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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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lächelte. «Der englische Bogenschütze ist aufgetaucht. Ich wusste, dass er kommen würde! Der elende Kerl hat mit einer kleinen Truppe Castillon d’Arbizon eingenommen, das, wie man mir gesagt hat, in der Nähe von Berat liegt. Er ist wie ein reifer Apfel, der nur noch gepflückt werden muss, Charles, deshalb schicke ich Guy Vexille zum Ernten. Und ich will, dass du Vexille begleitest.»
    «Du traust ihm nicht?»
    «Natürlich nicht.» Der Kardinal hob den Kelch erneut hoch und betrachtete ihn noch einmal ehrfürchtig, dann legte er ihn zurück in die mit Stroh gefüllte Kiste. «Und das hier nimmst du mit.»
    «Den Kelch?» Charles starrte ihn entgeistert an. «Was in Gottes Namen soll ich denn damit?»
    «Ich weiß, es ist eine schwere Verantwortung», erwiderte der Kardinal und drückte seinem Bruder die Kiste in die Hand, «aber den Legenden zufolge war der Gral im Besitz der Katharer, wo sonst also sollte er gefunden werden, wenn nicht in der Nähe der letzten Ketzerburg?»
    Charles war verwirrt. «Du willst, dass ich ihn finde?»
    Der Kardinal ging zu einem Betstuhl und kniete sich darauf. «Der Heilige Vater ist kein junger Mann mehr», sagte er fromm. Tatsächlich war Clemens erst sechsundfünfzig, lediglich acht Jahre älter als der Kardinal, aber Louis Bessières quälte die Vorstellung, Papst Clemens könne sterben und sein Nachfolger würde gewählt, bevor er Gelegenheit hatte, den Gral zu präsentieren und damit seine Ansprüche anzumelden. «Wir haben nicht die Zeit, in Ruhe abzuwarten. Ich brauche den Gral, und zwar jetzt!» Er schwieg einen Moment. «Aber falls Vexille von Gaspards Kelch erfährt, wird er versuchen, ihn dir wegzunehmen, deshalb musst du ihn töten, sobald er seine Pflicht erfüllt hat. Und seine Pflicht besteht darin, den englischen Bogenschützen zu finden. Also töte Vexille und bring diesen Bogenschützen zum Reden, Charles. Zieh ihm die Haut Zoll für Zoll ab und streu Salz auf sein Fleisch. Er wird reden, und wenn er dir alles über den Gral gesagt hat, was er weiß, dann töte ihn ebenfalls.»
    «Aber wir haben doch einen Gral», sagte Charles und hielt die Kiste hoch.
    «Wenn es einen echten gibt, Charles», erklärte der Kardinal geduldig, «und wenn der Engländer uns verrät, wo er ist, dann brauchen wir den hier nicht. Aber wenn aus dem Engländer nichts herauszuholen ist, wirst du verkünden, er habe dir diesen Gral gegeben. Du bringst ihn nach Paris, wir singen ein Te Deum , und in ein oder zwei Jahren gehe ich nach Avignon. Nach einer gewissen Zeit werden wir den Papstsitz nach Paris verlegen, und dann wird die ganze Welt ihren bewundernden Blick auf uns richten.»
    Charles dachte über den Plan nach und fand ihn unnötig kompliziert. «Warum präsentieren wir den Gral nicht einfach hier?»
    «Weil niemand mir glauben wird, wenn ich ihn in Paris finde», erwiderte der Kardinal, den Blick auf ein elfenbeinernes Kruzifix an der Wand geheftet. «Nein, er muss von weit her kommen, und Gerüchte über seine Entdeckung müssen ihm vorauseilen, damit die Leute auf den Straßen bei seiner Ankunft niederknien.»
    Das verstand Charles. «Und warum bringen wir Vexille nicht sofort um?»
    «Weil er besessen genug ist, den echten Gral zu finden, und wenn er tatsächlich existiert, dann will ich ihn haben. Die Leute wissen, dass er ein Vexille ist und dass seine Familie einst im Besitz des Grals war, wenn er also an der Entdeckung beteiligt ist, wirkt das Ganze umso überzeugender. Außerdem ist er von adliger Geburt. Er kann Truppen anführen, und er wird seine ganze Kraft und Gerissenheit brauchen, um diesen Engländer aus seinem Schlupfloch zu holen. Glaubst du vielleicht, siebenundvierzig Ritter und Soldaten würden dir folgen?» Der Kardinal hatte die Truppe aus Untergebenen seiner Vögte zusammengestellt, den Adligen, die die Ländereien verwalteten, die der Kirche von Fürsten übertragen worden waren, in der Hoffnung auf Vergebung ihrer Sünden. Diese Männer würden den Kardinal teuer zu stehen kommen, denn im Gegenzug brauchten die Vögte ein Jahr lang keine Steuern zu entrichten. «Du und ich stammen aus der Gosse, Charles», sagte der Kardinal, «und Soldaten würden dich verachten.»
    «Es muss doch Hunderte von Rittern geben, die mit Freuden bereit wären, den Gral zu suchen», sagte Charles.
    «Sogar Tausende», bestätigte der Kardinal, «aber sobald sie ihn gefunden hätten, würden sie ihn dem König bringen, und dieser Trottel würde ihn sich von den Engländern

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