Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
Priestern ein.»
«Es war falsch von mir. Er war ein Mann der Kirche, und wir hätten ihn nicht töten dürfen.»
«Er war eine Ausgeburt des Teufels», entgegnete Thomas voller Abscheu.
«Er wollte genau das, was du auch willst», wandte Robbie ein, «und er hat getötet, um es zu bekommen, aber wir sind keinen Deut besser, Thomas.»
Thomas bekreuzigte sich. «Sorgst du dich um meine Seele», fragte er spöttisch, «oder um deine?»
«Ich habe mit dem Abt von Astarac gesprochen», sagte Robbie, «und ihm von dem Dominikaner erzählt. Der Abt meinte, ich hätte etwas Schreckliches getan, und mein Name stünde auf der Liste des Teufels.» Dies war die Sünde gewesen, die Robbie gebeichtet hatte. Doch Planchard hatte Robbie beim Wort genommen und mit strenger Miene zu ihm gesprochen. «Er hat mir befohlen, auf Pilgerreise zu gehen», fuhr Robbie fort. «Er hat gesagt, ich soll nach Bologna gehen und am Grab des heiligen Dominikus beten und ich würde ein Zeichen empfangen, wenn Dominikus mir meine Tat vergibt.»
Nach dem morgendlichen Gespräch mit d’Evecque war Thomas bereits zu dem Schluss gekommen, dass es das Beste war, wenn Robbie ging, und nun erleichterte Robbie ihm das Ganze sogar noch. Dennoch gab er sich widerstrebend. «Den Winter über kannst du doch noch bleiben», schlug er vor.
«Nein», sagte Robbie entschieden. «Ich muss etwas tun, Thomas, sonst bin ich verdammt.»
Thomas dachte an den Tod des Dominikaners, den flackernden Schein des Feuers auf den Zeltwänden, die beiden Schwerter, die auf den zuckenden, blutüberströmten Geistlichen eingehackt hatten. «Dann bin ich wohl auch verdammt, oder?»
«Deine Seele ist deine Sache», erwiderte Robbie, «und ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Aber der Abt hat mir gesagt, was ich tun soll.»
«Dann geh nach Bologna», sagte Thomas, bemüht, sich seine Erleichterung über Robbies Entschluss nicht anmerken zu lassen.
Es dauerte zwei Tage, bis Robbie herausgefunden hatte, wie er nach Bologna kam, doch ein Pilger, der in die Stadt gekommen war, um am Grab des heiligen Sardos zu beten, riet ihm, zunächst nach Astarac zurückzugehen und von dort Richtung Süden nach Saint-Gaudens. Dort würde er auf eine vielbefahrene Straße kommen, wo er sich Händlern anschließen konnte, die in Wagenzügen reisten und einen jungen, kräftigen Soldaten jederzeit willkommen heißen würden. «Von Saint-Gaudens wendet Ihr Euch nach Norden, Richtung Toulouse», sagte der Pilger. «Dort solltet Ihr auf jeden Fall am Schrein des heiligen Saturninus haltmachen und ihn um seinen Schutz bitten. Die Kirche St. Sernin besitzt eine der Peitschen, mit der unser Herr gegeißelt wurde. Gegen einen Obolus dürft Ihr sie berühren, und dann werdet Ihr niemals erblinden. Von dort aus müsst Ihr weiter nach Avignon. Diese Straßen sind bewacht; Euch dürfte also nichts zustoßen. In Avignon müsst Ihr dann den Heiligen Vater um seinen Segen bitten und jemand anders fragen, wie Ihr von dort nach Osten kommt.»
Der gefährlichste Teil der Reise war der erste, und Thomas versprach, Robbie zu begleiten, bis Astarac in Sicht kam, damit er nicht den coredors in die Hände fiel. Außerdem gab er ihm eine Börse mit Goldmünzen aus der großen Truhe im Saal. «Es ist mehr als dein Anteil», sagte Thomas.
Robbie wog die Börse in der Hand. «Das ist zu viel.»
«Süßer Jesus, Mann, du musst in den Gasthäusern bezahlen. Nimm es. Und verspiel es um Himmels willen nicht.»
«Nein, ganz bestimmt nicht», sagte Robbie. «Ich habe Abbé Planchard versprochen, das Spiel aufzugeben, und er hat mich gezwungen, in der Abtei einen Eid zu schwören.»
«Und eine Kerze anzuzünden, hoffe ich.»
«Drei», sagte Robbie und bekreuzigte sich. «Ich muss allen Sünden abschwören, bis ich zum heiligen Dominikus gebetet habe, hat der Abbé gesagt.» Er schwieg einen Moment, dann lächelte er traurig. «Ich wollte mich noch entschuldigen, Thomas.»
«Was? Wofür?»
Robbie zuckte die Achseln. «Ich bin nicht gerade der beste Gefährte gewesen.» Weiter sagte er nichts, doch er wirkte beschämt, und an diesem Abend, als sie alle zusammen in dem großen Saal aßen, um Robbie zu verabschieden, gab der junge Schotte sich große Mühe, höflich zu Geneviève zu sein. Er gab ihr sogar von seinem Hammelfleisch, spießte ein besonders saftiges Stück mit seinem Messer auf und bestand darauf, es auf ihren Teller zu legen. Guillaume d’Evecque riss erstaunt sein Auge auf, Geneviève bedankte sich
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