Die Bücher von Umber: Drachenspiele

leise.
    Â»Wie bitte?«, fragte Umber. Als er Haps Miene sah, blieb ihm vor Staunen der Mund offenstehen. »Du meinst doch nicht WN? Im Ernst? Ich glaub’s nicht – erzähl mir alles, Hap, jede Einzelheit, an die du dich erinnern kannst!«
    Während er zuhörte, hielt Umber den Blick auf die Unterseite der Wolken geheftet, aber als die Geschichte zu Ende war, wandte er sich Hap zu. »Ist das alles? Hat er sonst noch etwas gesagt? Ich will alles wissen, auch wenn es dir vielleicht unwichtig erscheint.«
    Hap schüttelte den Kopf. Er verfügte über ein sehr gutes Erinnerungsvermögen und hatte das Gespräch praktisch vollständig wiedergegeben, Wort für Wort. »Ich glaube, das war alles.«
    Â»Er ist bösartig, dieser Mann mit den grünen Augen«, sagte Umber. »Das alles ist für ihn wie ein Spiel.«
    Â»Ich hasse ihn so sehr«, stieß Hap hervor.
    Â»Zweifellos.« Umber kratzte sich am Kinn. »Ich schätze, das bedeutet, dass wir nicht alle Zeit der Welt haben, um deine Fähigkeiten zu entwickeln. Wer auch immer hinter WN her ist, wird es früher oder später auch auf dich abgesehen haben.« Hap bekam eine Gänsehaut, denn sofort fiel ihm Occo wieder ein, die schreckliche Kreatur, die Jagd auf ihn gemacht hatte. Umber legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Hab keine Angst, Hap. Deine Kräfte werden sich schon entfalten. Und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, diese Welt zu verlassen, kannst du mich gern mitnehmen. Immerhin ist es meine Zivilisation, die du rettest.«
    Hap nickte schniefend, den Blick auf den nassen Horizont gerichtet.
    Â»Ãœbrigens«, warf Umber ein, »vielleicht habe ich ja Unrecht, aber es könnte sein, dass wir endlich WNs Namen kennen.«
    Â»Was? Wie?«
    Umber lächelte. »Denk daran, wie er uns gesagt hat, welchen Namen wir dir geben sollen: Happenstance . Was in meiner alten Sprache so viel bedeutet wie: glücklicher Zufall . Das ist ein cleverer Name für einen Jungen, der eines Tages das Schicksal zum Besseren beeinflussen könnte. Und jetzt lass euer Gespräch noch einmal Revue passieren. Ich glaube nämlich, er hat seinen Namen genannt.« Umber verschränkte grinsend die Arme vor der Brust.
    Hap dachte darüber nach, was der grünäugige Mann gesagt hatte. In seiner Erinnerung trat plötzlich ein Satz hervor und er schnappte nach Luft. »Oh! Ach so. Glauben Sie wirklich, dass das sein Name ist?«
    Umber legte den Kopf schräg und zuckte mit den Schultern. »Fürs Erste muss uns das wohl reichen.«
    Das Spinnenluftschiff stieg in die Wolken auf, und der Nebel nahm ihnen jede Sicht. Es war gespenstisch schön, aber Hap konnte an nichts anderes als die Entfernung zwischen ihnen und dem Meer weit unten denken. »Wie geht das?«, fragte er. »Wieso können wir fliegen?«
    Umber sah sich um, ob sich Pilot in der Nähe befand, und beugte sich dann zu Hap hinunter, damit dieser sein Flüstern verstehen konnte. »Die Silkship ist, soweit ich weiß, auf der ganzen Welt das einzige Schiff seiner Art«, sagte er. »Wir befinden uns in seiner Gondel. Über uns ist eine Art Blase, das, was Pilot den Kokon nennt. Komm – ich glaube nicht, dass es ihm etwas ausmacht, wenn wir uns da oben ein bisschen umsehen.« Umber führte Hap in die Mitte der Gondel, wo eine schmale Strickleiter in den Raum darüber führte. »Du zuerst. Ich folge dir.«
    Während Hap kletterte, dozierte Umber weiter: »Um zu funktionieren, braucht dieses Schiff drei bemerkenswerte Bestandteile. Eins davon sind die Spinnenleute. Weißt du, wie Spinnen ihre Netze weben? Die Seide, die diese Wesen produzieren, ist von beeindruckender Vielseitigkeit. Sie haben die Leiter hergestellt, die du gerade hochkletterst, und auch das Seil, das dich vor den Seelenkrebsen gerettet hat. Das Schiff selbst besteht fast vollständig aus Bambus und Spinnenseide, deshalb ist es so leicht. Aber obwohl die Seide kaum etwas wiegt, ist sie stärker, als du dir vorstellen kannst. Wie Stahl!«
    Hap erreichte einen großen hohlen Raum. Der Kokon, dachte er. Er betrat eine schmale, gewebte Galerie, die die Öffnung ringförmig umschloss. Überall um ihn herum im unteren Drittel des Kokons wuchs ein ganzer Wald von dicken, blassblauen Pilzen, die beinahe kniehoch waren.
    Â»Und hier siehst du den zweiten Bestandteil«, fuhr Umber, der hinter Hap