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Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Titel: Die Bücher von Umber: Drachenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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fahren. Und zwar so schnell wir können, da die Eel sonst in Brand gerät. Die Shark ist zu breit, um uns folgen zu können. Das ist die Chance, die du uns verschafft hast, Hap. Die Chance zu überleben! In meinen Augen ist das eine ziemlich gelungene Einmischung in unser Schicksal.« Er kniff sich mit Daumen und Zeigefinger ans Kinn, während er offenbar über etwas nachdachte. »Wir müssen überleben, Happenstance. Du und ich. Aus mehr Gründen, als du ahnst.«
    Hap blinzelte Umber an. Er sollte eines Tages eine Welt retten, die er noch nie gesehen hatte. Wie konnte es noch mehr Gründe geben? Er beobachtete Umber, der eine Hand in seine Weste steckte und den Brief von Prinz Galbus herauszog. Umber faltete ihn auseinander, überflog ihn noch einmal und reichte ihn dann an Hap weiter. »Ich wollte das eigentlich für mich behalten. Aber sollte heute das Schlimmste eintreten, möchte ich, dass den Brief noch jemand gesehen hat. Lies ihn, Hap.«
    Hap hielt den Brief mit seinen verkrampften, schmerzenden Fingern fest und las:
    Mein lieber Lord Umber,
    ich war bis über beide Ohren mit der Vorbereitung der unvermeidlichen Thronbesteigung beschäftigt. Mein Vater hat seine guten und seine schlechten Tage, und es ist schwer zu sagen, ob er noch ein Jahr bei uns bleiben wird oder nur noch einen Tag. Er scheint von meiner plötzlichen Nüchternheit sowohl erstaunt als auch erfreut zu sein. Ich verbringe so viel Zeit an seiner Seite, wie ich kann, und bestürme ihn mit Fragen über Regierungsgeschäfte. Wie ich herausgefunden habe, gefällt einem alten Menschen nichts besser, als wenn seine Erfahrung gefragt und geschätzt wird.
    Ich möchte, dass Sie eins wissen, Umber, und ich bin sicher, dass es Sie glücklich machen wird. Erinnern Sie sich an das Papier, das Sie mir und meinen Brüdern vor einigen Jahren vorgelegt haben? Ein bescheidener Vorschlag, haben Sie es genannt. Sie regten die Bildung eines Rates an, der aus Nicht-Adligen aus allen vier Ecken des Königreichs bestehen sollte. Außerdem schlugen Sie vor, dass die Mitglieder dieses Rates durch eine Abstimmung unter ihresgleichen ausgewählt werden sollten. Bürgerliche, die Bürgerliche wählen, um den König zu beraten! Ich nehme an, Sie erinnern sich noch, dass Argent Sie beinahe eigenhändig aus dem Palast geworfen hätte. Er fand Ihren Vorschlag gefährlich und absurd und empfand ihn praktisch als Verrat. Ich glaube, Sie haben ihm wirklich Angst gemacht. Schließlich beruht die Macht einer Monarchie auf dem Gedanken, dass nur der Adel das Recht hat zu regieren. In Argents Augen würde es einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen, der letztlich zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen würde, wenn man dem gemeinen Volk irgendeine Form der Macht anböte – und sei es nur eine symbolische, beratende, wie Sie sie vorschlugen.
    Argent hat Ihr Papier zerknüllt und ins Feuer geworfen und ist aus dem Raum gerannt. Es überrascht Sie vielleicht, dass ich es gerettet habe, bevor die Flammen es vernichten konnten, und bis zum heutigen Tag aufgehoben habe. Von Zeit zu Zeit habe ich es in meinen weniger betrunkenen Momenten noch mal überflogen, und Ihre Ideen sind in mein Denken eingesickert. Ihre Worte haben etwas in mir wachgerüttelt. Ich spürte, dass in Ihrem Vorschlag eine beeindruckende Kraft schlummerte und dass er zu etwas Wunderbarem führen könnte, aber es lag außerhalb meines betäubten Intellekts, es in Gänze zu erfassen.
    Mit Ihren Worten im Kopf und in der Tasche habe ich nun etwas Verwegenes getan. Ich ließ mich von einem Fahrer in einer einfachen Kutsche weit ins Landesinnere bringen, in eine Stadt, in der niemand mein Gesicht kennen konnte. Dort bin ich in ein Gasthaus gegangen, um einen Bürgerlichen zu suchen – die Sorte Mann, dem man nach Ihrer Vorstellung eine Stimme in unserem Palast geben sollte.
    Der Erste, den ich dort antraf, war der Kerl hinter dem Tresen. Dieser gewöhnliche Mann, der weder lesen noch schreiben konnte, hatte schon so viele Reisende bedient, die in dieser Stadt verkehren, dass er tatsächlich eine faszinierende Quelle von Informationen und Wissen war. Er kannte sich aus, Umber. Wir redeten über Steuern und internationale Abkommen, fremde Länder und nationale Gesetze. Der Kneipenwirt war geistig beweglich und hatte einen gesunden Menschenverstand. Glauben Sie mir, unter unseren

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