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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
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stieß einen Fluch aus.
    »Wir hätten an das Fenster denken sollen«, sagte er. »Obwohl – es wäre trotzdem schwer gewesen, die Sache zu beweisen. Ich gehe mal runter und – und – sehe nach dem Rechten…«
    »Armer Teufel«, meinte Tommy. »Wenn er seine Frau so sehr geliebt hat…«
    Aber der Inspektor schnaubte nur verächtlich.
    »Geliebt? Das mag sein, wie es will. Jedenfalls wusste er nicht mehr aus noch ein vor lauter Schulden. Lady Merivale besaß ihr eigenes großes Vermögen, und durch ihren Tod fiel es ihm zu. Wenn sie mit dem jungen Hale durchgebrannt wäre, hätte er nicht einen Penny zu sehen bekommen.«
    »Das war es also?«
    »Natürlich habe ich von Anfang an gespürt, was für ein fauler Kunde Sir Arthur war; Captain Hale jedoch machte einen guten Eindruck. Wir in Scotland Yard, wir können recht gut die schwarzen von den weißen Schafen unterscheiden. Aber es ist verdammt schwer, gegen Tatsachen anzurennen. Ich gehe jetzt hinunter – an Ihrer Stelle würde ich Ihrer Frau einen Whisky geben, Mr Beresford. Die Sache hat sie doch etwas mitgenommen.«
    »Gemüsehändler«, sagte Tuppence leise, als sich die Tür hinter dem unerschütterlichen Inspektor geschlossen hatte, »Gemüsehändler, Metzger, Fischer, Detektive: Ich habe Recht gehabt, nicht wahr? Er wusste es.«
    Tommy hatte sich an der Bar zu schaffen gemacht und näherte sich ihr jetzt mit einem großen Glas.
    »Trink das!«
    »Was ist es? Whisky?«
    »Nein, ein Cocktail – wie es sich für den triumphierenden McCarthy gebührt. Ja, Marriot hat in allem Recht gehabt. So war das Spiel richtig gespielt. Die Königin hat den falschen König besiegt.«

Die verschwundene Dame
     
    D ie Glocke auf Mr Blunts Schreibtisch (Internationale Detektivagentur, Leiter: Theodor Blunt) schlug an. Tommy und Tuppence eilten zu ihren Gucklöchern, durch die sie den Vorraum überblicken konnten. Hier war Albert pflichtgemäß damit beschäftigt, den Klienten mit kunstvollen Redensarten hinzuhalten: »Ich will Sie gern melden; aber ich fürchte, Mr Blunt ist im Augenblick außerordentlich beschäftigt. Er telefoniert gerade mit Scotland Yard.«
    »Ich warte«, sagte der Besucher. »Ich habe keine Visitenkarten bei mir – mein Name ist Gabriel Stavansson.«
    Der Besucher war ein Prachtexemplar von einem Mann: Er war mindestens einen Meter achtzig groß, hatte ein sonnenverbranntes, wettergegerbtes Gesicht, und das leuchtende Blau seiner Augen stand in merkwürdigem Gegensatz zum Braun seiner Haut.
    Tommys Entschluss war schnell gefasst. Er setzte seinen Hut auf, ergriff ein Paar Handschuhe und öffnete die Tür. Er blieb auf der Schwelle stehen.
    »Dieser Herr hier möchte Sie sprechen«, sagte Albert.
    Tommy runzelte die Stirn und zog seine Uhr aus der Westentasche.
    »Ich habe um Viertel vor elf eine Verabredung mit dem Duke…«, sagte er. Mit einem scharfen Blick auf den Besucher fügte er hinzu: »Aber wenn Sie sich hereinbemühen wollen – ich kann Ihnen noch ein paar Minuten widmen.« Der Besucher folgte ihm ins Büro, wo Tuppence sittsam auf ihrem Stuhl saß und Block und Bleistift bereithielt.
    »Meine Privatsekretärin, Miss Robinson«, stellte Tommy vor. »Nun, darf ich Sie bitten, Ihr Anliegen vorzubringen? Ich weiß nur, dass es dringend sein muss, weil Sie im Taxi hergekommen sind, und dass Sie vor Kurzem am Südpol – oder vielleicht am Nordpol waren.«
    Der Besucher starrte ihn verblüfft an.
    »Wundervoll! Ich dachte, es sei eine Erfindung der Kriminalschriftsteiler, dass Detektive Hellseher sein können! Ihr Bürodiener hat Ihnen nicht einmal meinen Namen gesagt!«
    Tommy wehrte gelassen ab.
    »Nun, nun – das war wirklich ganz einfach. Die Strahlen der Mitternachtssonne haben innerhalb des Polarkreises eine besondere Wirkung auf die Haut. Der Reichtum an ultravioletten Strahlen ruft gewisse fotochemische Reaktionen… Ich habe gerade eine kleine Monografie über dieses Thema geschrieben. Aber all das gehört jetzt natürlich nicht zur Sache. Was führt Sie zu mir? Was beunruhigt Sie so?«
    »Erlauben Sie zuerst einmal, dass ich mich vorstelle: Mein Name ist Gabriel Stavansson – «
    »Ach, natürlich!«, rief Tommy. »Der bekannte Polarforscher! Sie sind vor Kurzem aus der Nordpolgegend zurückgekehrt, nicht wahr?«
    »Ich bin vor drei Tagen in England gelandet. Ein Freund, der in den nördlichen Gewässern kreuzte, brachte mich auf seiner Yacht zurück. Ohne ihn wäre ich erst in zwei Wochen nachhause gekommen. Nun müssen Sie
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