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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
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mitgebracht?«
    »Nein. Aber es war in Maldon, Surrey, aufgegeben worden. Das kam mir merkwürdig vor. Was wollte Hermy wohl in Maldon? Soviel ich weiß, hat sie keine Freunde dort.«
    »Und Sie haben sich nicht gleich wieder in den nächsten Zug – diesmal nach Monte Carlo – gestürzt?«
    »Natürlich habe ich daran gedacht. Aber dann habe ich es mir doch anders überlegt. Verstehen Sie, Mr Blunt: Das Telegramm schien Lady Susan völlig zu beruhigen – mich aber ließ es unbefriedigt. Warum kam niemals ein Brief, immer nur Telegramme? Eine Zeile von ihrer Hand hätte genügt, um mich zu beruhigen. Aber die Unterschrift Hermy auf einem Telegramm: Das bedeutet gar nichts. Jeder X-beliebige kann so unterzeichnen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto unruhiger wurde ich. Schließlich fuhr ich nach Maldon. Das war gestern Nachmittag. Es ist ein ziemlich großer Ort – gute Verbindungen, zwei Hotels. Ich habe überall herumgefragt, aber nichts deutet darauf hin, dass Hermy sich jemals dort aufgehalten haben könnte. Auf der Rückfahrt im Zug habe ich Ihre Anzeige gelesen und beschlossen, Ihnen den Fall vorzutragen. Wenn Hermy wirklich nach Monte Carlo gefahren ist, wäre es lächerlich, die Polizei auf ihre Spur zu hetzen und einen Skandal heraufzubeschwören. Ich selbst möchte mir aber kein X für ein U vormachen lassen: Ich bleibe hier in London für den Fall – ja, für den Fall, dass etwas faul ist an der Sache.«
    Tommy nickte nachdenklich.
    »Was vermuten Sie eigentlich?«
    »Ich weiß es nicht. Aber etwas stimmt hier nicht, das fühle ich genau.«
    Stavansson griff in seine Westentasche und zog ein Lederetui heraus, das er offen auf den Schreibtisch legte.
    »Das ist Hermione«, sagte er. »Ich lasse Ihnen das Bild da.«
    Es war das Porträt einer großen, schlanken Frau, nicht mehr ganz jung, aber mit wundervollen Augen und einem charmanten, offenen Lächeln.
    »Haben Sie mir wirklich alles gesagt, Mr Stavansson, und nichts ausgelassen?«, fragte Tommy.
    »Nein, nicht das geringste.«
    »Auch nicht das kleinste Detail?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Das macht die Sache noch schwieriger. Sie wissen selbst, wie oft ein unscheinbares Detail genügt, um den großen Detektiv auf die Spur des Verbrechers zu bringen. Alle Kriminalgeschichten erwähnen diese Tatsache. Unser Fall hat freilich seine Eigentümlichkeiten… Ich denke, ich habe des Rätsels Lösung gefunden; aber man soll nichts überstürzen. Alles will überprüft sein.«
    Auf dem Tisch lag eine Geige. Tommy nahm sie zur Hand und strich mit dem Bogen ein paar Mal über die Saiten. Tuppence knirschte mit den Zähnen, und sogar der Polarforscher erschrak. Der Künstler legte das Instrument wieder behutsam auf die Tischplatte.
    »Ein paar Akkorde von Mosgovskensky«, murmelte er. »Lassen Sie mir Ihre Adresse hier, Mr Stavansson, ich werde Sie auf dem Laufenden halten.«
    Kaum hatte der Besucher das Büro verlassen, als Tuppence die Geige ergriff, sie in den Schrank sperrte und den Schlüssel zweimal umdrehte.
    »Wenn du schon urbedingt Sherlock Holmes spielen musst«, bemerkte sie trocken, »dann will ich dir eine hübsche kleine Spritze verschaffen und ein Fläschchen mit der Aufschrift ›Kokain‹ dazu – aber um Himmels willen, lass die Geige in Ruhe! Wenn dieser nette Forscher nicht so einfältig wäre wie ein Kind, hätte er dich sofort durchschaut. Bestehst du weiter auf Sherlock Holmes?«
    »Ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass ich die Rolle bisher nicht schlecht gespielt habe«, meinte Tommy selbstgefällig. »Waren meine Schlussfolgerungen nicht ausgezeichnet? Das Taxi war ein Risiko, das gebe ich zu. Aber schließlich ist es die einzig vernünftige Art, zu unserem Büro zu kommen.«
    »Ein Glück, dass ich gerade heute Morgen im Daily Mi r ror eine Pressenotiz über seine Verlobung gelesen habe«, warf Tuppence ein.
    »Ja, das beweist wieder einmal die Tüchtigkeit von ›Blunts Brillanten Detektiven‹. Der Fall ist eindeutig ein Sherlock-Holmes-Fall. Die Ähnlichkeit mit der Geschichte der verschwundenen Lady France Carfax kann selbst dir nicht entgangen sein.«
    »Nimmst du an, dass du Mrs Leigh Gordon als Leiche in einem Sarg wiederfinden wirst?«
    »Logischerweise sollte sich jede Geschichte einmal wiederholen. Aber – nun, was meinst du dazu?«
    »Die einfachste Erklärung scheint mir, dass Hermy, wie er sie nennt, aus irgendeinem Grund Angst hat, ihrem Bräutigam zu begegnen, und dass Lady Susan ihr die Stange hält. Plump
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