Die Bücher von Umber: Drachenspiele
beiden Seiten an, damit sie trinken konnten. Hap sah ihr einen Moment lang zu. Die ruhigen Worte, die sie an die Männer richtete, schienen ihnen ebenso gutzutun wie das Wasser.
Hap spazierte zur Kapitänskajüte am Heck, wo er die Dracheneier und den Käfig zurückgelassen hatte. An der Tür erstarrte er. Sable saà im Schneidersitz da und lieà von oben einen Faden in den Käfig baumeln. Der kupferfarbene Drache darin schnappte nach dem Faden, bekam ihn schlieÃlich zu fassen und zerrte ihn hin und her, während Sable kicherte und loslieÃ. Dann spürte sie, dass jemand hinter ihr stand, und drehte sich um.
»Oh, hallo«, sagte sie lächelnd.
»Hallo, Sable«, erwiderte Hap. Aus irgendeinem Grund war da ein Krächzen in seiner Stimme.
Sie schaute lange in Haps Augen, bevor sie sich wieder zu dem Drachen umdrehte. »Er ist so schön. Wie heiÃt er?«
Hap zuckte mit den Schultern. »Er hat keinen Namen.«
Sable kräuselte die Nase. »Aber er muss einen haben! Ich denke mir einen aus.«
»Ja, gut«, antwortete Hap.
»Behältst du ihn? Als Haustier?«
»Das glaube ich kaum. Es wird mal groà und gefährlich. Umber will ihn wieder da hinbringen, wo er hingehört.«
»Oh.« Sie zog einen Schmollmund. »Wahrscheinlich ist das richtig so. Und was waren das für Kreaturen da auf dem fliegenden Schiff? Ich hab sie gesehen â sie sahen gruselig aus.«
»Sind sie aber überhaupt nicht«, sagte Hap und verschränkte die Arme.
Sable warf ihm einen Seitenblick zu und lächelte dann breit. »Juwel!«
»Wie bitte?«, sagte Hap.
»Ich werde den Drachen Juwel nennen. Ihre Augen sind wie Edelsteine. Zumindest glaube ich, dass es eine Sie ist.«
»Oh, ach so. Juwel ist ein schöner Name.«
»Deine auch«, sagte sie.
»Meine?«
»Deine Augen sind auch wie Edelsteine.« Sie stand auf und schaute ihn an. »Die Augen des Drachen sehen aus wie Saphire. Deine sind wie Peridot.«
Haps Gesicht fühlte sich an, als wäre er zu nah an der Sonne. Ihm fielen nur noch Ein-Wort-Antworten ein: »Ãh ⦠Peridot?«
Sable kam näher. »Ich habe schon viele Edelsteine gesehen. Magador hat sie Fay geschenkt. Die meiste Zeit war er schrecklich zu ihr. Er hat ihr wehgetan und sie angeschrien. Und er dachte, Edelsteine würden es besser machen, auch wenn das nicht stimmte. Er hat ihr Diamanten, Opale und Saphire geschenkt. Aber der Peridot gefiel mir am besten.« Sie stand jetzt ziemlich nah vor ihm und schaute ihm in die Augen.
»Oh. Ãh ⦠oh.« Hap fragte sich, warum sich sein Hirn in Haferbrei verwandelt hatte. »Da fällt mir ein ⦠Ich muss mal nachsehen ⦠Bis später.« Er verlieà die Kajüte und ging nach oben an Deck. Vielleicht bekam er dort wieder besser Luft.
Die Verfolgungsjagd war eine merkwürdige, langwierige Angelegenheit. Die Shark hatte kein Ersatzsegel und fand deshalb nicht mehr zu ihrem vollen Tempo zurück. Während die Sonne über ihre Köpfe hinwegzog, dachte Hap, die Eel würde den Abstand sogar vergröÃern. Doch im Laufe des Nachmittags ermüdeten die Ruderer. Die ehemaligen Häftlinge, die genügend bei Kräften waren, um zu helfen, sprangen ersatzweise ein. Auch Umber gesellte sich dazu. Fay wollte ebenfalls rudern, doch die Männer erlaubten es nicht, weshalb sie wieder dazu überging, Wasser durch die Reihen zu tragen. Sie und Sable entdeckten den Proviant des Schiffes und brachten den Männern Kekse und gesalzenen Fisch.
Oates riss die Wände der Kajüten ein und warf sie ins Meer. Alles, was entbehrlich war, warf er über Bord. Dann ging er hinunter und ruderte mit den anderen.
Auch Hap sprang ein und ruderte neben Umber, der sich zu ihm herüberbeugte, um sich mit ihm zu unterhalten. »Hap, ist dir jemals aufgefallen, dass sich bei manchen Frauen die Nasenspitze ganz leicht bewegt, wenn sie sprechen? Nur ein ganz winziges bisschen, kaum wahrnehmbar?«
Hap warf Umber einen Seitenblick zu. »Nein, das ist mir noch nie aufgefallen.«
»Ah. Nun ja, es ist ziemlich bezaubernd«, sagte Umber und grinste in sich hinein.
Die Grenzen von Haps Belastbarkeit waren bis zu diesen endlosen Ruderzügen noch nie vollständig getestet worden. Meine Beine sind stärker als meine Ar me, dachte er, als er einen brennenden Schmerz in seinen Muskeln spürte. Die
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