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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Hutnadel.«
    »Warum so sicher?«
    »Sie sieht aus wie Lady Molly. Sie trägt einen Bubikopf. Überhaupt benutzt heutzutage nur noch eine Frau unter zwanzig Hutnadeln, ob mit langem oder kurzem Haar. Die Hüte heutzutage sitzen fest und halten – da braucht man so etwas nicht mehr.«
    »Trotzdem kann es doch sein, dass sie eine bei sich hatte.«
    »Mein Lieber, wir bewahren Hutnadeln nicht als Erbstück auf! Wozu um alles in der Welt sollte sie eine Hutnadel mit nach Sunningdale genommen haben?«
    »Dann muss es die andere gewesen sein, die Frau in Braun.«
    »Ich wünschte, sie wäre nicht so groß. Dann könnte es die Ehefrau sein. Ehefrauen, die zur Todeszeit gerade nicht da waren und deshalb nichts mit der Sache zu tun haben können, kommen mir immer verdächtig vor. Wenn sie von ihrem Gatten und der jungen Dame Wind bekommen hat, ist es doch ganz natürlich, dass sie mit einer Hutnadel auf ihn losgeht.«
    »Verstehe, ich muss wohl vorsichtig sein«, bemerkte Tommy.
    Aber Tuppence war tief in Gedanken versunken und ließ sich nicht provozieren.
    »Was waren die Sessles für Menschen?«, fragte sie plötzlich. »Wie haben die Leute über sie geredet?«
    »Soweit ich sehen kann, waren sie sehr beliebt. Es hieß, er und seine Frau seien einander treu ergeben. Das macht auch die Geschichte mit der jungen Dame so seltsam. So etwas ist das Letzte, was man von einem Mann wie Sessle erwarten würde. Schließlich war er ehemaliger Soldat. Hat es zu Geld gebracht, den Dienst quittiert und ist in diese Versicherungsgesellschaft eingestiegen. Der letzte Mann auf der Welt, in dem man einen Betrüger vermuten würde.«
    »Steht denn fest, dass er der Betrüger war? Könnten nicht die beiden anderen das Geld an sich genommen haben?«
    »Die Hollabys? Die behaupten, sie seien ruiniert.«
    »Ah, behaupten sie! Wahrscheinlich haben sie alles unter falschem Namen auf der Bank liegen. Ich sage das bestimmt völlig falsch, aber du weißt, was ich meine. Nehmen wir mal an, die beiden hätten schon eine ganze Weile mit dem Geld spekuliert, ohne dass Sessle davon wusste, und alles verloren. Da wäre es doch enorm praktisch für sie, dass Sessle just zur rechten Zeit ums Leben kam.«
    Tommy tippte mit dem Fingernagel auf das Foto von Mr Hollaby Senior.
    »Du beschuldigst also diesen respektablen Gentleman, seinen Freund und Partner ermordet zu haben? Du vergisst, dass er sich in Sichtweite von Barnard und Lecky auf dem Golfplatz von Sessle verabschiedet und den Abend in Dormy House verbracht hat. Und dann ist da noch die Hutnadel.«
    »Vergiss die Hutnadel«, sagte Tuppence ungeduldig. »Du glaubst also, diese Hutnadel bedeutet, dass das Verbrechen von einer Frau verübt wurde?«
    »Selbstverständlich. Meinst du nicht?«
    »Nein. Männer sind bekanntermaßen altmodisch. Sie brauchen Jahrhunderte, um von einer einmal gefassten Meinung abzurücken. Für sie gehören Hutnadeln und Haarnadeln zum weiblichen Geschlecht, sie nennen sie die ›Waffen der Frau‹. Früher einmal waren sie das vielleicht, aber inzwischen sind beide ziemlich aus der Mode gekommen. Ich besitze seit bestimmt vier Jahren keine Hut- oder Haarnadeln mehr.«
    »Du meinst also …?«
    »Dass es ein Mann war, der Sessle ermordet hat. Und zwar mit einer Hutnadel, damit es aussieht, als hätte eine Frau das Verbrechen begangen.«
    »Da ist was dran, Tuppence«, sagte Tommy gedehnt. »Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie sich die Dinge klären, wenn man darüber redet.«
    Tuppence nickte.
    »Alles muss der Logik folgen – wenn man es aus dem richtigen Winkel betrachtet. Und denk dran, was Marriot einmal über den Blickwinkel des Amateurs sagte, über die Vertrautheit, die dem eigen ist. Wir wissen etwas über Menschen wie Captain Sessle und seine Frau. Wir wissen, wie sie wahrscheinlich handeln werden und was sie wahrscheinlich nicht tun würden. Und noch dazu verfügt jeder von uns über ein besonderes Fachwissen.«
    Tommy lächelte.
    »Du meinst«, sagte er, »du bist eine Autorität auf dem Gebiet der Personen mit kurzem Bubikopf und was sie wahrscheinlich mit sich führen und außerdem eng vertraut mit dem, was Ehefrauen so fühlen und tun?«
    »So in der Art.«
    »Und was ist mit mir? Worin besteht mein besonderes Fachwissen? Ob Ehemänner junge Damen ansprechen und dergleichen?«
    »Nein«, sagte Tuppence mit ernster Stimme. »Du kennst das Terrain, du warst selbst schon da – nicht als Detektiv auf der Suche nach Hinweisen, sondern als Golfspieler. Du kennst

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