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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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er eine Treppe hinauf in einen Raum geführt, von dem er annahm, dass er an der Rückseite des Hauses lag. Hier banden ihm die beiden Männer die Hände. Der Chauffeur verließ das Zimmer, und der andere nahm Tommy den Knebel ab.
    »Jetzt können Sie frei sprechen«, verkündete er fröhlich. »Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzubringen, junger Mann?«
    Tommy räusperte sich und lockerte die schmerzenden Mundwinkel.
    »Ich hoffe, dass Sie meinen Rohrstock nicht verloren haben«, sagte er mit sanfter Stimme. »Es hat mich ein Vermögen gekostet, den machen zu lassen.«
    »Sie haben Nerven«, sagte der andere nach einer kurzen Pause. »Oder Sie sind einfach nur dumm. Begreifen Sie nicht, dass ich Sie in der Hand habe – voll und ganz in meiner Hand? Dass Sie mir ausgeliefert sind? Dass niemand, den Sie kennen, sie jemals wiedersehen wird?«
    »Können wir das Melodram nicht überspringen?«, fragte Tommy leidend. »Muss ich sagen: ›Sie Bösewicht, ich werde Sie kriegen‹? Das ist so ungemein altmodisch.«
    »Was ist mit der Frau?«, fragte der andere und musterte ihn. »Rührt Sie das auch nicht?«
    »Als ich soeben während meines erzwungenen Schweigens zwei und zwei zusammenzählte«, erklärte Tommy, »kam ich zu dem unvermeidlichen Schluss, dass unser geschwätziger Freund Harker ebenfalls zu den Tätern verzweifelter Taten zählt und meine unglückliche Sekretärin unsere kleine Teegesellschaft daher in Kürze mit ihrer Anwesenheit beehren wird.«
    »In einem Punkt liegen Sie richtig, aber falsch in dem anderen. Mrs Beresford – Sie sehen, ich weiß alles über Sie beide –, Mrs Beresford wird nicht hierhergebracht. Eine kleine Vorsichtsmaßnahme meinerseits. Mir kam der Gedanke, dass Ihre hochgestellten Freunde Sie möglicherweise beschatten lassen. Für diesen Fall haben wir die Jagd aufgeteilt, damit man nur einem von Ihnen folgen kann. Den anderen hätte ich noch immer in meiner Gewalt. Jetzt warte ich…«
    Er hielt inne, als die Tür aufging. Die Stimme des Chauffeurs war zu hören.
    »Niemand ist uns gefolgt, Sir. Die Luft ist rein.«
    »Gut. Sie können gehen, Gregory.«
    Die Tür schloss sich wieder.
    »So weit, so gut«, sagte der ›Herzog‹. »Und was machen wir jetzt mit Ihnen, Mr Beresford Blunt?«
    »Ich wünschte, Sie würden mir diese leidige Augenbinde abnehmen«, antwortete Tommy.
    »Wohl kaum. Mit dieser Binde sind Sie tatsächlich blind – ohne sie sehen Sie genauso gut wie ich, und das würde meinen hübschen Plan durchkreuzen. Denn ich habe einen Plan. Sie haben ein Faible für Sensationsromane, Mr Blunt. Das kleine Spielchen, das Sie heute mit Ihrer Frau gespielt haben, beweist das. Nun, auch ich habe ein kleines Spiel vorbereitet – ein recht raffiniertes noch dazu, wie Sie sicherlich zugeben werden, sobald ich es Ihnen erläutert habe.
    Sehen Sie, der Fußboden, auf dem Sie stehen, ist aus Metall, und hier und dort befinden sich kleine Erhebungen. Ich betätige jetzt einen Schalter – so.« Ein scharfes Klicken war zu hören. »Jetzt stehen sie unter Spannung. Jetzt auf einen dieser Knöpfe zu treten, bedeutet den Tod! Verstehen Sie? Wenn Sie sehen könnten… aber Sie können ja nichts sehen. Sie sind von Dunkelheit umgeben. Das ist das Spiel: Blinde Kuh auf Leben und Tod. Wenn Sie heil bis zur Tür gelangen – Freiheit! Aber ich gehe davon aus, dass Sie, lange bevor Sie die Tür erreichen auf einen der tödlichen Knöpfe getreten haben. Und das wird äußerst amüsant – für mich!«
    Er trat vor und befreite Tommys Hände von der Fessel. Dann reichte er ihm mit einer kleinen spöttischen Verbeugung den Stock.
    »Der blinde Problemlöser. Wollen wir doch mal sehen, ob er auch dieses Problem lösen kann. Ich stehe hier mit der Pistole in der Hand. Sobald Sie die Hände zum Kopf heben, um die Augenbinde abzunehmen, werde ich schießen. Ist das klar?«
    »Vollkommen klar«, sagte Tommy. Er war recht bleich, aber entschlossen. »Ich habe nicht die geringste Chance, richtig?«
    »Ach, nun ja…« Der andere zuckte mit den Achseln.
    »Ein verdammt schlaues Kerlchen sind Sie, nicht wahr?«, sagte Tommy. »Aber eines haben Sie vergessen. Nebenbei, darf ich mir eine Zigarette anzünden? Mein armes Herz pocht etwas zu schnell.«
    »Zünden Sie sich eine Zigarette an, aber keine Tricks. Ich lasse Sie nicht aus den Augen, denken Sie daran, die Pistole im Anschlag.«
    »Ich bin kein Vorführhündchen«, sagte Tommy. »Ich mache keine Tricks.«
    Er zog eine Zigarette aus dem Etui

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