Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
ausgestattet, und sein Helm war mit einem rot-gelben Federbusch geschmückt. Thomas zählte einunddreißig Reiter. Das würde kein Kampf werden, sondern ein Massaker.
Und dann kam ihm plötzlich alles unwirklich vor. Er hatte damit gerechnet, Erregung und auch ein wenig Furcht zu verspüren, doch er blieb vollkommen unbeteiligt, während er die Reiter beobachtete. Ihre Linie löste sich auf. Als sie den Wald verlassen hatten, waren sie Stiefel an Stiefel geritten, wie es sein sollte, doch nun scherten sie zusehends aus. Die Lanzen ragten in die Luft und würden sich erst in die Angriffsstellung senken, wenn die Reiter sich dem Feind näherten. An einer Lanze flatterte eine zerfetzte schwarze Fahne. Die Schabracken der Pferde blähten sich im Wind. Hufgetrappel mischte sich mit dem Klirren der Rüstungen, und Erdklumpen flogen auf. Das Visier eines Reiters klappte mit jedem Galoppsprung auf und zu. Dann verjüngte sich die Angriffslinie, als die Reiter sich der Furt näherten. Wasser spritzte auf bis zu den Sätteln.
Sie hatten das andere Ufer erreicht. Robbie und seine Männer waren verschwunden, und die Reiter gaben ihren Pferden die Sporen, da sie glaubten, der Feind sei in Panik geflohen. Die mächtigen Hengste donnerten in ungeordneter Linie die Straße hinauf, und die ersten näherten sich dem Feldstein. Thomas hörte es rumpeln, als der Heukarren aus dem Hof geschoben wurde, um die Straße zu versperren.
Er erhob sich und wählte instinktiv einen spitzen Pfeil statt eines breiten. Das Pferd des Reiters mit dem gelb-roten Schild war durch einen mit Leder unterlegten Kettenpanzer geschützt, und den würde ein Pfeil mit breiter Spitze niemals durchdringen. Thomas spannte die Sehne, bis seine Hand hinter dem Ohr lag, und ließ den ersten Pfeil los. Der Pfeil zitterte, als er vom Bogen schoss, dann stabilisierte er sich dank der Federn und bohrte sich mit Wucht in die Brust des Rappen. Noch während er flog, hatte Thomas bereits den zweiten Pfeil auf der Sehne, dann einen dritten. Auch seine Männer schossen in schnellem, gleichmäßigem Rhythmus. Er sah den Pfeilhagel und wunderte sich jedes Mal von neuem, wie wenig Schaden die ersten Pfeile anzurichten schienen. Kein Pferd war gestürzt, keines lief auch nur langsamer, obwohl gefiederte Schäfte aus Schabracken und Rüstungen ragten. Er spannte den Bogen erneut, ließ los und spürte, wie die Sehne über den Lederschutz an seinem linken Unterarm peitschte. Als er zum nächsten Pfeil griff, sah er, wie die ersten Pferde zu Boden gingen. Ein dumpfer Aufprall war zu hören, gefolgt von metallischem Klirren. Wieder zielte er auf den schwarzen Hengst, wieder bohrte sich der Pfeil durch Leder und Kettenpanzer, und diesmal warf das Tier den Kopf hoch, und der Schaum vor seinem Maul färbte sich rot. Nun nahm Thomas sich den Reiter vor, schoss und sah, wie der Pfeil sich mit solcher Wucht in den Schild grub, dass der Mann gegen den Hinterzwiesel seines Sattels geworfen wurde.
Zwei Pferde lagen im Todeskampf, sodass die übrigen Reiter ihnen ausweichen mussten. Unerbittlich prasselten die Pfeile auf sie nieder. Eine Lanze fiel und schlitterte über den Boden. Ein Toter mit drei Pfeilen in der Brust hing noch im Sattel, und sein Pferd galoppierte verstört quer durch die Linie, was für zusätzliche Verwirrung sorgte. Thomas schoss erneut, diesmal mit einem breiten Pfeil, um einen Hengst am Ende des Trupps zu treffen. Einer von Genevièves Pfeilen sprang schief vom Bogen. Sie grinste, und ihre Augen funkelten. Sams Sehne riss, und er trat fluchend zurück, um seinen Bogen neu zu schnüren. Der große Rappe war in Schritt gefallen, und Thomas jagte ihm einen weiteren spitzen Pfeil in die Flanke, direkt vor dem linken Knie des Reiters.
«Zu den Pferden!», brüllte d’Evecque seinen Männern zu. Offenbar nahm der Normanne an, dass der Feind seine Barriere gar nicht erreichen würde, und hatte beschlossen, zum Angriff überzugehen. Wo blieb Robbie? Einige der feindlichen Reiter machten kehrt und flohen zurück zum Fluss. Thomas schickte diesen Feiglingen vier Pfeile hinterher, dann zielte er auf den Reiter des schwarzen Hengstes. Der Pfeil prallte an dessen Brustpanzer ab, doch in diesem Moment gaben die Beine des Hengstes nach, und er ging zu Boden. Ein Knappe, der Träger der Flagge des Grafen von Berat, eilte herbei, um dem Reiter zu helfen. Thomas jagte ihm einen Pfeil in den Hals, sodass der Knappe rücklings über seinen Sattel geworfen wurde und tot dort liegen
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