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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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jetzt gar nicht gedacht. Tommy, hast du diesen Mann im Zweisitzer gesehen?«
    »Ja – ein unsympathischer Bursche.«
    »Das war Dr. Horriston!«
    Tommy pfiff durch die Zähne.
    »Der Mann sieht aus, als sei er mit allen Wassern gewaschen. Was meinst du, sollen wir uns den Gutshof etwas näher betrachten?«
    Nach langem Suchen fanden sie endlich das Haus. Es war groß und weitläufig und lag mitten in einer Einöde. Hinter dem Hause rauschte ein Wildbach.
    »Trübselige Behausung«, sagte Tommy fröstelnd. »Schon der Anblick jagt mir einen Schauder über den Rücken. Weißt du, ich habe das Gefühl, dass die Sache viel ernster ist, als wir anfangs angenommen hatten.«
    »Ach, wie schrecklich! Dass wir bloß noch zur rechten Zeit kommen! Eine furchtbare Gefahr bedroht diese Frau, ich spüre es in allen Knochen.«
    »Dass deine überhitzte Fantasie nur nicht mit dir durchgeht!«
    »Ich kann nichts dafür. Ich misstraue diesem finsteren Mann. Was sollen wir tun? Es wäre vielleicht das Beste, wenn ich zuerst allein ans Tor gehe und einfach nach Mrs Leigh Gordon frage, bloß um zu sehen, was man mir antwortet. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass wir uns irren, und im Sanatorium geht alles mit rechten Dingen zu.«
    Sie führte ihr Vorhaben aus. Ein Diener mit undurchdringlicher Miene öffnete die Tür.
    »Ich möchte Mrs Leigh Gordon sprechen, wenn es ihre gesundheitliche Verfassung erlaubt, mich zu empfangen.«
    Tuppence kam es so vor, als zuckten die Augenlider des Mannes bei der Erwähnung dieses Namens. Aber er antwortete, ohne zu zögern.
    »Wir haben hier keine Patientin mit diesem Namen.«
    »Nanu! Das ist doch Dr. Horristons Sanatorium, nicht wahr?«
    »Richtig. Aber wir haben keine Mrs Leigh Gordon bei uns.«
    Ihr Versuch war gescheitert. Sie sah sich zum Rückzug gezwungen. Sie musste sich noch einmal mit Tommy beraten, der draußen vor dem Tor wartete.
    »Vielleicht hat er die Wahrheit gesagt. Schließlich wissen wir ja nichts Bestimmtes.«
    »Nein, er lügt! Ich bin überzeugt, dass er lügt!«
    »Warten wir, bis der Doktor zurückkommt«, sagte Tommy. »Ich werde mich als Journalist ausgeben, der Auskunft über seine neuen Behandlungsmethoden haben möchte. Unter diesem Vorwand kann ich ins Haus gelangen und die lokalen Verhältnisse erkunden.«
    Eine halbe Stunde später kam der Arzt zurück. Tommy ließ fünf Minuten verstreichen und begab sich dann selbst zum Haupteingang. Aber auch er hatte keinen Erfolg.
    »Der Doktor habe zu tun und wolle nicht gestört werden. Außerdem empfängt er keine Journalisten. Tuppence, du hast Recht. Irgendetwas ist faul! Das Haus liegt einfach ideal – meilenweit von der nächsten Ortschaft entfernt. Gott weiß, was da alles passieren kann, ohne dass eine lebende Seele davon erfährt.«
    »Komm!«, sagte sie plötzlich entschlossen.
    »Was willst du tun?«
    »Ich werde über die Mauer klettern und versuchen; unbemerkt bis zum Haus vorzudringen.«
    »Ich komme mit.«
    Der Garten war ziemlich verwildert und bot eine gute Deckung. Es gelang ihnen, sich unbeobachtet der Rückseite des Hauses zu nähern. Hier befand sich eine breite Terrasse, von der ein paar baufällige Stufen in den Garten hinunterführten. Eine breite Glastür öffnete sich zur Terrasse hin. Aber die beiden wagten nicht, ihre Deckung zu verlassen, und die Fenster, neben denen sie kauerten, waren zu hoch, als dass sie einen Blick hätten hineinwerfen können. Ihr Erkundungsgang drohte ein Misserfolg zu werden, aber da ergriff Tuppence plötzlich Tommys Arm.
    Jemand sprach in dem Zimmer über ihnen. Das Fenster war offen, und sie konnten das Gespräch, das dort drinnen geführt wurde, deutlich verstehen.
    »Kommen Sie herein, und schließen Sie die Tür«, sagte eine Männerstimme in gereiztem Ton. »Also – eine Dame ist vor ungefähr einer Stunde hergekommen und hat nach Mrs Leigh Gordon gefragt, wie?«
    »Ja, Sir.«
    Tuppence erkannte die Stimme des Dieners, der sie vorhin mit steinerner Miene abgewiesen hatte.
    »Natürlich haben Sie gesagt, die Dame sei nicht bei uns?«
    »Natürlich, Sir.«
    »Und jetzt dieser Kerl, dieser Journalist!«, grollte die andere Stimme.
    Plötzlich kam der Sprecher zum Fenster und schob den Rollladen hoch; durch die Zweige des Gebüschs konnten die beiden Späher Horriston erkennen.
    »Es ist die Frau, die mich vor allem beunruhigt. Wie sah sie denn aus?«
    »Jung, hübsch und sehr elegant angezogen, Sir.«
    Tommy gab Tuppence einen Rippenstoß.
    »Genau, was ich

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