Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
kommen.» D’Evecque rieb sich die Hände. Er war genauso erpicht darauf, seine Börse zu füllen, wie alle anderen. Er brauchte Geld, und zwar eine ganze Menge, um zu bestechen und zu kämpfen und so sein Lehen in der Normandie zurückzuerobern. «Vielleicht ist es dein Vetter?»
    «Süßer Jesus», sagte Thomas, «daran hatte ich gar nicht gedacht.» Instinktiv streckte er die Hand aus und berührte seinen Eibenbogen, denn der Name seines Vetters beschwor das Böse herauf. Dann packte ihn Erregung bei dem Gedanken, dass es Guy Vexille war, der da ahnungslos in den Kampf ritt.
    «Wenn es Vexille ist», knurrte d’Evecque und strich über die furchtbare Narbe auf seinem Gesicht, «dann gehört er mir. Ich bringe ihn um.»
    «Ich will ihn lebend», entgegnete Thomas. «Lebend!»
    «Dann solltest du Robbie Bescheid sagen, der hat nämlich auch geschworen, ihn zu töten.»
    «Vielleicht ist er es gar nicht», sagte Thomas, obwohl er sich wünschte, dass es Vexille war, vor allem weil der bevorstehende Kampf ihnen einen Sieg versprach. Die Reiter konnten das Dorf nur über die Furt erreichen, es sei denn, sie entschlossen sich, weiter am Fluss entlangzureiten, um sich eine andere Stelle zum Überqueren zu suchen. Doch ein Mann aus dem Dorf, den sie zum Sprechen brachten, indem sie seiner kleinen Tochter die Schwertspitze ans Gesicht hielten, versicherte ihnen, dass es im Umkreis von fünf Meilen keine andere Furt gab. Die Reiter mussten also direkt von der Furt auf das Dorf zukommen, und auf den Wiesen dazwischen würden sie sterben.
    Fünfzehn Soldaten waren an der Dorfstraße postiert. Jetzt waren sie noch im Hof eines großen Bauernhauses verborgen, doch sobald die Feinde vom Fluss nahten, würden sie herauskommen, um ihnen den Weg zu versperren. D’Evecque hatte einen Heukarren beschlagnahmt, mit dem sie die Straße blockieren sollten. Allerdings rechnete Thomas nicht damit, dass diese Männer überhaupt kämpfen mussten, denn er hatte hinter den Hecken entlang der Straße seine Bogenschützen aufgestellt. Sie würden die ersten Todessalven losschicken, und so bereiteten sie in aller Ruhe ihre Pfeile vor, indem sie sie mit der Spitze nach unten in den Boden steckten. Zuvorderst kamen die mit der breiten Spitze, die mit langen Widerhaken versehen waren, damit sie sich tief ins Fleisch gruben und nicht herausgezogen werden konnten. Die Bogenschützen fuhren noch einmal mit ihren Wetzsteinen darüber, damit sie scharf wie Rasiermesser waren. «Wartet, bis sie bei dem Feldstein sind», wies Thomas sie an. Am Straßenrand war ein weiß gekalkter Stein, der anzeigte, wo die Wiese des einen Bauern aufhörte und die des nächsten begann. Sobald die ersten Reiter bei diesem Stein ankamen, würden sich die breitspitzigen Pfeile ins Fleisch der Pferde bohren und tiefe Wunden reißen, sodass die Tiere sich vor Schmerz aufbäumten. Einige Hengste würden direkt zu Boden gehen, doch die übrigen würden den gestürzten Leibern ausweichen und den Angriff fortführen, und in dem Augenblick würden die Schützen zu den Pfeilen mit der schmalen, langen Spitze wechseln.
    Diese Pfeile waren dazu geschaffen, Rüstungen zu durchdringen, und die besten von ihnen besaßen einen Schaft, der aus zwei verschiedenen Hölzern bestand. Die vorderen sechs Zoll bestanden aus schwerer Eiche, der Rest aus dem leichteren Eschen- oder Pappelholz; beides wurde schräg angeschnitten und mit Hufleim verbunden. An das Eichenstück kam die Stahlspitze, die so lang war wie der Mittelfinger eines Mannes, so schlank wie der kleine Finger einer Frau und spitz wie eine Nadel. Diese nadelähnliche Spitze, verstärkt durch das schwere Eichenholz, hatte keine Widerhaken; es war einfach ein scharfes, glattes Stück Stahl, das sich durch Kettenpanzer bohrte und sogar Plattenpanzer durchdrang, wenn es senkrecht darauf traf. Mit den breiten Spitzen wurden Pferde getötet, mit den schmalen Männer, und in der kurzen Zeit, die die Reiter für den Weg vom Feldstein ins Dorf brauchten, konnten Thomas’ zwanzig Bogenschützen mindestens dreihundert Pfeile abschießen, und dann hätten sie immer noch zweimal so viele in Reserve.
    Thomas hatte dies alles schon viele Male gemacht. In der Bretagne, wo er in das Handwerk der Bogenschützen eingeführt worden war, hatte er hinter Hecken gestanden und mitgeholfen, zahllose Feinde zu vernichten. Die Franzosen waren durch schlechte Erfahrungen klug geworden und schickten Armbrustschützen vor, aber die fielen den Pfeilen zum

Weitere Kostenlose Bücher