weiß gekleidet. Geneviève war die Gespielin des Teufels, sagten sie, und sie brachte dem Engländer teuflisches Glück. Seltsamerweise weckten diese Gerüchte bei den meisten von Thomas’ Männern Stolz. Die Bogenschützen unter ihnen waren in der Bretagne als hellequins bezeichnet worden, als Reiter des

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