Die Bücher von Umber: Drachenspiele
bringen.
»Warte, Arabell«, sagte Hap. Sein Blick wanderte zu den wild durcheinander an der Wand aufgestellten Folterinstrumenten, hastig beiseitegeschoben, damit dieser Ort als Brutstätte dienen konnte. Wenn der Versuch, Brugador zu stürzen, misslang, würde dieser Raum bald wieder seinem ursprünglichen Zweck als Folterkammer zugeführt werden. Er presste seine Kiefer so fest zusammen, dass ihm die Zähne wehtaten. Er brauchte keine Lichtfäden, um das Schicksal der Gefangenen vorherzusagen.
Umbers Stimme drang durch den Kamin nach unten. »Beeil dich, Happenstance!«
Hap steckte seinen Kopf in den Schacht. »Bin sofort wieder da!« Ohne eine Antwort abzuwarten, zog er den Schlüssel unter seinem Hemd hervor und rannte zu den Verliesen. Arabell protestierte mit einem Kreischen.
Es war ein kurzer Sprint durch den Gang, der die Folterkammer mit dem Verlies verband. Trotz der undurchdringlichen Dunkelheit konnte er die zahlreichen Gefangenen hinter den Gittern gut erkennen. So viele, dachte er. In diesen Zellen waren Dutzende Männer eingeschlossen. Die Hälfte schlief auf dem schmutzigen Stroh auf dem Boden. Die anderen liefen umher, tasteten sich durch die Dunkelheit oder strichen mit den Händen über die steinernen Mauern und die Eisengitter. Sie trugen entweder gar keine Hemden oder Lumpen, und ihre Haut war von alten und frischen Wunden übersät. Man hörte Stöhnen, Schniefen, Husten und Flüstern.
Ich mache es lieber unbemerkt, beschloss Hap. Die Gefangenen hatten keine Ahnung, wer er war. Vielleicht würden sie ihn irrtümlich für einen Wächter halten und in der Dunkelheit erwürgen. Er schlich zu der hintersten Zelle.
Der Schlüssel zuckte in seiner Hand und nahm eine neue, längere Gestalt an. Hap steckte ihn ins Schlüsselloch und drehte ihn herum. Dabei erklang ein leises rostiges, quietschendes Geräusch, doch keiner der Gefangenen schien Notiz davon zu nehmen. Hap ging leise zur nächsten Tür. Dort stand ein Gefangener unmittelbar vor dem Schloss und hatte seine Hände um die Gitterstäbe gelegt. Der Mann trug einen struppigen schwarzen Bart, durch den sich graue Streifen zogen. Seine nackte Brust war mit langen Narben übersät. Er starrte blind in den Gang hinaus. Obwohl sein Blick durch Hap hindurchging wie durch Luft, lieÃen diese Augen ihn frösteln.
Hap führte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn. Ein ganz leises Klicken ertönte, doch in der dunklen Stille klang es wie ein Donnerschlag. Der Kopf des Gefangenen zuckte hoch und er trat einen Schritt zurück. Hap bewegte sich rasch zur nächsten Tür.
Während er die dritte Tür aufschloss, drang Getuschel aus den ersten beiden Zellen. »Hört ihr was?« »Ist da jemand?« Hap vernahm das Quietschen von Metall. Der Mann mit dem Bart drückte die Tür auf. Sein Gesicht zeigte einen beinahe komischen Ausdruck, halb erstaunt, halb misstrauisch.
Das Flüstern schwoll an, während Hap die letzten Türen öffnete. »Unsere Zelle ist offen!« »Lass die Tür zu â du weiÃt doch, was sie dann mit uns machen!« »Nein, das werde ich nicht tun; das ist unsere Chance!« »Bleib hier â das ist ein Trick!«
Hap lieà es drauf ankommen und sagte laut: »Nein, das ist kein Trick. Ich habe euch befreit. Viel Glück!« Er rannte zum Raum mit den Kaminen, bremste aber abrupt ab, als er an die Treppe kam, die nach oben führte. Von oben drang Licht herunter. Eine Stimme rief: »Hameron, der König möchte wissen, ob noch einer geschlüpft ist. Hameron?«
Hap schaute hinter sich. Eine Horde Gefangener schlich auf Zehenspitzen und in die Dunkelheit blinzelnd auf ihn zu. Er hörte Schritte auf der Treppe, und der Mann rief erneut. Er war jetzt ganz nah. »Hameron! Antworte! Was ist? Sind hier unten alle eingeschlafen?« Zwei Schatten tauchten auf.
Oh, verdammt, sagte Hap zu sich selbst. Er eilte auf das schwache Licht der Kohlen zu und unterdrückte einen Schrei. Der Wachmann, der durch die Flasche bewusstlos geworden war, erhob sich gerade schwankend und rieb sich die Augen. Hameron lag noch immer auf dem Boden.
Der Wachmann schüttelte den Kopf. Sein Blick richtete sich auf Hap und seine Miene verfinsterte sich. »Was treibst du denn hier?« Er zückte sein Schwert und machte einen Schritt vor, stolperte jedoch und fiel zu Boden.
Seine FüÃe waren
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