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Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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fiel er natürlich geradewegs ins Meer. Egal; er wurde immer besser, und nach einem weiteren Kurzbesuch im Wedernoch landete er da, wo er hinwollte.
    Dankbar für die zerklüftete Gesteinserhebung vor ihm legte er sich flach auf den felsigen Boden einer tiefen Spalte in den Kliffs. Seine Muskeln waren so steif vor Kälte, dass selbst das Luftholen schwerfiel.
    Da kroch auf der anderen Seite des Felsgesteins etwas Schweres entlang. Als er durch einen Spalt spähte, sah er glänzende goldene Schuppen. Die Kreatur holte tief Luft und spie dann einen Feuerstrahl aus, der den Spalt orange und rot aufleuchten ließ.
    Hap beobachtete, wie der Drache ein Gelege aus kristallinen Eiern in das Feuer tauchte, das aus seinem Maul drang, und fragte sich, ob das wohl die Eier waren, die sie aus Sarnica gerettet hatten. Dann kam ihm in den Sinn, dass er womöglich wegen des flackernden Lichts und des Knisterns der Flammen das Eintreffen des Vollstreckers nicht bemerkte. Er blickte sich um und sah gerade noch rechtzeitig, wie sein Verfolger auf ihn zuschoss. Die vielen Augen richteten sich nach unten und starrten Hap mit einer irren Gier an. Der lange Arm schoss nach vorn und packte Haps Schulter, bevor dessen kalte Muskeln reagieren konnten.
    Da erklang jenseits des zerklüfteten Gesteins ein brüllender Schrei. Der Vollstrecker kreischte auf und hob die Arme vors Gesicht, während eine Feuerfontäne die Sicht auf ihn verdeckte. Es entstand eine solche Hitze, dass Hap sich abwenden musste, und als er wieder nach oben blickte, war der Vollstrecker verschwunden. In der Luft hing der Geruch von verbranntem Fleisch. Wie schlimm ist er wohl verletzt? , fragte sich Hap, doch ihm blieb nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn plötzlich schob der Drache auf der Suche nach dem Eindringling ängstlich seinen Kopf über das Gestein.
    Hap flog voller Hoffnung durch das Wedernoch. Er hat die Gefahr nicht kommen sehen – er hat einen Fehler begangen , dachte er. Doch schon im nächsten Augenblick war sein Optimismus wieder dahin, als er den Lichtfaden erspähte, der hinter ihm herglitt. Dessen Farbe hatte sich geändert; Hap spürte den Schmerz und die Wut des Vollstreckers, die so intensiv waren, dass sie aus der Ferne bis zu ihm ausstrahlten.
    Er stand auf einer kleinen verlorenen, auf keiner Karte verzeichneten Insel, an deren Strand die Knochen von Schiffbrüchigen verstreut waren. Auf dem Sand lag ein Fass. Daran hatte er sich einmal festgeklammert, als er über Bord gespült worden war und einsam und verlassen im Meer trieb.
    Die Kälte war so tief in ihn eingesickert, dass sie sein Denken beeinträchtigte. Er rieb sich mit den Handflächen die Schläfen und versuchte so, seinen Kopf zu wärmen. Das Denken fiel ihm schwer, und noch schwerer war es, seinen Lichtfaden zu lesen. Er hoffte, dass der Vollstrecker genauso beeinträchtigt war wie er.
    Es war ein windstiller Tag und der Himmel wolkenlos. Als er sich kurz verdunkelte und das inzwischen vertraute Geräusch erklang, das sich gar nicht so sehr von dem sanften Rauschen der an den Strand schlagenden Wellen unterschied, war Hap gewarnt. Er sprang auf eine von tiefem salzigem Wasser umgebene Felszunge. Seine kalten Muskeln ächzten unter der Anstrengung.
    Der Vollstrecker stand am Strand; er atmete schwer und zitterte von seiner Reise durch die eisige Leere. Die Haut an seinen Armen war verkohlt und Flüssigkeit tropfte von ihnen in die Felsspalten herab. Einige seiner Augenlider waren vom Drachenfeuer versengt worden und die grünen Augäpfel starrten ihn voller Groll an.
    Â»D-Du bist verletzt«, sagte Hap zähneklappernd.
    Â»Ich w-werde dich n-nicht n-noch mal unterschätzen«, gab der Vollstrecker ebenfalls bibbernd zurück.
    Â»Willy hat mir g-gesagt, dass ich ein sehr m-mächtiger Fädenzieher werde«, erwiderte Hap. »V-Vielleicht hatte er ja Recht. Vielleicht b-bin ich zu stark für d-dich.«
    Der Vollstrecker schnaubte verächtlich und seine Muskeln und Sehnen knackten, als er den Kopf auf dem langen Hals drehte. »Ich wollte n-nur d-deine Augen«, sagte er und ging mit seinen langen, vogelähnlichen Beinen auf Hap zu. Als er seine Finger krümmte, zischte er vor Schmerz. »Aber m-mittlerweile f-finde ich, du solltest mehr leiden.«
    Hap schluckte. »Lässt du Gnade walten, w-wenn ich n-nicht w-weglaufe?«
    Â»V-Vielleicht«, sagte der Vollstrecker.

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