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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Begleiters, und sein Golfspiel war katastrophal. Augenscheinlich war etwas geschehen, das ihn vollständig aus dem Spiel gebracht hatte.
    Sie spielten noch dieses eine Loch und das achte, dann verkündete Captain Sessle unvermittelt, das Licht sei zu schlecht und er werde sich auf den Heimweg machen. Genau an dieser Stelle befindet sich ein weiterer schmaler Durchgang zur Straße nach Windlesham, und Captain Sessle verschwand auf diesem Weg, der eine Abkürzung zu seinem Haus darstellt, einem kleinen Bungalow an eben dieser Straße. Die anderen beiden Spieler, ein Major Barnard und Mr Lecky, hatten inzwischen zu Hollaby aufgeschlossen, und ihnen gegenüber erwähnte er den plötzlichen Umschwung in Captain Sessles Verhalten. Auch sie hatten ihn mit der Frau in Braun sprechen sehen, hatten aber aus der Entfernung ihr Gesicht nicht erkennen können. Alle drei rätselten, was sie wohl gesagt haben mochte, das ihren Freund derart aufgewühlt hatte.
    Gemeinsam kehrten sie zum Clubhaus zurück und waren somit, soweit man zu jenem Zeitpunkt wusste, die letzten Menschen, die Captain Sessle lebend gesehen hatte. All das geschah an einem Mittwoch, und mittwochs gibt es günstige Fahrkarten nach London. Der Hausverwalter von Captain Sessles kleinem Bungalow war, wie gewöhnlich, zusammen mit seiner Frau in die Stadt gefahren und kehrte erst mit dem letzten Zug zurück. Bei ihrer Heimkehr gingen sie davon aus, dass ihr Herr auf seinem Zimmer war und schlief. Mrs Sessle, die Ehefrau, war bei Bekannten zu Besuch.
    Neun Tage lang war der Mord an dem Captain ein Mysterium. Kein Mensch konnte ein Motiv nennen. Die Identität jener groß gewachsenen Frau in Braun wurde eifrig, aber ergebnislos diskutiert. Die Polizei wurde, wie immer, für ihre Untätigkeit gescholten – völlig zu Unrecht, wie sich alsbald zeigen sollte. Denn eine Woche später wurde eine Frau namens Doris Evans verhaftet und des Mordes an Captain Anthony Sessle angeklagt.
    Die Polizei hatte nur wenig in der Hand, mit dem sie arbeiten konnte. Eine blonde Haarsträhne in den Fingern des Toten und ein paar Fäden flammenfarbener Wolle, die sich an einem Knopf seiner blauen Jacke verfangen hatten. Eingehende Ermittlungen am Bahnhof und andernorts hatten folgende Tatsachen zutage gefördert:
    Eine junge Dame in flammenfarbenem Wollmantel und Rock war an jenem Abend gegen sieben Uhr mit dem Zug am Bahnhof eingetroffen und hatte nach dem Weg zu Captain Sessles Haus gefragt. Zwei Stunden später war sie wieder am Bahnhof gesehen worden, mit schief sitzendem Hut und zerzaustem Haar und augenscheinlich in einem Zustand höchster Erregung. Sie erkundigte sich nach den Zügen zurück in die Stadt und schaute sich beständig um, als habe sie vor etwas Angst.
    Unsere Polizei ist in vielerlei Hinsicht ganz großartig. Aufgrund dieser wenigen Hinweise ist es ihr gelungen, die junge Dame ausfindig zu machen und als eine gewisse Doris Evans zu identifizieren. Man konfrontierte sie mit dem Vorwurf des Mordes und wies sie darauf hin, dass alles, was sie sagte, gegen sie verwendet werden konnte. Dennoch bestand sie darauf, eine Aussage zu machen, die sie in allen Einzelheiten und ohne wesentliche Abweichungen im anschließenden Verfahren wiederholte.
    Ihre Geschichte lautet wie folgt. Sie war Schreibkraft von Beruf und eines Abends im Kino mit einem gut gekleideten Herrn bekannt geworden, der verkündete, er habe sich in sie verguckt. Sein Name, so sagte er, sei Anthony, und er lud sie ein, ihn in seinem Bungalow in Sunningdale zu besuchen. Weder damals noch zu einem späteren Zeitpunkt ahnte sie, dass er verheiratet war. Die beiden vereinbarten, dass sie am nächsten Mittwoch zu ihm kommen sollte – jenem Tag, du erinnerst dich, an dem die Dienstboten in der Stadt und auch seine Frau nicht zu Hause sein würden. Am Ende sagte er, sein voller Name sei Anthony Sessle, und nannte ihr auch den Namen seines Hauses.
    Und so stand sie am vereinbarten Tag vor seiner Haustür und wurde von Sessle in Empfang genommen, der soeben vom Golfplatz zurückgekehrt war. Doch obschon er seine Freude, sie zu sehen, zum Ausdruck brachte, so erzählte das Mädchen, sei sein Betragen von Anfang an seltsam und anders gewesen. Eine halb verleugnete Furcht stieg in ihr auf, und sie wünschte sich innigst, nicht gekommen zu sein.
    Nach einer einfachen Mahlzeit, die bereits zubereitet und aufgetragen war, schlug Sessle vor, einen Spaziergang zu machen. Das Mädchen willigte ein, und er führte sie die Straße

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