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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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fragte er Vater Roubert.
    «Es heißt, der heilige Severus habe in diesem Tal den Flügel eines Engels geheilt», erwiderte der Dominikaner und beäugte die Feder misstrauisch.
    «Natürlich!», rief der Graf aus. Das erklärte die gelbliche Farbe, denn der Flügel war gewiss golden gewesen. «Eine Engelsfeder!», sagte er ehrfurchtsvoll.
    «Wohl eher eine Schwanenfeder», sagte Vater Roubert abfällig.
    Der Graf untersuchte die silberne Schatulle, die von der Erde schwarz verfärbt war. «Das könnte ein Engel sein», sagte er und deutete auf einen Schnörkel an der Außenseite.
    «Oder auch nicht.»
    «Ihr seid nicht gerade hilfreich, Roubert.»
    «Ich bete jeden Abend darum, dass Eure Suche von Erfolg gekrönt wird», erwiderte der Prior pikiert, «aber ich sorge mich auch um Eure Gesundheit.»
    «Ach, das ist nur eine verstopfte Nase», sagte der Graf, obgleich er Schlimmeres fürchtete. Ihm war schwindlig, und seine Gelenke schmerzten, doch wenn er den Gral fand, würden all diese Beschwerden verschwinden. «Eine Engelsfeder!», wiederholte der Graf staunend. «Ein Wunder! Das ist doch gewiss ein Zeichen, oder?» Und dann geschah ein weiteres Wunder, denn der Mann, der die silberne Schatulle gefunden hatte, kam heraus und verkündete, hinter der festen Erdschicht sei eine Mauer. Der Graf drückte Vater Roubert die Schatulle mit der himmlischen Feder in die Hand, stürmte zurück in die Gruft und kletterte auf den Erdhaufen, um die Mauer selbst in Augenschein zu nehmen. Es war nur ein kleines Stück davon zu sehen, doch dieses Stück bestand aus einem gemeißelten Steinquader. Der Graf riss dem Mann die Schaufel aus der Hand und schlug damit gegen den Stein. Es klang hohl. «Legt sie frei!», befahl er aufgeregt. «Legt sie frei!» Triumphierend strahlte er Vater Roubert an. «Das ist es! Ich weiß es!»
    Doch der Prior teilte seine Aufregung über die verborgene Mauer nicht, sondern sah zu Joscelyn auf, der, in seine schimmernde Turnierrüstung gekleidet, bis an den Rand der offenen Gruft geritten war. «Da ist eine Rauchsäule», sagte er. «Drüben im nächsten Tal.»
    Es kostete den Grafen größte Überwindung, sich von der Mauer loszureißen, doch schließlich kletterte er auf eine Leiter und blickte nach Westen, wo eine schmutzig braune Rauchfahne in den blassen Himmel stieg. Sie schien in der Tat aus dem benachbarten Tal zu kommen. «Die Engländer?», fragte der Graf überrascht.
    «Wer sonst?», entgegnete Joscelyn. Seine Männer warteten am Fuß des Pfades, der zu der Festung hinaufführte. Sie waren gewappnet und bereit. «Wir könnten in einer Stunde dort sein», sagte Joscelyn. «Und sie rechnen bestimmt nicht mit uns.»
    «Aber sie haben Bogenschützen», warnte der Graf. Dann nieste er erneut geräuschvoll.
    Vater Roubert beobachtete den Grafen missmutig. Vermutlich hatte sich der alte Mann ein Fieber zugezogen, und es war seine eigene Schuld, weil er unbedingt bei dieser Kälte seine Ausgrabungen veranstalten musste.
    «Sei vorsichtig», sagte der Graf mit tränenden Augen. «Mit Bogenschützen ist nicht zu spaßen.»
    Joscelyn sah aus, als wolle er zu einer gereizten Antwort ansetzen, doch Vater Roubert kam ihm zuvor. «Wir wissen, dass sie in kleinen Gruppen reiten, Herr, und sie lassen stets einige ihrer Bogenschützen zurück, um ihre Festung zu bewachen. Vielleicht sind dort drüben nicht mehr als ein Dutzend dieser verhassten Kerle.»
    «Und vielleicht bekommen wir nie wieder eine solche Gelegenheit», warf Joscelyn ein.
    «Wir haben nicht viele Männer», sagte der Graf zweifelnd.
    Wessen Schuld war das wohl?, dachte Joscelyn grimmig. Er hatte seinem Onkel gesagt, er solle mehr Soldaten mitnehmen, aber der alte Trottel hatte darauf beharrt, die dreißig würden genügen. Jetzt starrte der Graf wie verhext auf eine dämliche Mauer, die am Ende der Gruft freigelegt worden war, und zog feige den Schwanz ein. «Dreißig Mann reichen aus», beharrte Joscelyn, «wenn die Engländer nur so wenige sind.»
    Vater Roubert sah zu der Rauchfahne hinüber. «Ist das nicht der Sinn und Zweck dieser Feuer, Herr?», fragte er. «Uns wissen zu lassen, wenn der Feind nah genug ist, um zuzuschlagen?» Das war eine der Aufgaben der Signalfeuer, doch der Graf wünschte, Henri Courtois, der Anführer seiner Truppen, wäre hier, um ihm mit seinem Rat zur Seite zu stehen. «Und wenn die feindliche Truppe klein ist», fuhr der Prior fort, «werden dreißig Mann in jedem Fall ausreichen.»
    Schließlich nickte der

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