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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Polizeiinspektor des Ortes ohne großes Aufheben den zweiten Kammerdiener verhaftet, der, wie sich herausstellte, ein von der Polizei steckbrieflich gesuchter Dieb war und den Diebstahl zugab, ohne sich lange bitten zu lassen.
    Deshalb hatten sich Tommy und Tuppence so würdevoll wie möglich zurückgezogen und waren gerade dabei, sich bei einem Cocktail im Grand Hotel von Aldington gegenseitig zu trösten. Tommy trug immer noch das Priestergewand. »Pater Brown hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert«, bemerkte er trübsinnig. »Und dabei habe ich mir genau den richtigen Regenschirm gekauft!«
    »Es war eben nicht die richtige Aufgabe für Pater Brown«, sagte Tuppence. »Man braucht von Anfang an eine gewisse Atmosphäre. Man muss gerade etwas ganz Alltägliches tun und plötzlich passieren dann sonderbare Dinge. So ist das bei Pater Brown.«
    »Leider müssen wir nach London zurück«, bemerkte Tommy. »Vielleicht passiert noch etwas Sonderbares auf dem Weg zum Bahnhof.«
    Er hob sein Glas an die Lippen, aber plötzlich spritzte der Cocktail nach allen Seiten: Eine schwere Hand schlug ihm auf die Schulter, und eine Stimme, die zu dieser Hand passte, trompetete:
    »Ja – so was! Das ist ja Tommy! Und Mrs Beresford dazu! Na, alter Junge, was für ein böser Geist hat dich denn hergetrieben? Seit Jahren habe ich nichts mehr von dir gehört oder gesehen!«
    »Sieh mal an, Mr Bulger!«, sagte Tommy, stellte das Glas mit dem Rest seines Inhalts auf den Tisch und wandte sich dem Eindringling zu, einem großen, breitschultrigen Mann im Golfanzug, ungefähr dreißig Jahre alt, mit einem roten, glänzenden Gesicht. »Der gute, alte Bulger!«
    »Na, so eine Überraschung!« Bulger, dessen Name eigentlich Mervyn Estcourt lautete, konnte sich gar nicht beruhigen. »Ich wusste gar nicht, dass du in den geistlichen Stand getreten bist. Tommy als Weihrauch spendender Pfaffe – ich werd verrückt!«
    Bulger brach in schallendes Gelächter aus, und Tommy wurde verlegen. In diesem Augenblick wurde ihnen plötzlich die Gegenwart einer vierten Person bewusst.
    Sie war von fast überirdischer Schönheit. Ein großes, schlankes Geschöpf mit sehr blonden Haaren und runden blauen Augen, eingehüllt in ein teures schwarzes Abendkleid, mit einem herrlichen Hermelincape und sehr großen Perlenohrringen. Sie lächelte. Und ihr Lächeln besagte so manches. Sie wisse genau – sagte es –, dass es in ganz England, ja vielleicht auf der ganzen Welt, nichts Sehenswerteres gäbe als ihre Person. Sie sei nicht etwa besonders stolz darauf, nein, es sei einfach so und nicht anders.
    Tommy und Tuppence erkannten sie sofort. Sie hatten sie dreimal in Geheimnisse des Herzens gesehen, ebenso oft in ihrem anderen großen Erfolgsstück Die Feue r säule. Es gab wohl keine zweite Schauspielerin, die das englische Publikum so faszinierte wie Miss Gilda Glen. Sie galt als die schönste Frau von England. Es ging allerdings auch das Gerücht um, sie sei die dümmste.
    »Alte Freunde, Miss Glen«, erklärte Estcourt, und es klang, als bedauerte er, ein so strahlendes Wesen auch nur einen Augenblick lang vernachlässigt zu haben. »Tommy Beresford und Mrs Beresford, darf ich euch Miss Gilda Glen vorstellen?«
    Seine Stimme vibrierte bei diesen Worten vor Stolz. Dass man ihn in Begleitung von Miss Glen sehen konnte, verlieh ihm eine Art Glorienschein.
    Die Schauspielerin starrte Tommy mit großem Interesse an. »Und Sie sind wirklich ein Priester?«, fragte sie. »Ein katholischer Priester, meine ich? Weil ich dachte, dass die keine Frauen haben.«
    Estcourt brach erneut in ein schallendes Gelächter aus.
    »Prima! Prima!«, japste er. »Du schlauer Fuchs! Hast allem Prunk und irdischen Gütern abgeschworen – aber auf deine Frau hast du nicht verzichtet, was?«
    Gilda Glen nahm nicht die leiseste Notiz von ihm. Mit erstaunten Augen starrte sie immer noch auf Tommy.
    »Sind Sie ein Priester?«, fragte sie abermals.
    »Selten ist ein Mensch, was er zu sein scheint«, antwortete Tommy freundlich. »Mein Beruf ist dem eines Priesters nicht unähnlich. Ich gebe keine Absolution – aber ich nehme Beichten entgegen, ich…«
    »Hören Sie nicht auf ihn«, unterbrach ihn Estcourt. »Er macht sich bloß wichtig.«
    »Warum sind Sie denn wie ein Geistlicher gekleidet, wenn Sie gar keiner sind?«, wunderte sich Gilda Glen. »Außer, natürlich, wenn…«
    »Ich bin kein Verbrecher auf der Flucht vor der Justiz«, sagte Tommy. »Eher umgekehrt.«
    »Oh!« Sie

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