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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ausgesetzt», sagte Thomas. «Sie wollen das Geld. Und irgendwann werden sie ihren Mut zusammenraffen. Hoffentlich.» Er tätschelte seinen neuen Bogen, der in einer langen, ledernen Röhre steckte, die an seinem Sattel befestigt war.
    Im Verlauf des Vormittags durchquerten die Plünderer eine Reihe von weiten, fruchtbaren Tälern, die jeweils durch hohe, felsige Hügelketten voneinander getrennt waren. Vom Hügelkamm konnte Thomas Dutzende von Dörfern und auch zwei Festungen sehen. Beide waren klein, und an beiden Türmen wehte eine Flagge, doch sie waren zu weit entfernt, um das Wappen erkennen zu können. Thomas vermutete jedoch, dass es das Wappen des Grafen von Berat war. Alle Täler waren von Flüssen durchzogen, doch die Reiter hatten keine Schwierigkeiten, sie zu überqueren, da die Furten nicht bewacht waren. Die Straßen verliefen ebenso wie die Hügel und Täler alle in nordsüdlicher Richtung, und daher schienen die Herren dieser reichen Ländereien es nicht für nötig zu halten, sich gegen Reisende in ostwestlicher Richtung zu schützen.
    «Ist das Astarac?», fragte d’Evecque, als sie wiederum einen Höhenzug überquerten. Er sah hinunter auf ein Dorf mit einer kleinen Burg.
    «Die Burg von Astarac ist zerstört», sagte Geneviève. «Sie besteht nur noch aus einem Turm und ein paar Mauerresten auf einem Felsvorsprung.»
    «Warst du mal da?», fragte Thomas.
    «Mein Vater und ich sind immer zum Olivenfest hingefahren.»
    «Olivenfest?»
    «Am Tag des heiligen Judas», sagte sie. «Da kamen Hunderte von Leuten. Wir haben gutes Geld verdient.»
    «Und da werden Oliven verkauft?»
    «Öl. Ganze Stände voller Krüge, frisch gepresst. Und abends wurden Ferkel mit dem Öl eingerieben, und die Leute haben versucht, sie zu fangen. Es gab Stierkämpfe, und getanzt wurde natürlich auch.» Sie lachte bei der Erinnerung daran, dann gab sie ihrem Pferd die Sporen. Sie ritt gut, mit geradem Rücken und tiefen Fersen, während Thomas, wie die meisten Bogenschützen, wie ein Sack Mehl auf dem Pferd hing.
    Es war kurz nach Mittag, als sie in das Tal von Astarac hinunterritten. Die coredors hatten sie mittlerweile aufgespürt und folgten ihnen, jedoch in sicherem Abstand. Thomas beachtete sie nicht, sondern starrte auf den dunklen Umriss der zerstörten Burg, die eine halbe Meile südlich des Dorfes auf einer Felszunge stand. Weiter nördlich konnte er in der Ferne ein Kloster ausmachen, vermutlich Zisterzienser, denn die Kirche hatte keinen Turm. Dann betrachtete er wieder die Burg. Er wusste, dass sie einst seiner Familie gehört hatte, dass dieses Land von seinen Vorfahren regiert worden war, dass sein Wappen über diesem Turm geweht hatte, und er dachte bei sich, dass er eigentlich ergriffen sein müsste, doch er verspürte nur eine leise Enttäuschung. Das Land bedeutete ihm gar nichts, und wie sollte etwas so Kostbares wie der Gral sich in diesem armseligen Steinhaufen befunden haben?
    Robbie ritt zu ihnen zurück. Geneviève wich zur Seite, doch er beachtete sie gar nicht. «Sieht nicht gerade vielversprechend aus», sagte er.
    «Nein», stimmte Thomas zu.
    Robbie drehte sich im Sattel um, dass das Leder knarzte. «Wie wär’s, wenn ich mit einem Dutzend Soldaten zu dem Kloster reite?», schlug er vor. «Vielleicht haben sie gutgefüllte Speicher.»
    «Nimm die Bogenschützen mit», sagte Thomas. «Und wir plündern derweil das Dorf.»
    Robbie nickte, dann sah er zu den coredors hinüber. «Die Bastarde werden es nicht wagen anzugreifen.»
    «Das glaube ich auch nicht, aber ich vermute, dass ein Kopfgeld auf uns ausgesetzt ist, also halte deine Männer zusammen.»
    «In Ordnung», sagte Robbie und gab, wiederum ohne Geneviève eines Blickes zu würdigen, seinem Pferd die Sporen. Thomas befahl weiteren drei seiner Männer, dem Schotten zu folgen, dann ritt er mit d’Evecque hinunter in das Dorf. Sobald die Einwohner die nahenden Soldaten erblickten, wurde ein großes Feuer entzündet, von dem eine dichte graue Rauchwolke aufstieg. «Eine Warnung», sagte d’Evecque. «Das wird jetzt überall passieren, wo wir auftauchen.»
    «Eine Warnung?»
    «Der Graf von Berat ist aufgewacht. Wahrscheinlich hat er den Befehl erteilt, ein Feuer zu entzünden, wenn wir irgendwo hinkommen. Dadurch werden alle im Dorf gewarnt, ihr Vieh zu verstecken und ihre Töchter wegzusperren. Und der Rauch wird bis nach Berat zu sehen sein.»
    «Wir sind verdammt weit weg von Berat.»
    «Heute werden sie auch nicht mehr losreiten. Die

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