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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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und tastete nach der Streichholzschachtel. »Nur die Ruhe, ich suche keinen Revolver. Aber Sie wissen ja nur zu gut, dass ich nicht bewaffnet bin. Wie dem auch sei, ich sagte ja bereits, eines haben Sie vergessen.«
    »Und das wäre?«
    Tommy nahm ein Streichholz aus der Schachtel und hielt es so, dass er es anreißen konnte.
    »Ich bin blind, und Sie können sehen. Insofern haben Sie recht. Der Vorteil liegt auf Ihrer Seite. Aber angenommen, wir stünden beide im Dunkeln? Wo wäre dann Ihr Vorteil?«
    Er riss das Streichholz an.
    Der ›Herzog‹ lachte verächtlich.
    »Sie spielen mit dem Gedanken, auf den Lichtschalter zu schießen? Das Zimmer in Dunkelheit zu tauchen? Unmöglich.«
    »Dennoch«, sagte Tommy. »Dunkelheit kann ich Ihnen nicht bescheren. Aber Extreme treffen aufeinander, wissen Sie. Wie wäre es mit Licht?«
    Im Sprechen hielt er das Streichholz an einen Gegenstand in seiner Hand, den er auf den Tisch schleuderte.
    Ein gleißendes Licht erfüllte das Zimmer.
    Einen kurzen Moment lang blinzelte der ›Herzog‹, von dem grellen weißen Licht geblendet, taumelte einen Schritt zurück und senkte die Hand, in der er die Pistole hielt.
    Als er die Augen wieder öffnete, spürte er etwas Scharfes auf der Brust.
    »Lassen Sie die Pistole fallen«, befahl Tommy. »Aber zack, zack! Ich teile Ihre Auffassung, dass ein Rohrstock ein reichlich nutzloses Ding ist. Deshalb habe ich mir keinen gekauft. Ein guter Schwertstock dagegen ist eine überaus nützliche Waffe. Meinen Sie nicht? Fast so nützlich wie Magnesiumdraht. Lassen Sie die Pistole fallen.«
    Dem Zwang jener scharfen Spitze gehorchend, ließ der Mann die Pistole fallen. Dann tat er lachend einen Schritt nach hinten.
    »Aber ich bin immer noch im Vorteil«, höhnte er. »Ich kann sehen, Sie nicht.«
    »Da irren Sie«, entgegnete Tommy. »Ich kann sehr gut sehen. Diese Augenbinde ist eine Attrappe. Ich wollte Tuppence hereinlegen. Zuerst ein, zwei Fehler begehen und dann gegen Ende des Mittagessens ein paar ganz und gar wundersame Leistungen vollbringen. Deswegen, Gott segne Sie, hätte ich mit Leichtigkeit allen Erhebungen ausweichen und einfach zur Tür gehen können. Aber ich wollte mich nicht darauf verlassen, dass Sie ein fairer Sportsmann sind. Sie hätten mich niemals lebend gehen lassen. Vorsicht!«
    Mit zornverzerrtem Gesicht machte der ›Herzog‹ einen Satz nach vorn und vergaß in seiner Rage, seine Schritte mit Bedacht zu setzen.
    Eine kleine blaue Flamme zuckte auf, er schwankte einen Augenblick lang und fiel dann um wie ein Baumstamm. Ein schwacher Gestank nach verbranntem Fleisch erfüllte die Luft und vermischte sich mit dem stärkeren Geruch von Ozon.
    »Huh«, sagte Tommy.
    Er rieb sich das Gesicht.
    Dann bewegte er sich vorsichtigen Schrittes und mit größter Umsicht zur Wand und betätigte den Schalter, den der andere umgelegt hatte.
    Er ging zur Tür, öffnete sie vorsichtig und spähte hinaus. Niemand war zu sehen. Er stieg die Treppen hinab und trat durch die Haustür nach draußen.
    Sicher auf der Straße angelangt, schaute er mit einem Schaudern an dem Haus hoch und las die Hausnummer. Dann eilte er zur nächsten Telefonzelle.
    Es folgte ein Moment quälender Sorge, dann hörte er die wohl vertraute Stimme.
    »Tuppence, Gott sei Dank!«
    »Ja, mir geht es gut. Ich habe alle deine Anweisungen verstanden. Das Salär, Krabbe, komm zum Blitz und folge den beiden Fremden. Albert war rechtzeitig da, und als wir in getrennten Autos davonfuhren, folgte er mir in einem Taxi und rief die Polizei, sobald er wusste, wohin sie mich gebracht hatten.«
    »Albert ist ein guter Junge«, sagte Tommy. »Ein Ritter. Ich war mir ziemlich sicher, dass er dir folgen würde. Trotzdem habe ich mir Sorgen gemacht. Ich habe dir sehr viel zu erzählen. Ich komme auf direktem Wege zu dir. Und wenn ich zu Hause bin, werde ich als Allererstes einen ordentlichen Scheck für St. Dunstan’s ausstellen. Gott, es muss furchtbar sein, wenn man nicht sehen kann.«

Der Mann im Nebel
     
    T ommy war gar nicht zufrieden mit dem Leben, »Blunts Brillante Detektive« hatten einen Misserfolg einstecken müssen. In Aldington Hall in Aldington war eine Perlenkette gestohlen worden; man hatte sich an ihre Agentur gewandt – aber es war ihnen nicht gelungen, den Diebstahl aufzuklären. Während Tommy in der Verkleidung eines katholischen Priesters eine angebliche Gräfin beschattete und Tuppence sich auf dem Golfplatz um den Neffen des Hauses kümmerte, hatte der

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