Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

vertraust, vertraue ich ihm auch. Freunde wie wir haben keine Geheimnisse voreinander, stimmt’s? Ha! Und was deine andere Frage angeht: Ich weiß nicht, wie ich hierhergekommen bin. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass dieser Mob in unsere Einrichtung eingedrungen ist. Ich habe versucht, zu dir durchzukommen und dir zu helfen, den Reboot-Computer zu retten. Aber plötzlich waren überall Rauch und Feuer und ich wurde zu Boden geschlagen und von irgendwelchen Leuten überrannt, dann war alles schwarz. Und wie war es bei dir?«
    Â»Mehr oder weniger die gleiche Geschichte«, sagte Umber. Er blickte über Doanes Schulter und sah Lodens und Larcombes Leichen auf dem Anleger liegen. »Können wir … ein Stück von den beiden weggehen?«
    Â»Natürlich, natürlich!«, rief Doane. Er legte einen Arm um Umbers Schulter und ging ein paar Schritte den Anleger hinunter. Umber bedeutete Hap, ihnen zu folgen. Als Doane Hap hinter ihnen hertrotten sah, lachte er. »Er ist wie ein kleines grünäugiges Hündchen, was?«
    Hap hatte Mühe, kein finsteres Gesicht zu machen, und Umber ignorierte den Kommentar. »Jonathan«, sagte er ruhig. »Du hast dich irgendwie verändert. Du bist … nicht mehr ganz der Mann, den ich kannte.«
    Â»Ist das so?«, sagte Doane und lehnte sich zurück. »Was ist denn deiner Meinung nach so anders, Brian?«
    Umber legte die Fingerspitzen aneinander. Er sprach langsam und wählte seine Worte mit Bedacht. »Als du mit dem Projekt Reboot begonnen hast, hast du mir erklärt, du würdest es aus Angst tun. Du fürchtetest, dass diese Technologie – die destruktive Seite der Technologie, meine ich – uns die Fähigkeit verleihen könnte, unsere eigene Zivilisation zu zerstören, sei es durch bösen Willen oder aus Versehen. Erinnerst du dich noch? Wir haben Reboot geschaffen, um die besten menschlichen Errungenschaften zu bewahren – für den Fall, dass das Schlimmste passiert und etwaige Überlebende alles neu aufbauen müssten.«
    Doane reckte das Kinn und schaute in den Himmel. Sein Blick ging ins Leere. »Natürlich erinnere ich mich. Und ich weiß, was du denkst, Brian. Aber von dem Moment an, als ich hier ankam … Ich glaube, ich sah die Dinge plötzlich anders. Versuchst du mir zu sagen, dass …« Man hörte ein Rumpeln und Doane blickte zu der zurückkommenden Kutsche. »Ah, unser Wagen ist wieder da. Lass uns zu deinem Felsenturm fahren, Brian – oder soll ich Lord Umber sagen? Ich kann es kaum erwarten, einen Blick hineinzuwerfen!«
    Spakeman stieg aus der Kutsche und hielt Umber und Hap die Tür auf. Doane brauchte einen Moment, um Spakeman und der kleinen Armee Befehle zuzubrüllen, was Umber und Hap die Gelegenheit gab, sich schnell im Flüsterton zu unterhalten.
    Â»Machst du Fortschritte mit den Lichtfäden, Hap?«
    Â»Ich habe sie ein Mal gesehen. Aber dann waren sie plötzlich wieder verschwunden.«
    Umber schob den Unterkiefer hin und her. »Erinnerst du dich, dass ich dir erzählt habe, wie verändert ich mich fühlte, als ich in diese Welt kam? Unvorsichtiger und überschwänglicher?«
    Hap nickte.
    Â»Ich glaube, wir werden irgendwie verändert, wenn wir die Welten wechseln«, fuhr Umber fort. »Das ist ein Vorgang, der unsere Hirne modifiziert. Jonathan ist auf dieselbe Art und Weise hierhergekommen wie ich: Ein Fädenzieher hat ihn her gebracht. Und wenn Willy Nilly mich hierher gebracht hat, was glaubst du dann, wer Jonathan gebracht hat?«
    Â»Willys Gegenspieler«, sagte Hap und ihm sträubten sich die Nackenhaare.
    Â»Genau! Pell Mell! Ich bin ich ganz sicher, Hap. Und jetzt ist Jonathan ein anderer Mensch, wie ich auch. Diese grausame Geringschätzung des Lebens … diese Gier nach Eroberung … dieses Monstrum, das er erbaut hat! Jonathan Doane hätte sich vor so etwas gehütet. Er besaß Mitgefühl. Er wusste, wohin eine wild gewordene Technik uns führt. Ich muss eine Möglichkeit finden, vernünftig mit ihm zu reden, ihn zur Einsicht zu bringen …« Umber klappte den Mund zu und stieß Hap mit dem Ellenbogen an. Die Kutsche schaukelte, als Doane einstieg und sich auf die gegenüberliegende Bank setzte.
    Â»Das wird eine hübsche Fahrt«, sagte Doane, lehnte sich zurück und faltete die Hände über dem Bauch,