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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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waren? Er hatte es dem Abbé selbst sagen wollen.
    «Er ist sehr aufgebracht», sagte Planchard. Er sprach Französisch, das Französisch eines Adligen, elegant und präzise.
    «Roubert ist immer aufgebracht, wenn er sich nicht wohl fühlt», erwiderte der Graf. «Es war eine lange Reise, und er ist das Reiten nicht gewohnt. Liegt ihm einfach nicht im Blut. Er hockt auf dem Pferd wie ein Krüppel.» Er verstummte, sah den Abbé blinzelnd an und stieß dann einen heftigen Nieser aus. «Gute Güte», schniefte er und wischte sich mit dem Ärmel über die Nase. «Roubert hängt mit krummem Rücken im Sattel. Ich sage ihm immer wieder, er soll sich gerade hinsetzen, aber er hört nicht auf mich.» Er nieste erneut.
    «Ich hoffe sehr, Ihr habt Euch kein Fieber eingefangen», sagte der Abbé. «Der Anlass für Vater Rouberts Missstimmung war nicht Erschöpfung, sondern die Begine.»
    «Ach ja, natürlich. Das Mädchen.» Der Graf zuckte die Achseln. «Ich glaube, er war ziemlich erpicht darauf, die Kleine brennen zu sehen. Wäre ja auch eine treffliche Belohnung für seine Mühen gewesen. Ihr wisst, dass er sie der Befragung unterzogen hat?»
    «Mit glühendem Eisen, wie ich gehört habe», sagte Planchard, dann runzelte er die Stirn. «Wie eigenartig, eine Begine so weit hier unten im Süden. Sonst treiben sie sich doch im Norden herum. Aber ich nehme an, er ist sicher?»
    «Absolut! Das arme Ding hat gestanden.»
    «Das hätte ich auch, wenn man mich mit glühendem Eisen traktiert hätte», entgegnete der Abbé scharf. «Ihr wisst, dass sie mit den Engländern reitet?»
    «Ja, das habe ich gehört. Eine üble Geschichte, Planchard, eine üble Geschichte.»
    «Immerhin haben sie dieses Haus verschont», sagte der Abbé. «Seid Ihr deshalb gekommen? Um uns vor einer Ketzerin und den Engländern zu schützen?»
    «Natürlich, natürlich», erwiderte der Graf, näherte sich dann jedoch dem wahren Anlass seiner Reise. «Es gibt allerdings noch einen weiteren Grund, Planchard, einen sehr viel bedeutsameren Grund.» Er hatte erwartet, dass der Abbé fragen würde, was denn der Grund gewesen sei, doch der alte Mönch schwieg, und dem Grafen wurde unbehaglich zumute. Er fragte sich, ob Planchard ihn auslachen würde. «Vater Roubert hat Euch nichts davon gesagt?», fragte er.
    «Er hat von nichts anderem gesprochen als von der Begine.»
    «Ah.» Der Graf wusste nicht so recht, wie er das Ganze angehen sollte, und so stürzte er sich einfach in medias res , um zu sehen, ob der Abbé verstand, wovon er sprach. «‹Calix meus inebrians›» , verkündete er und nieste noch einmal.
    Planchard wartete, bis der Graf sich gesammelt hatte. «Die Psalmen Davids. Diesen mag ich besonders, vor allem den Anfang. ‹Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.›»
    «‹Calix meus inebrians›» , sagte der Graf, ohne auf Planchards Worte einzugehen, «war hier in Astarac über das Burgtor gemeißelt.»
    «Tatsächlich?»
    «Habt Ihr nichts davon gehört?»
    «In diesem kleinen Tal hört man so vieles, dass man lernen muss, zwischen Ängsten, Träumen, Hoffnungen und der Wirklichkeit zu unterscheiden.»
    «‹Calix meus inebrians›» , wiederholte der Graf stur. Er vermutete, dass der Abbé sehr wohl wusste, wovon er sprach, aber nicht auf das Thema eingehen wollte.
    Planchard musterte den Grafen eine Weile schweigend, dann nickte er. «Die Geschichte ist mir nicht neu. Euch auch nicht, wie ich annehme?»
    «Ich glaube», sagte der Graf verlegen, «dass Gott mich mit einem bestimmten Ziel hierhergeschickt hat.»
    «Oh, dann dürft Ihr Euch glücklich schätzen!» Der Abbé klang beeindruckt. «So viele Menschen kommen zu mir, um Aufklärung über Gottes Ziele zu erlangen, und alles, was ich ihnen sagen kann, ist, sie sollen wach sein, arbeiten und beten, und dann werden sie sie vielleicht eines Tages erkennen, aber der Herr offenbart Seine Ziele nur selten. Ich beneide Euch.»
    «Ihr müsst sie doch kennen», gab der Graf zurück.
    «Nein», sagte der Abbé ernst. «Gott hat mir lediglich das Tor zu einem Feld voller Steine, Disteln und Unkraut geöffnet und mir aufgetragen, es zu bestellen. Es war harte Arbeit, sehr harte Arbeit, und obwohl ich mich meinem Ende nähere, ist der größte Teil noch ungepflügt.»
    «Erzählt mir die Geschichte.»
    «Die Geschichte meines Lebens?», fragte Planchard mit leisem Spott.
    «Nein», erwiderte der Graf, «die Geschichte des Bechers, der uns trunken macht.»
    Planchard seufzte. Einen Moment

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