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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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tonlos.
    «Ja», sagte Geneviève. «Jedes Mal, wenn mein Vater und ich hierherkamen, hörten wir die Geschichten von Astarac. Die Leute erzählen sie sich immer noch.»
    «Und was erzählen sie?»
    «Dass ein hoher Fürst hierhergeflohen war und die Schätze der Katharer bei sich hatte. Und diese Schätze sollen noch immer hier sein.»
    Thomas lächelte. «Die hätte doch längst jemand gefunden.»
    «Wenn etwas gut versteckt ist», sagte Geneviève, «findet man es nicht leicht.»
    Thomas blickte hinunter ins Dorf. Aus dem Pferch, wo das Vieh geschlachtet wurde, drang verängstigtes Muhen und Blöken und Meckern herauf. Das Fleisch würden sie an die Sättel binden und mitnehmen, um es zu pökeln oder zu räuchern, den Rest – Hörner, Innereien und Häute – konnten die Dorfleute behalten. «Die Leute erzählen überall Geschichten», sagte Thomas achselzuckend.
    «Unter all den Schätzen», fuhr Geneviève leise fort, ohne seine abfällige Bemerkung zu beachten, «ist einer, der noch kostbarer ist als alle anderen. Doch es heißt, nur ein Erleuchteter kann ihn finden.»
    «Dann kann nur Gott ihn finden», gab Thomas zurück.
    «Aber das hindert dich nicht, danach zu suchen, oder?»
    «Wonach?»
    «Nach dem Gral.»
    Nun war es ausgesprochen, das unaussprechliche, unmögliche Wort, der Name des Objekts, das Thomas suchte, obgleich er fürchtete, dass es nur eine Schimäre war. Die Aufzeichnungen seines Vaters deuteten an, dass er im Besitz des Grals gewesen war, und sein Vetter, Guy Vexille, war überzeugt, dass Thomas wusste, wo sich die Reliquie befand, deshalb würde Vexille ihn bis ans Ende der Welt verfolgen. Aus diesem Grund war Thomas hier, in Astarac, um seinen mordlüsternen Vetter in die Reichweite seines neuen Bogens zu locken. «Guillaume d’Evecque weiß, weshalb wir hier sind», sagte er zu Geneviève, «und Robbie weiß es auch, aber sonst niemand, und das soll auch so bleiben.»
    «Ich werde es nicht weitererzählen. Aber glaubst du, dass es den Gral wirklich gibt?»
    «Nein», sagte Thomas bestimmter, als er fühlte.
    «Ich glaube es.»
    Thomas trat zu ihr und blickte nach Süden, wo sich ein Fluss durch Wiesen und Olivenhaine schlängelte. Dort unten lauerten Männer, etwa zwanzig, und er wusste, es waren coredors . Er würde etwas unternehmen müssen, sonst hatten sie die zerlumpten Gestalten den ganzen Winter auf den Fersen. Sie würden gewiss nicht angreifen, aber falls einer seiner Männer sich von der Truppe entfernte, könnten sie ihn überfallen, und daher war es besser, er verjagte die Räuber, bevor so etwas passierte.
    «Ich bin sicher, dass es ihn gibt», beharrte Geneviève.
    «Woher willst du das wissen?», fragte Thomas, den Blick noch immer auf die coredors gerichtet, die ihn ihrerseits beobachteten.
    «Der Gral ist wie Gott», sagte Geneviève. «Er ist überall, wohin wir auch schauen, doch wir sind blind dafür. Die Menschen glauben, sie könnten Gott nur sehen, wenn sie eine große Kirche bauen und sie mit Gold und Silber und Statuen füllen, dabei müssten sie nur richtig hinsehen. Der Gral existiert, Thomas, du brauchst nur die Augen zu öffnen.»
    Thomas schnürte seinen Bogen, nahm einen alten Pfeil aus der Tasche und spannte die Sehne, so weit es ging. Er hielt den Pfeil niedrig, auf Höhe seiner Taille, und richtete die linke Hand nach oben, sodass der Pfeil, als er die Sehne losließ, gen Himmel schoss, bis die weißen Federn kaum noch zu sehen waren, und dann zur Erde hinabstieß und gut dreihundert Schritt entfernt in der Flussböschung landete. Die coredors verstanden die Botschaft und wichen zurück.
    «Was für eine Verschwendung», sagte Thomas. Dann nahm er Geneviève beim Arm und machte sich auf den Weg zu seinen Männern.

    Robbie betrachtete staunend die Ländereien des Klosters, während die Zisterziensermönche, die darauf arbeiteten, ihre weißen Kutten rafften und flüchteten, als sie ihn und seine Soldaten aus dem Dorf kommen sahen. Auf dem größten Teil der Felder waren Weinstöcke angebaut, doch es gab auch einen Obstgarten mit Birnbäumen, einen Olivenhain, eine Schafweide und einen Fischteich. Was für ein fettes Land, dachte er. Seit Tagen hörte er, wie schlecht die Ernten im südlichen Teil der Gascogne ausfielen, doch im Vergleich zu den kargen, mageren Landstrichen seiner nördlichen Heimat war es das reinste Paradies. Im Kloster begann eine Glocke Alarm zu läuten.
    «Die haben bestimmt eine Schatzkammer.» Jake, der zu Robbie aufgeschlossen

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