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Die Bücherdiebin

Die Bücherdiebin

Titel: Die Bücherdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak
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wurde.
    Spiel weiter, Papa. Papa hörte auf.
    Er ließ das Akkordeon fallen, und seine silbrigen Augen fingen wieder an zu rosten. Jetzt war er nur ein Körper auf der Straße, und Liesel hob ihn hoch und umarmte ihn. Sie weinte über Hans Hubermanns Schulter hinweg.
    »Leb wohl, Papa, du hast mich gerettet. Du hast mir das Lesen beigebracht. Niemand kann so spielen wie du. Ich werde nie wieder Champagner trinken. Niemand kann so spielen wie du.«
    Ihre Arme hielten ihn fest. Sie küsste seine Schulter - sein Gesicht noch einmal anzuschauen, konnte sie nicht ertragen -, und dann bettete sie ihn nieder.
    Die Bücherdiebin weinte, bis man sie sanft wegführte.
    Später erinnerte man sich an das Akkordeon, aber niemand beachtete das Buch.
    Es gab viel zu tun. Unzählige Male wurde Die Bücherdiebin, neben anderen Gegenständen, mit Füßen getreten. Schließlich hob man das Buch auf, ohne es eines Blickes zu würdigen, und warf es auf einen Müllwagen. Gerade als der Wagen abfahren wollte, kletterte ich schnell hinauf und nahm es mit...
    Es war ein glücklicher Zufall, dass ich da war.
    Aber wem will ich eigentlich etwas vormachen? Ich bin früher oder später im Jahr 1943 war ich fast überall.
    EPILOG
    DIE LETZTE FARBE
    Es wirken mit: der Tod und Liesel - hölzerne Tränen - Max - und der Übergeber
    TOD UND LIESEL
    Seitdem sind etliche Jahre vergangen, aber es gibt immer noch viel zu tun. Ich versichere euch, dass die Welt eine Fabrik ist. Die Sonne feuert sie an, und die Menschen beherrschen sie. Und ich bleibe. Ich trage sie davon.
    Was den Rest der Geschichte betrifft, werde ich nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ich bin müde, so müde, und ich werde es euch erzählen, so knapp und direkt, wie ich nur kann.
    EINE LETZTE TATSACHE
    Ich möchte euch mitteilen, dass die Bücherdiebin gestern erst gestorben ist.
    Liesel Meminger lebte noch sehr lange, weit entfernt von Molching und dem Untergang der Himmelstraße.
    Sie starb in einem Vorort von Sydney, Australien. Das Haus hatte die Nummer 45 - so wie das der Fiedlers, wo die Menschen bei Luftangriffen Schutz gesucht hatten -, und der Himmel hatte das großartige Blau eines Nachmittags. Wie die Seele ihres Papas, so saß auch ihre aufrecht da.
    Ihre letzten Visionen galten ihren drei Kindern, ihren Enkeln, ihrem Ehemann und der langen Liste aus Leben, die mit ihrem eigenen verwoben waren, unter ihnen - leuchtend wie Laternen -Hans und Rosa Hubermann, ihr Bruder und der Junge, dessen Haar für immer die Farbe von Zitronen hatte.
    Aber es gab auch noch andere Bilder.
    Kommt mit, und ich werde euch eine Geschichte erzählen. Ich will euch etwas zeigen.
    HOLZ AM NACHMITTAG
    Die Himmelstraße war zerstört, und Liesel Meminger hatte kein Zuhause mehr. Man sprach von ihr als dem »Mädchen mit dem Akkordeon«, und man brachte sie zur Polizei, wo nun entschieden werden musste, was mit ihr werden sollte.
    Sie saß auf einem sehr harten Stuhl. Das Akkordeon lugte durch ein Loch im Kasten.
    Nach drei Stunden erschienen der Bürgermeister und die Frau mit den Fusselhaaren auf der Wache. »Wir haben gehört«, sagte die Frau, »dass ein Mädchen aus der Himmelstraße überlebt hat.«
    Der Polizist zeigte ihr den Weg.
    Ilsa Hermann bot ihr an, den Kasten zu tragen, aber Liesel hielt ihn fest in der Hand, als sie die Stufen der Wache hinuntergingen. Ein paar Häuserblocks von der Münchener Straße entfernt trennte eine deutlich sichtbare Linie die Ausgebombten von den Glücklichen.
    Der Bürgermeister saß am Steuer.
    Ilsa hatte sich neben Liesel auf den Rücksitz gesetzt.
    Zwischen beiden stand der Instrumentenkasten. Liesels Hand lag darauf, und sie ließ es zu, dass Ilsa Hermann diese Hand mit ihrer eigenen hielt.
    Es wäre so leicht gewesen zu schweigen, aber Liesel reagierte ganz anders auf ihr Unglück. Sie saß in dem eleganten Gästezimmer im Haus des Bürgermeisters und redete und redete - mit sich selbst - bis tief in die Nacht hinein. Sie aß kaum etwas. Das Einzige, was sie völlig verweigerte, war ein Bad.
    Vier Tage lang trug sie die Überreste der Himmelstraße mit sich herum, hinterließ sie auf den Teppichen und Bodendielen der Großen Straße 8. Sie schlief viel und träumte nicht, und meistens wäre sie am liebsten gar nicht aufgewacht. Alles verschwand, wenn sie schlief.
    An dem Tag, an dem die Beerdigungen stattfanden, hatte sie sich immer noch nicht gewaschen, und Ilsa Hermann fragte höflich, ob sie es jetzt tun wolle. Bei früheren Gelegenheiten

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