Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
reist.»
«Ich habe einen Eid geschworen», sagte Robbie niedergeschlagen, dann überlegte er einen Moment. «Liegt Bologna in der Nähe von Rom?»
«Kann ich dir nicht sagen.»
«Ich würde mir Rom gerne mal ansehen. Glaubst du, der Papst kehrt irgendwann dahin zurück?»
«Weiß der Himmel.»
«Soll jedenfalls sehr schön sein», sagte Robbie sehnsüchtig. Dann grinste er. «Ich werde ein Gebet für dich sprechen, wenn ich dort bin.»
«Sprich zwei», sagte Thomas. «Eins für mich und eins für Geneviève.»
Robbie schwieg. Der Zeitpunkt des Abschieds war gekommen, und er wusste nicht, was er sagen sollte. Sie hatten ihre Pferde gezügelt, nur Jake und Sam waren ein Stück weitergeritten, bis sie auf das Dorf Astarac hinuntersehen konnten.
«Wir sehen uns wieder, Robbie», sagte Thomas, zog den Handschuh aus und streckte ihm seine Hand entgegen.
«Ja, ich weiß.»
«Und wir werden immer Freunde sein, selbst wenn wir auf verschiedenen Seiten des Schlachtfelds stehen.»
Robbie grinste. «Nächstes Mal siegen die Schotten. Jesses, wir hätten euch schon in Durham schlagen müssen! Wir waren so nah dran!»
«Nah dran ist nicht nah genug, wie wir Bogenschützen sagen», gab Thomas schmunzelnd zurück. «Pass auf dich auf, Robbie.»
«Mache ich.» Sie gaben sich die Hand, und genau in dem Augenblick wendeten Sam und Jake ihre Pferde und kamen im Galopp zurück.
«Soldaten!», rief Jake.
Thomas trieb sein Pferd vorwärts, bis er die Straße sehen konnte, die nach Astarac führte, und dort unten, keine halbe Meile entfernt, waren Reiter. Reiter in voller Rüstung, mit Schwertern und Schilden. Sie ritten unter einem Banner, das jedoch schlaff herunterhing, sodass Thomas das Wappen nicht erkennen konnte, und führten Packpferde mit sich, die mit langen, sperrigen Lanzen beladen waren. Ein ganzer Reitertrupp, der genau auf sie zukam beziehungsweise auf die Rauchfahne, die von dem Dorf im nächsten Tal aufstieg, das seine Männer gerade ausraubten. Thomas starrte nur reglos nach unten. Der Tag hatte so friedvoll gewirkt, so frei von jeder Bedrohung, und nun rückte ein Feind an. Wochenlang war ihnen niemand in die Quere gekommen. Bis jetzt.
Robbies Pilgerreise war vergessen, jedenfalls fürs Erste.
Denn es würde einen Kampf geben.
Und so ritten sie alle zurück.
Joscelyn, Herr von Merville, fand, sein Onkel war ein alter Narr, und schlimmer noch, ein reicher alter Narr. Wäre der Graf von Berat freigebig mit seinem Reichtum umgegangen, wäre es etwas anderes gewesen, aber er war ein Geizhals, außer wenn es darum ging, der Kirche zu spenden oder Reliquien zu erstehen, wie diese Handvoll schmutzigen Strohs, die er für eine Truhe voll Gold vom Papst in Avignon gekauft hatte. Joscelyn hatte nur einen einzigen Blick auf die angebliche Kostbarkeit geworfen und war zu dem Schluss gekommen, dass das Stroh aus den päpstlichen Pferdeställen stammte, doch der Graf war nicht davon abzubringen, dass das Jesuskind in seiner Krippe auf diesem Stroh gelegen hatte. Und nun war er in dieses elende Tal von Astarac gekommen, um nach weiteren Reliquien zu suchen. Worum es genau ging, wusste Joscelyn nicht, da weder der Graf noch Vater Roubert damit herausrücken wollten, doch Joscelyn war überzeugt, dass es ein sinnloses Unterfangen war.
Immerhin hatte er den Befehl über dreißig Soldaten, doch selbst das war ein fragwürdiger Vorzug, denn der Graf hatte strikte Anweisung erteilt, dass sie sich nicht mehr als eine Meile von Astarac entfernen durften. «Du bist hier, um mich zu beschützen», hatte er Joscelyn ermahnt, und Joscelyn hatte sich gefragt, wovor. Schließlich würden diese coredors es doch niemals wagen, echte Soldaten anzugreifen. Deshalb versuchte Joscelyn, auf den Dorfwiesen ein Turnier abzuhalten, doch die Soldaten seines Onkels waren größtenteils ältere Männer, die während der vergangenen Jahre kaum gekämpft und sich an ein ruhiges Leben gewöhnt hatten. Obwohl Joscelyn sich bemühte, ihren Kampfgeist zu wecken, nahm es niemand ernsthaft mit ihm auf, und auch wenn sie gegeneinander kämpften, taten sie es halbherzig. Nur seine beiden Gefährten, die er nach Berat mitgebracht hatte, legten ein wenig Enthusiasmus an den Tag, doch er hatte schon so oft gegen sie gekämpft, dass er jede ihrer Bewegungen kannte, und sie kannten seine. Er vertat hier nur seine Zeit, und so betete er erneut und voller Inbrunst darum, dass sein Onkel endlich sterben würde. Denn das war der einzige Grund, weshalb Joscelyn
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