Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
Vom Netzwerk:
»Bleib, w-wo du bist.« Er kam näher; mit nur einem Schritt konnte er eine unglaubliche Distanz zurücklegen. Sein nackter Fuß trat neben eine tiefe, mit Wasser gefüllte Felsspalte. Eine Schere schnellte heraus und krallte sich in den Fuß.
    Dann kam auch der Rest des Seelenkrebses mit einem Blubbern zum Vorschein. »Schiffbrüchige!«, rief er mit der zittrigen Stimme einer alten Frau. Hap hörte überall im Umkreis Scheren herumtasten, während Dutzende weitere riesige Krebse zum Leben erwachten. Der Vollstrecker schrie auf und schlug mit der Faust auf den Scherenpanzer. Der Panzer brach auf und die Faust senkte sich hinein, aber die Schere umklammerte den Fuß nur umso fester.
    Mehr schaute Hap sich nicht an. Schnell schlüpfte er zurück ins Wedernoch.

32
    H ap lag ausgestreckt am Strand von Desolas, der Insel der Bittmichs, und wärmte sich in der vulkanischen Hitze, die aus den vielen Gesteinsspalten ringsum drang. Dies war ebenfalls ein unangenehmer Ort, an den er schreckliche Erinnerungen hatte, aber er kannte ihn wenigstens, während sein Verfolger vielleicht noch nie hier gewesen war.
    Die letzte Reise durch das Wedernoch hatte ihm fast den Rest gegeben. Sein Hirn war beinahe sofort wie benebelt gewesen und er hatte kaum mehr die Energie aufgebracht, sich zum Sprung zurück in die Welt aufzuraffen. Seine Knochen fühlten sich an wie Eiszapfen und sein Herz tat ihm weh, als wäre es zu einem festen Klumpen gefroren. »Denk nach«, murmelte er laut, und seine kalten Lippen konnten die Worte kaum artikulieren.
    Der Vollstrecker hatte schlimme Verbrennungen und mindestens eine grauenvolle Verletzung am Fuß. Hap fragte sich, ob die Kreatur ihre Verfolgung abbrechen würde, um sich zu erholen. »Eher nicht«, entschied er. In den Augen des Vollstreckers hatte eine alles verzehrende Gier gestanden. Und wie Occo vor ihm war auch er unerbittlich.
    Die Welt verdunkelte sich und der Vollstrecker erschien; er stand bis zur Hüfte im Meer. Als er Hap erblickte, versuchte er, auf ihn zuzugehen, geriet jedoch ins Stolpern und fiel ins flache Wasser.
    Er ist nicht mehr ganz so zielsicher , dachte Hap. Genau wie ich . Er hatte inzwischen gelernt, dass es unmöglich war, genau da zu landen, wo man anzukommen beabsichtigte. Es war immer eine Menge Spekulation im Spiel und deshalb konnte es gut sein, dass man einige Schritte neben dem eigentlichen Ziel ankam. Und dass ihre Sinne durch die eisige Leere beeinträchtigt waren, setzte die Zielgenauigkeit noch weiter herab.
    Der Vollstrecker erhob sich tropfnass. Er spuckte Meerwasser aus und begutachtete mit seinen sich hin und her drehenden Augen die bizarren Sehenswürdigkeiten von Desolas: die hohe Wand aus kochend heißem Dampf, die die Insel umschloss; den hoch aufragenden Palast aus Obsidian; eine halb fertiggestellte Wendeltreppe, die in den Himmel aufragte, und die titanenhafte Statue, die große Ähnlichkeiten mit Caspar aufwies, dem letzten Menschen, der dem Fluch der Insel zum Opfer gefallen war.
    Doch von diesen merkwürdigen Dingen ließ der Vollstrecker sich nicht lange ablenken. Er richtete wieder alle seine Augen auf Hap und humpelte an den Strand. Hap sah, dass ihm einer seiner langen, vogelähnlichen Zehen fehlte.
    Â»G-Gibst du auf?«, fragte Hap. Der Vollstrecker antwortete mit einem Zischen, bei dem er Zähne und Zahnfleisch entblößte.
    Hap drehte sich um und rannte so schnell, wie seine kalten Beine es zuließen, in den Tunnel, der ins Innere der Insel hineinführte. Er lief so lange, bis ihm eine Wand den Weg versperrte. In der Mitte dieser Wand war eine niedrige, breite Tür. Sie war aus dunklem Metall gefertigt und sah aus, als wäre sie so alt wie die Welt selbst. Mitten auf dem Türblatt war ein eiserner Ring befestigt, mit dem man anklopfen konnte, und daneben waren Wörter in einer uralten Sprache eingraviert. Sie besagten: Klopfe dreimal an, und du sollst Meister sein . Und darunter stand in Umbers Handschrift: Nimm dich in Acht vor dem Fluch und lass die Finger von dieser Tür .
    Hap hörte, wie der Vollstrecker, einen Fuß nachziehend, durch den Tunnel näher kam. »Ich hoffe, ich weiß, was ich tue«, flüsterte Hap, der noch lebhafte Erinnerungen an Caspars gequälte Miene hatte. Er packte den Ring und schlug ihn einmal, zweimal, dreimal gegen die Metalltür.
    Als er sich umdrehte, war der Vollstrecker schon fast bei ihm

Weitere Kostenlose Bücher