Die Bücher von Umber: Drachenspiele
hinablieÃ. »Lass die Eier unten, wenn es sein muss. Sag uns, wenn du wieder hochkommen willst â wir werden dich durch den Schacht gut hören. Oder zieh an dem Seil, um zu signalisieren, dass du nicht reden kannst.«
Hap hörte den Puls in seinen Ohren, während er sich langsam durch den Kamin nach unten bewegte. Als er die halbe Strecke zurückgelegt hatte, waren seine Kleider überall, wo sie die ruÃigen Seitenwände berührt hatten, rabenschwarz. Er musste sich zusammenreiÃen, um nicht zu husten. Unter sich konnte er in einem leicht orangefarbenen Lichtschimmer das zerbrochene Glas der Flasche erkennen.
Obwohl Hap wusste, dass jeder, der sich da unten aufhielt, durch Umbers Schlafmittel das Bewusstsein verloren haben musste, spannte er alle Muskeln an, als seine FüÃe den Boden berührten. Er hockte sich auf den Kaminboden und schaute sich um. Arabell krabbelte ihm von der Schulter. Nach dem teuflischen Grinsen in ihrem Gesicht zu urteilen, machte ihr dieses Abenteuer SpaÃ.
Zwei Männer lagen auf dem Boden, einer in der Nähe eines mitten im Raum stehenden Tisches, der andere neben einem umgekippten Stuhl. Hap erkannte ihn sofort. »Hameron«, flüsterte er verächtlich. Der Erste war ein Wachmann. Er lag ausgestreckt in der Nähe der Feuerstelle mit den orange glühenden Kohlestücken darin. Eine seiner Hände befand sich gefährlich nah am Feuer. Hap schob sie ein wenig zur Seite.
»Lass uns keine Zeit verlieren«, sagte er zu Arabell. Er eilte zu der Kiste und zog Umbers Schlüssel unter seinem Hemd hervor. Als er nach dem Schloss griff, passierte etwas Merkwürdiges: Der Schlüssel veränderte vor seinen Augen plötzlich seine Gestalt. Er passte seine Form in Windeseile der des Schlosses an und wurde kürzer und dicker. Kein Wunder, dass er so wertvoll ist, dachte Hap. Mit dem Schlüssel kriegt man jedes Schloss auf. Er steckte ihn in das schwere Vorhängeschloss und drehte ihn. Das Schloss sprang auf. Arabell girrte neben ihm. Hap verstaute den Schlüssel wieder unter seinem Hemd und hob den Deckel. In der Kiste lag ein Häuflein schwach von innen schimmernder Kristalleier.
Hap war nervös. Er schaute sich um, um sicherzugehen, dass sich niemand anschlich, bevor er die Eier in den Sack legte und sie dabei zählte: ⦠neun, zehn, elf . »Jetzt fehlt nur noch das eine, das gerade im Feuer liegt«, flüsterte er Arabell zu.
Aber als sie zum Kohlestapel schauten, lag kein Ei darauf.
»Wo ist es denn hin?«, sagte Hap. Arabell tippte sein Knie an und zeigte in eine Richtung. Hap biss sich auf die Unterlippe. »Oh, nein. Das ist nicht gut.«
Das Tier war bereits geschlüpft. Ein winziger Drache von der GröÃe einer Katze befand sich in einem kleinen Käfig auf dem Tisch, an dem Hameron gesessen hatte. Der kleine Drache lag auf der Seite und sein Brustkorb hob und senkte sich sanft. Auch er war durch Umbers Schlafmittel bewusstlos geworden.
Hap schleifte den Sack und den Drachen mitsamt Käfig zu der Stelle, wo das Seil aus Seide unten im Kamin baumelte. Er blickte empor und sah Oates und Umber hoch oben ängstlich hinabspähen. »Fast fertig!«, sagte er so laut, wie er sich traute. Umber bestätigte mit einem Winken, dass er es gehört hatte.
Bevor er noch versuchen konnte, das Seil um die Ãffnung des Sacks zu binden, krabbelte Arabell herbei, sonderte einen klebrigen Seidenfaden ab und befestigte den Sack und den Käfig damit am Seil. »Sehr schön«, sagte Hap zu Arabell. Langsam gewöhnte er sich an ihr seltsames Aussehen. »Es ist gut, dich dabei zu haben â¦Â«
Er schlug sich die Hand vor den Mund, da er hinter sich ein Geräusch hörte. Nicht direkt hinter ihm â irgendwo weiter weg, jenseits der Kammer, in der er stand, hustete und stöhnte ein Mann.
Hap fiel wieder ein, wie Hameron sie in diese unterirdischen Kammern geführt hatte und was er am Ende des Gangs flüchtig gesehen hatte. Gefangene, die in ewiger Dunkelheit gehalten wurden: die Feinde des Königs. Umbers Flasche hatte wahrscheinlich nicht im gesamten Keller ihre Wirkung entfaltet.
Seine Hand wanderte vorne zu seinem Hemd und tastete nach Umbers Schlüssel unter dem Stoff. Dann zupfte etwas an seinem Hosenbein. Arabell schaute zu ihm hoch. Sie wies mit dem Kopf zum Kamin, in dem das Seil baumelte und nur darauf wartete, sie nach oben zu
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