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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Graf, da er befürchtete, dass er keine Ruhe haben würde, die geheimnisvolle Mauer zu untersuchen, solange er nicht seine Zustimmung gab. «Aber sei vorsichtig!», mahnte er seinen Neffen. «Schick einen Aufklärungstrupp vor! Denk an den Rat von Vegetius!» Da Joscelyn jedoch noch nie von Vegetius gehört hatte, würde es ihm schwerfallen, dessen Rat zu beherzigen. Der Graf schien so etwas zu ahnen, denn er hatte plötzlich einen Einfall. «Nimm Vater Roubert mit. Er wird dir sagen, ob ein Angriff sicher ist oder nicht. Hast du mich verstanden, Joscelyn? Vater Roubert wird dich beraten, und du wirst seinen Rat befolgen.» Diese Taktik bot zwei Vorteile. Zum einen war der Prior ein vernünftiger und intelligenter Mann, der nicht zulassen würde, dass dieser Hitzkopf von Joscelyn eine Dummheit beging, aber vor allem wäre der Graf damit von der verdrießlichen Gegenwart des Dominikaners befreit. «Bis Einbruch der Dunkelheit seid ihr zurück», befahl der Graf. «Und denkt an Vegetius. Denkt um Himmels willen an Vegetius!» Die letzten Worte rief er ihnen hastig zu, während er wieder in die Gruft hinabkletterte.
    Joscelyn blickte missmutig auf den Prior hinunter. Er mochte die Kirchenmänner nicht und Vater Roubert erst recht nicht, aber wenn die Gesellschaft des Dominikaners der Preis war, den er für die Gelegenheit zahlen musste, Engländer zu töten, so sollte es ihm recht sein. «Habt Ihr ein Pferd, Vater?»
    «Ja, Herr.»
    «Dann holt es.» Joscelyn wendete seinen Hengst und ritt hinunter ins Tal. «Ich will die Bogenschützen lebend!», sagte er zu seinen Männern. «Damit wir uns die Belohnung holen können.» Und danach würden sie den Engländern die verfluchten Finger abhacken, ihnen die Augen ausstechen und sie dann verbrennen. Davon träumte Joscelyn, während er seine Männer nach Westen führte. Am liebsten wäre er losgestürmt, um das Tal zu erreichen, bevor die Engländer verschwanden, doch Soldaten auf dem Weg in die Schlacht kamen nun mal nicht schneller voran. Einige der Pferde, wie auch das von Joscelyn selbst, trugen Rüstungen aus Leder und Kettenpanzer, und das Gewicht dieser Rüstungen, ganz zu schweigen von dem ihrer Reiter, bedeutete, dass sie nur im Schritt geritten werden konnten, damit sie noch frisch genug für den Angriff waren. Einige Männer hatten Knappen, und diese niederen Wesen führten die Packpferde mit den schweren, sperrigen Lanzenbündeln. Soldaten galoppierten nicht in die Schlacht, sondern trotteten gemächlich wie Ochsen.
    «Ihr denkt an den Rat Eures Onkels, Herr?», sagte Vater Roubert zu Joscelyn, um seine Nervosität zu überspielen. Für gewöhnlich war der Prior ein ernster und beherrschter Mann, seiner mühsam errungenen Würde stets bewusst, doch nun befand er sich auf unbekanntem und gefährlichem, aber auch erregendem Terrain.
    «Der Rat meines Onkels», erwiderte Joscelyn verdrossen, «bestand darin, auf Euren Rat zu hören. Also sagt mir: Was wisst Ihr vom Kriegshandwerk?»
    «Ich habe Vegetius gelesen», sagte Vater Roubert steif.
    «Und wer zum Teufel war das?»
    «Ein Römer, Herr, und er gilt bis heute als höchste Autorität in Kriegsdingen. Er hat ein Werk mit dem Titel Epitoma Rei Militaris verfasst – Die Grundlagen des Militärwesens.»
    «Und was empfehlen diese Grundlagen?», fragte Joscelyn sarkastisch.
    «Im Wesentlichen, wenn ich mich recht entsinne, dass man an den Flanken des Feindes nach einer Schwachstelle suchen und auf keinen Fall ohne gründliche Erkundung angreifen soll.»
    Joscelyn, der seinen großen Turnierhelm über den Vorderzwiesel gestülpt hatte, blickte hinunter auf die zierliche Stute des Geistlichen. «Ihr habt das leichteste Pferd, Vater», sagte er amüsiert. «Am besten übernehmt Ihr die Erkundung.»
    «Ich?» Vater Roubert sah ihn schockiert an.
    «Reitet voraus, schaut, was die Bastarde treiben, dann kommt zurück und berichtet uns. Ihr sollt mich doch beraten, oder? Wie zum Henker wollt Ihr das tun, wenn Ihr nicht vorher die Lage erkundet habt? Steht doch sogar in Eurem schlauen Buch. Halt, doch nicht jetzt, verdammter Trottel!» Die letzten Worte rief Joscelyn, weil Vater Roubert gehorsam vorwärtsgetrabt war. «Sie sind nicht da oben, sondern im nächsten Tal.» Er deutete mit dem Kopf auf den Rauch, der dichter zu werden schien. «Also wartet, bis wir zwischen den Bäumen auf der anderen Seite des Hügels sind.»
    Tatsächlich sahen sie sogar ein paar Reiter oben auf der kahlen Hügelkuppe, aber sie waren weit

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