Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
hatte, deutete auf das Kloster. «Und wenn wir den da töten» – er meinte den einzelnen Mönch, der aus dem Tor des Klosters getreten war und ruhigen Schrittes auf sie zukam –, «wird der Rest uns keine Schwierigkeiten mehr machen.»
«Du tötest niemanden», sagte Robbie barsch. Er bedeutete seinen Männern anzuhalten. «Ihr wartet hier», befahl er. Dann schwang er sich aus dem Sattel, warf Jake die Zügel zu und ging dem Mönch entgegen, der sehr groß, sehr hager und sehr alt war. Er hatte einen Kranz aus dünnem weißem Haar und ein langes, dunkles Gesicht, das Weisheit und Sanftmütigkeit ausstrahlte. Ihm gegenüber kam sich Robbie in seinem Kettenpanzer, mit dem Schild auf dem Rücken und dem Schwert seines Onkels an der Hüfte linkisch und fehl am Platze vor.
Der rechte Ärmel der weißen Mönchskutte war mit Tinte beschmiert, sodass Robbie sich fragte, ob der Mann ein Schreiber war. Offensichtlich war er vorgeschickt worden, um mit den Räubern zu verhandeln. Vielleicht wollte er ihnen Geld bieten oder sie ersuchen, Gottes Haus zu respektieren. Robbie blieb stehen, runzelte die Stirn und überlegte, was er zu dem hochgewachsenen Mönch sagen sollte, der jetzt lächelnd vor ihm stand. «Ihr seid gewiss die englischen Plünderer?», sagte er in sehr gutem Englisch.
Robbie schüttelte den Kopf. «Ich bin Schotte.»
«Schotte! Ein Schotte, der mit den Engländern reitet! Ich habe einmal zwei Jahre in einem Zisterzienserhaus in Yorkshire verbracht, und die Brüder dort sprachen nie ein gutes Wort über die Schotten. Und doch bist du hier, zusammen mit den Engländern. Dabei dachte ich, ich hätte schon alle Wunder gesehen, die diese sündige Welt zu bieten hat.» Wieder lächelte der Mönch. «Ich bin Abbé Planchard, und mein Haus ist dir auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Tut, was ihr wollt, mein Sohn, wir werden euch nicht bekämpfen.» Er trat zur Seite und deutete auf das Kloster, als wollte er Robbie einladen, sein Schwert zu ziehen und mit der Plünderung zu beginnen.
Doch Robbie rührte sich nicht, obwohl er auf seinen Raubzügen nie vor Kirchen zurückgeschreckt war.
«Natürlich könnt ihr auch gerne einen Becher Wein kosten», sagte der Abbé. «Wir machen ihn selbst, und er ist nicht besonders gut, weil wir ihn zu jung trinken, aber wir haben leckeren Ziegenkäse, und Bruder Philippe bäckt das beste Brot im ganzen Tal. Wir können auch eure Pferde tränken, aber leider haben wir nur wenig Heu.»
«Nein», sagte Robbie abrupt und drehte sich zu seinen Männern um. «Reitet zurück zu d’Evecque!», befahl er.
«Was?», fragte einer der Soldaten verdutzt.
«Reitet zurück zu d’Evecque. Sofort!»
Er nahm Jake sein Pferd ab und ging dann mit dem Abbé zum Kloster. Er sagte nichts, doch Planchard schien zu spüren, dass der junge Schotte etwas auf dem Herzen hatte. Er bat den Torwächter, sich um das Pferd zu kümmern, und bot Robbie an, Schwert und Schild in der Eingangshalle abzulegen. «Selbstverständlich kannst du sie auch bei dir behalten», sagte er, «aber ich dachte, ohne ist es vielleicht bequemer für dich. Willkommen im Kloster St. Sévère.»
«St. Sévère?», fragte Robbie, während er seinen Schild vom Rücken nahm.
«Er soll hier den Flügel eines Engels geheilt haben. Es fällt mir bisweilen schwer, das zu glauben, aber Gott stellt unseren Glauben gern auf die Probe, deshalb bete ich jeden Abend zum heiligen Severus, danke ihm für sein Wunder und bitte ihn, mich ebenso zu heilen wie den Engelsflügel.»
Robbie lächelte. «Müsst Ihr denn geheilt werden?»
«Das müssen wir alle. Wenn wir jung sind, ist es unser Geist, der bricht, und wenn wir alt sind, ist es der Körper.» Abbé Planchard führte Robbie zu einem Kreuzgang, suchte sich einen sonnigen Platz und forderte seinen Besucher auf, sich auf die niedrige Mauer zwischen zwei Pfeilern zu setzen. «Sag mir, bist du Thomas?», fragte er und setzte sich neben Robbie auf die Mauer. «So heißt doch der Mann, der die Engländer anführt, nicht wahr?»
«Nein, ich bin nicht Thomas», erwiderte Robbie. «Ihr habt schon von uns gehört?»
«Aber ja. Seit dem Sturz des Engels ist in dieser Gegend nichts Aufregendes mehr passiert», sagte der Abbé schmunzelnd, dann drehte er sich um und bat einen Mönch, Wein, Brot und Käse zu bringen. «Und etwas Honig! Wir machen sehr guten Honig», fügte er, zu Robbie gewandt, hinzu. «Die Aussätzigen kümmern sich um die Bienenstöcke.»
«Aussätzige!»
«Sie leben
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