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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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artig, und am nächsten Morgen brachen sie bei schneidendem Nordwind auf, um Robbie auf seinen Weg zu bringen.

    Der Graf von Berat hatte Astarac erst ein einziges Mal besucht, und das war vor vielen Jahren gewesen, sodass er das Dorf, als er es jetzt erneut aufsuchte, kaum wiedererkannte. Die Hälfte aller Dächer war verbrannt, die Steinmauern waren schwarz von Ruß, und eine riesige Blutlache, übersät mit Knochen, Federn und Innereien, zeigte an, wo das Vieh geschlachtet worden war. Drei Zisterziensermönche teilten gerade Essen von einem Karren aus, als der Graf ankam, doch trotz dieser wohltätigen Geste stürzten die zerlumpten Dorfbewohner sofort auf den Grafen zu, rissen sich die Hauben vom Kopf, fielen auf die Knie und bettelten um ein Almosen.
    «Wer hat das getan?», fragte der Graf.
    «Die Engländer, Herr», antwortete einer der Mönche. «Sie waren gestern hier.»
    «Beim Allmächtigen, dafür werden sie hundert Tode sterben», verkündete der Graf.
    «Und ich werde sie ihnen zufügen», knurrte Joscelyn blutrünstig.
    «Ich bin fast geneigt, dich auf sie loszulassen», sagte der Graf, «aber wie sollen wir in die Burg kommen?»
    «Mit Kanonen.»
    «Ich habe bereits die Kanone aus Toulouse angefordert», erwiderte der Graf gereizt. Er warf den Dorfleuten ein paar kleine Münzen zu, dann gab er seinem Pferd die Sporen. Er starrte zu der Burgruine auf dem Felsen, ritt jedoch nicht hinüber, denn es war spät, die Dunkelheit nahte, und er fror. Außerdem war der Graf erschöpft und wund geritten, und die ungewohnte Rüstung scheuerte an den Schultern, und so wandte er sich dem zweifelhaften Komfort des Klosters St. Sévère zu.
    Die Mönche kehrten von der Arbeit zurück. Einer trug ein großes Bündel Anmachholz über der Schulter, andere Hacken und Spaten. Die letzten Trauben wurden geerntet, und zwei der Mönche führten einen Ochsenkarren, der mit Körben voll dunkler Früchte beladen war. Sie zogen den Karren beiseite, als der Graf und seine dreißig Soldaten klirrend auf die schlichten, schmucklosen Gebäude zuritten. Niemand in dem Kloster hatte mit Besuchern gerechnet, doch die Mönche begrüßten den Grafen freundlich, sorgten dafür, dass die Pferde untergestellt wurden und brachten die Soldaten in der Scheune zwischen den Weinpressen unter. In den Gästekammern, in denen der Graf, sein Neffe und Vater Roubert nächtigen würden, wurde ein Feuer entzündet. «Der Abbé wird Euch nach der Komplet begrüßen», teilte man dem Grafen mit, dann brachte man ihm ein Mahl aus Brot, Bohnen, Wein und geräuchertem Fisch. Der Wein des Klosters schmeckte sauer.
    Der Graf entließ Joscelyn und Vater Roubert in ihre Kammern, schickte seinen Knappen, sich irgendwo ein Lager zu suchen, und setzte sich allein ans Feuer. Er fragte sich, warum Gott ihm die Engländer auf den Hals geschickt hatte. War das ebenfalls eine Strafe dafür, dass er sich nicht um den Gral gekümmert hatte? Alles deutete darauf hin, denn der Graf war mittlerweile überzeugt, dass Gott ihn auserwählt hatte. Noch eine letzte, große Aufgabe, dann würde er belohnt werden. Der Gral, dachte er ergriffen, das heiligste aller heiligen Dinge, und er war dazu ausersehen, es zu finden. Er fiel vor dem offenen Fenster auf die Knie, lauschte auf den Gesang der Mönche, der aus der Klosterkirche zu ihm heraufklang, und betete, dass seine Suche erfolgreich sein möge. Er betete, noch lange nachdem der Gesang verklungen war, und so fand Abbé Planchard den Grafen auf den Knien vor. «Störe ich?», fragte der Abt leise.
    «Nein, nein.» Mühsam erhob sich der Graf von seinen schmerzenden Knien. Er hatte seine Rüstung abgelegt und trug einen pelzgefütterten Umhang und seine übliche wollene Haube. «Bitte verzeiht mir, Planchard, dass ich so unangemeldet über Euch herfalle. Ich bereite Euch sicher große Unannehmlichkeiten.»
    «Nur der Teufel bereitet mir Unannehmlichkeiten», erwiderte der Abbé, «und ich weiß, dass Ihr nicht von ihm entsandt seid.»
    «Ich hoffe nicht», sagte der Graf, setzte sich und sprang umgehend wieder auf. Wegen seines Rangs stand ihm der einzige Stuhl im Raum zu, aber der Abbé war so alt, dass der Graf sich verpflichtet fühlte, ihm die Sitzgelegenheit zu überlassen.
    Doch der Abbé schüttelte den Kopf und setzte sich stattdessen auf den Fenstersims.
    «Vater Roubert hat an der Komplet teilgenommen und hinterher mit mir gesprochen.»
    Der Graf wurde unruhig. Hatte Roubert Planchard anvertraut, weshalb sie hier

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