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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
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wissen, Mr Blunt, dass ich das große Glück hatte, mich vor zwei Jahren, kurz vor Beginn dieser letzten Forschungsreise, mit Mrs Maurice Leigh Gordon zu verloben…«
    Tommy unterbrach ihn.
    »Vor ihrer Ehe war Mrs Leigh Gordon…«
    »Hermione Crane, die zweite Tochter von Lord Lanchester«, erläuterte Tuppence gewandt.
    Tommy warf ihr einen bewundernden Blick zu.
    »Ihr erster Mann fiel im Krieg«, fügte sie hinzu.
    Gabriel Stavansson nickte.
    »Ja, das stimmt genau. Wie gesagt, Hermione und ich verlobten uns. Ich habe natürlich vorgeschlagen, auf meine Expedition zu verzichten – aber Hermione lehnte das energisch ab. Die Gute! Sie ist wirklich die ideale Frau für einen Polarforscher. Nach meiner Landung war mein erster Gedanke natürlich, Hermione aufzusuchen. Ich telegrafierte von Southampton und nahm den nächstbesten Zug nach London. Ich wusste, dass sie zurzeit bei einer ihrer Tanten wohnte, bei Lady Susan Clonray in der Pont Street, und so bin ich direkt dorthin gegangen. Zu meiner großen Enttäuschung sagte die Tante zu mir, dass Hermione bei Freunden in Northumberland auf Besuch sei. Lady Susan zeigte sich freundlich und verständnisvoll; natürlich war sie zunächst sehr erstaunt über mein Erscheinen – ich sollte ja, wie ich Ihnen schon sagte, erst in vierzehn Tagen heimkehren. Sie meinte, Hermy würde in ein paar Tagen zurückkommen. Ich fragte nach ihrer Adresse – aber die alte Dame drehte und wendete sich, behauptete, Hermy habe eine Reihe von Freunden aufsuchen wollen und sie wisse nicht, an welchem Ort sie sich gerade aufhalte. Sie müssen wissen, Mr Blunt, dass wir uns nie sehr gut verstanden haben, Lady Susan und ich. Sie ist eine von diesen dicken Frauen mit Doppelkinn – ich hasse dicke Frauen, habe sie immer gehasst. Dicke Frauen und fette Hunde sind mir ein Gräuel. Und bedauerlicherweise findet man so oft beide zusammen! Es ist eine Art Vorurteil, ich weiß, aber es ist nun mal so: Ich kann mit diesen Frauen nicht auskommen.«
    »Sie halten sich da streng an die herrschende Mode, Mr Stavansson«, bemerkte Tommy trocken. »Übrigens hat jeder von uns so seine privaten Antipathien. Der verstorbene Lord Roberts konnte Katzen nicht ausstehen.«
    »Lady Susan mag eine sehr charmante Frau sein – ich würde nie das Gegenteil zu behaupten wagen. Aber ich habe mich niemals zu ihr hingezogen gefühlt. Irgendwie habe ich immer gespürt, dass sie unsere Verlobung missbilligte, und sie würde zweifellos Hermy gegen mich einnehmen, wenn das möglich wäre. Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube – bewerten Sie das, wie Sie wollen. Vielleicht habe ich eben nur Vorurteile. Nun, um in meiner Erzählung fortzufahren: Ich bin ein Dickkopf, der nicht lockerlässt, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Ich habe Pont Street nicht eher verlassen, bis ich ihr die Namen und Adressen der Leute entrissen hatte, bei denen Hermy sich aufhalten konnte. Dann habe ich den Postzug nach Nordengland genommen.«
    »Ich sehe, Sie sind ein Mann der Tat, Mr Stavansson«, meinte Tommy lächelnd.
    »Es hat mich tief getroffen, Mr Blunt: Keiner von diesen Leuten hat Hermy gesehen oder von ihr gehört. Von den drei angegebenen Familien hatte nur eine sie erwartet – Lady Susan muss sich mit den beiden anderen Adressen geirrt haben –, aber Hermy hatte ihren Besuch im letzten Augenblick telegrafisch abgesagt. Ich kehrte natürlich so schnell wie möglich nach London zurück und ging schnurstracks zu Lady Susan. Ich muss ihr Gerechtigkeit widerfahren lassen: Sie schien wirklich bestürzt zu sein. Sie hatte keine Ahnung, wo Hermy sein könnte – das gab sie nun zu. Aber sie lehnte dennoch energisch meinen Vorschlag ab, die Polizei zu verständigen. Sie sagte, Hermy sei kein dummes junges Gänschen, sondern eine erwachsene Frau, die gewohnt sei, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Wahrscheinlich habe sie sich irgendetwas in den Kopf gesetzt und sei jetzt dabei, ihrem Plan die Tat folgen zu lassen.
    Dass Hermy ihrer Tante über ihr Tun und Lassen keine Rechenschaft ablegen wollte, schien mir höchst glaubhaft. Aber ich war trotzdem sehr besorgt. Ich fühlte deutlich, dass etwas nicht stimmte. Gerade als ich mich verabschieden wollte, überbrachte man Lady Susan ein Telegramm. Sie seufzte erleichtert auf, als sie es las. Dann reichte sie es mir. Es lautete: Habe meine Pläne geändert, stop, fahre für eine Woche nach Monte Carlo Hermy.«
    Tommy streckte die Hand aus.
    »Haben Sie das Telegramm
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