Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
blieb, den Pfeil gen Himmel gereckt. Die Flagge glitt aus seiner Hand und fiel zu Boden.
D’Evecques Männer schwangen sich in den Sattel, zogen ihr Schwert und stellten sich in dichter Gefechtslinie auf. Genau in diesem Augenblick kam Robbie mit seinem Trupp von Norden. Der Zeitpunkt für den Angriff war gut gewählt, denn er überraschte den Feind in höchster Verwirrung, und obendrein war Robbie so klug, vom Fluss her anzugreifen, sodass der Fluchtweg abgeschnitten war. «Bogen runter!», rief Thomas. «Bogen runter!» Er wollte nicht, dass seine Pfeile Robbies Männer trafen. Er legte seinen Bogen an den Fuß der Hecke und zog das Schwert. Das Gemetzel konnte beginnen.
Robbies Männer attackierten die Reiter des Grafen mit erbarmungsloser Wucht. Sie ritten Knie an Knie, und der Zusammenprall war so heftig, dass drei feindliche Pferde zu Boden gingen. Schwerter hieben auf sie ein, dann wählte jeder von Robbies Männern einen Gegner. Robbie selbst trieb sein Pferd unter lauten Schlachtrufen auf Joscelyn zu.
«Douglas! Douglas!», brüllte er und stürzte sich auf den Neffen des Grafen, der sich abmühte, nicht aus dem Sattel seines sterbenden Hengstes zu stürzen. Als Joscelyn den Kriegsschrei hinter sich hörte, fuhr er mit einem wilden Schwertstoß herum, doch Robbie wehrte die Klinge ab und schlug Joscelyn im gleichen Schwung den Schild mit dem roten Herzen der Douglas’ gegen den Helm. Joscelyn hatte den Helm nicht festgeschnallt, da er wusste, dass es am Ende eines Gefechts meist hilfreich war, den Helm abzunehmen, um den bereits halb geschlagenen Gegner besser sehen zu können, und so drehte sich der große Stahlhelm auf seinem Kopf, die Sehschlitze verschwanden, und Joscelyn hockte im Dunkeln. Blindlings fuchtelte er mit seinem Schwert durch die Luft, verlor das Gleichgewicht und ging unter ohrenbetäubendem Scheppern zu Boden, während Robbie seinen Helm weiter mit Schlägen traktierte.
Berats Soldaten warfen die Schwerter nieder und boten ihren Gegnern den Handschuh als Zeichen ihrer Kapitulation. Die Bogenschützen liefen herbei und zerrten die feindlichen Reiter aus ihren Sätteln, während d’Evecques Männer hinter den Feiglingen hergaloppierten, die versuchten, durch den Fluss zu entkommen. D’Evecque überholte einen von ihnen und schlug ihm mit einem Schwertstreich den Helm vom Kopf. Der Reiter hinter d’Evecque setzte mit einem zweiten Hieb nach, und unter einer Blutfontäne fiel der Kopf des Mannes in den Fluss, während der restliche Körper weiterritt.
«Ich ergebe mich, ich ergebe mich!», rief Joscelyn in panischem Entsetzen. «Ich bringe Lösegeld ein!» Das waren die Worte, die einem reichen Mann auf dem Schlachtfeld das Leben retteten, und er wiederholte sie, noch lauter und drängender. «Ich bringe Lösegeld ein!» Sein rechtes Bein war unter dem Pferd begraben, der verdrehte Helm tauchte ihn in tiefste Dunkelheit, und alles, was er hörte, waren donnernde Hufe, Kriegsgebrüll und die Schreie der Verwundeten, die von den Bogenschützen getötet wurden. Dann umgab ihn plötzlich blendende Helligkeit, als jemand ihm den verbeulten Helm vom Kopf zog, und er sah einen Mann mit gezücktem Schwert über sich stehen. «Ich ergebe mich», sagte Joscelyn hastig, dann entsann er sich seiner Stellung. «Seid Ihr von Adel?»
«Ich bin Robert Douglas aus dem Hause Douglas», erwiderte der Mann in gebrochenem Französisch, «und so adlig, wie man es in Schottland nur sein kann.»
«Dann ergebe ich mich Euch», wiederholte Joscelyn voller Verzweiflung. Ihm war nach Weinen zumute, denn alle seine Träume waren in einem einzigen Augenblick wüsten Gemetzels vernichtet worden.
«Wer seid Ihr?», fragte Robbie.
«Ich bin der Herr von Merville», sagte Joscelyn, «und Erbe des Grafen von Berat.»
Robbie stieß einen Freudenschrei aus.
Er war reich.
Der Graf von Berat fragte sich, ob er nicht besser daran getan hätte, drei oder vier Soldaten bei sich zu behalten. Er rechnete zwar nicht damit, dass er Schutz benötigen würde, aber er war es seinem Rang schuldig, Gefolge um sich zu haben, und nachdem Joscelyn mit Vater Roubert und den Soldaten fortgeritten war, blieben ihm lediglich sein Knappe, ein weiterer Diener und die Leibeigenen aus Astarac. Letztere scharrten eifrig die Erde beiseite, um die geheimnisvolle Mauer freizulegen, hinter der sich – so vermutete jedenfalls der Graf – ein Kellergewölbe befinden musste, direkt unterhalb der Stelle, wo einst der Altar der Kapelle
Weitere Kostenlose Bücher