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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hinunter und durch den Durchgang auf den Golfplatz. Dort schien er plötzlich, gerade als sie den siebten Abschlag passierten, vollkommen den Verstand zu verlieren. Er zog einen Revolver aus der Tasche, fuchtelte damit durch die Luft und verkündete, er sei am Ende seiner Kräfte.
    ›Alles ist vorbei! Ich bin ruiniert, am Ende. Und du sollst mit mir gehen. Ich werde erst dich erschießen, dann mich selbst. Am Morgen wird man unsere Leichen hier Seite an Seite finden – im Tode vereint.‹
    Und so weiter und so fort. Er hatte Doris Evans beim Arm gepackt, und sie, der klar geworden war, dass sie es mit einem Wahnsinnigen zu tun hatte, unternahm die größten Anstrengungen, sich zu befreien oder ihm wenigstens den Revolver zu entwinden. Sie kämpften, und bei diesem Kampf muss er ihr ein paar Haare ausgerissen und sich die Wolle ihres Mantels an seinem Knopf verfangen haben.
    Endlich gelang es ihr mit einer verzweifelten Anstrengung, sich zu befreien, und sie rannte um ihr Leben über den Golfplatz, in jeder Sekunde darauf gefasst, von einer Revolverkugel niedergestreckt zu werden. Zweimal stürzte sie und strauchelte über die Heide, bis sie schließlich wieder auf der Straße war, die zum Bahnhof führte, und begriff, dass sie nicht verfolgt wurde.
    Das ist die Geschichte, wie Doris Evans sie erzählt – und von der sie nicht ein einziges Mal abgewichen ist. Sie bestreitet vehement, zur Selbstverteidigung mit einer Hutnadel auf ihn eingestochen zu haben, was unter diesen Umständen nur naheliegend gewesen wäre – und sie mag sehr wohl die Wahrheit sagen. In den Stechginsterbüschen in der Nähe der Leiche ist ein Revolver gefunden worden, was ihre Geschichte bestätigt. Aus diesem Revolver wurde kein einziger Schuss abgefeuert.
    Doris Evans wurde der Prozess gemacht, aber das Rätsel ist noch immer ungelöst. Wenn man ihrer Geschichte Glauben schenkt, wer hat dann Captain Sessle erstochen? Die andere Frau, jene groß gewachsene Dame in Braun, deren Erscheinen den Captain so durcheinandergebracht hat? Bisher hat noch niemand erklären können, welche Rolle sie in dem Fall spielt. Sie erscheint plötzlich aus dem Nichts heraus auf dem Fußweg, der über den Golfplatz führt, verschwindet durch die Hecken und ward nie wieder gesehen. Wer ist sie? Eine Anwohnerin? Eine Besucherin aus London? Und wenn, ist sie mit dem Auto oder dem Zug angereist? Bis auf ihre Größe ist an ihr nichts Bemerkenswertes, augenscheinlich kann niemand beschreiben, wie sie aussieht. Doris Evans kann es nicht gewesen sein, denn Doris Evans ist klein und blond, außerdem ist sie erst um diese Zeit am Bahnhof eingetroffen.«
    »Die Ehefrau?«, schlug Tuppence vor. »Was ist mit der Ehefrau?«
    »Eine sehr naheliegende Vermutung. Aber Mrs Sessle ist ebenfalls klein, außerdem kennt Mr Hollaby sie sehr gut vom Sehen, und es scheint keinen Zweifel daran zu geben, dass sie tatsächlich nicht vor Ort war. Aber es ist noch etwas zutage getreten. Die Porcupine Versicherungsgesellschaft befindet sich in Liquidation. Die Konten verraten die dreisteste Veruntreuung von Geldern. Das erklärt Captain Sessles wilde Worte zu Doris Evans. Bereits seit mehreren Jahren muss er systematisch Gelder unterschlagen haben. Weder Mr Hollaby noch sein Sohn ahnten etwas davon. Sie sind so gut wie ruiniert.
    Das ist also die Lage der Dinge. Captain Sessle stand kurz davor, entdeckt und ruiniert zu werden. Selbstmord scheint da eine naheliegende Lösung, doch die Art der Wunde macht diese Theorie zunichte. Wer hat ihn also umgebracht? War es Doris Evans? War es die geheimnisvolle Frau in Braun?«
    Tommy legte eine Pause ein, nahm einen Schluck Milch, verzog das Gesicht und biss vorsichtig in den Käsekuchen.
     
    »Selbstverständlich«, flüsterte Tommy, »habe ich sofort gesehen, wo in diesem speziellen Fall der Hase im Pfeffer liegt und wo die Polizei in die Irre gegangen ist.«
    »Und?«, fragte Tuppence aufgeregt.
    Tommy schüttelte traurig den Kopf.
    »Ich wünschte, es wäre so. Tuppence, es ist ein Kinderspiel, der alte Mann in der Ecke zu sein, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Hier bin ich mit meinem Latein am Ende. Wer hat den Bettler getötet? Ich weiß es nicht.«
    Er zog noch mehr Zeitungsausschnitte aus der Tasche.
    »Weiteres Beweismaterial. Mr Hollaby. Sein Sohn. Mrs Sessle. Doris Evans.«
    Tuppence stürzte sich auf Letzteres und betrachtete es eine Weile.
    »Die hat ihn niemals umgebracht«, bemerkte sie schließlich. »Nicht mit einer

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