Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
vergisst dabei aber etwas«, sagte Doane. »Die Männer, die diese Schiffe gebaut haben. Die Ingenieure, die ich ausgebildet habe. Möchtest du, dass ich die ebenfalls auf den Meeresgrund befördere?«
Umber stützte seinen Ellenbogen auf. »Das ist das Schlimme an Ideen, stimmtâs? Wenn sie einmal in der Welt sind, dann lassen sie sich nicht mehr zurückholen. Das weià niemand besser als ich.« Er rieb sich die Schläfe und blinzelte, versuchte sich zu konzentrieren. »Warte mal. Diese Männer befinden sich doch alle innerhalb der Mauern um deine Werft, oder? So wie du andere durch diese Mauern daran hinderst hineinzukommen.«
Doane nickte. »Genauso ist es. Niemand kann raus und niemand kann rein. Ich möchte, dass meine Geheimnisse mir allein gehören.«
Umbers Augen glänzten. »Wir könnten diese Männer isolieren, sie auf irgendeine Insel bringen, verbannen. Ich sorge dafür, dass sie dort gut versorgt sind und sich wohlfühlen. Das ist auch ein wenig grausam, doch nichts im Vergleich zu dem Leid, vor dem wir sie bewahren.« Umber stand auf; er war nun zu aufgeregt, um sitzen bleiben zu können. »Es ist noch nicht zu spät, Jonathan. Wir können vieles von dem, was du getan hast, rückgängig machen. Das ist zwar keine perfekte Lösung, aber es kann das Unvermeidliche zumindest hinauszögern.«   Â
Doane blickte zu Umber empor und dann zur Seite auf seine bewaffneten Männer. Er schniefte und Hap konnte sehen, wie seine Miene wieder hart wurde. Seine Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. »Setz dich wieder hin, Brian«, sagte er in einem kalten Tonfall.
Aus Umbers Gesicht wich alle Farbe; er sank wieder auf seinen Stuhl und warf Hap einen traurigen Blick zu. Plötzlich war klar, dass Doane ihn hingehalten und nur zum Spaà so getan hatte, als wäre er an dieser Idee interessiert.
»Du glaubst, ich bin verrückt geworden, als ich in diese Welt gekommen bin«, sagte Doane. »Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass dieser neue Doane der echte ist und der andere der Dummkopf?«
»Nein, niemals«, murmelte Umber.
Doane lachte. »Du möchtest, dass ich dir helfe. Aber es ist genau umgekehrt, mein Junge. Du wirst mir helfen.«
»Ich will mit dem, was du tust, nichts zu schaffen haben«, sagte Umber.
»Ich bitte dich nur um eine Kleinigkeit.«
Umber starrte ihn an. »Um was denn, Jonathan?«
Doane legte die Hände hinter den Kopf und kippte mit seinem Stuhl ein wenig nach hinten. »Gib mir den Computer!«
27
U mber versuchte, sich nicht durch seine Reaktion zu verraten, doch Hap sah, wie er die Zähne zusammenbiss.
»Computer? Ich weià nicht, was du meinst, Jonathan«, sagte Umber.
Doane legte den Kopf schief und stützte ihn auf zwei an die Schläfe gelegte Finger. »Brian. Verkauf mich nicht für dumm. Natürlich hast du den Computer. Dein Intellekt arbeitet zwar ausgezeichnet, aber eine komplette Beethoven-Sonate kannst du bestimmt nicht aus der Erinnerung notieren. Oder die Pläne für diese Segelschiffe. Ganz zu schweigen von der Architektur, den Medikamenten oder beliebigen anderen von deinen Wunderwerken. Es ist vollkommen offensichtlich, dass du mit dem Reboot-Computer in diese Welt gekommen bist.«
Hap hörte den pfeifenden Atem, der aus Umbers Nase drang. »Er funktioniert schon seit Jahren nicht mehr«, sagte Umber schlieÃlich. »Die Festplatte ist gecrasht.«
»Ach, tatsächlich? Dann zeig ihn mir«, sagte Doane und auch die letzte Spur von guter Laune wich aus seiner Miene. Er blickte Umber an wie ein Raubvogel.
»Ich habe ihn ins Meer geworfen, als mir klar wurde, dass ich ihn nicht reparieren kann.«
»Du verstehst mich wohl nicht, Brian. Mein Spion observiert dich schon seit mehr als einem Jahr. Du hast nie aufgehört, Neuerungen einzuführen. Also lügst du.«
Umber reckte den Hals vor und lieà die Schultern kreisen. »Selbst wenn er noch existierte, was sollte er dir nützen? Das Projekt Reboot sollte nie der Herstellung von Waffen dienen. Dieser Computer hat das Beste bewahrt, was unsere Zivilisation zu bieten hatte. Nicht das Schlimmste.«
Doane verzog den Mund. »Tu nicht so naiv, Brian. Technologie ist Technologie, und sie passt sich an Friedenszeiten und Kriegszeiten gleichermaÃen an.« Er griff in eine Falte vorn in seiner locker sitzenden Jacke, und
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