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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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siebten Abschlag, die Frau kommt auf ihn zu und spricht ihn an. Vielleicht erkennt er sie, erkennt in ihr einen ihm bekannten Mann. Neugierig auf das Wieso und Weshalb, lässt er sich den Fußweg entlang außer Sichtweite locken. Ein Stich mit der tödlichen Hutnadel, noch im Gehen. Sessle sinkt zu Boden – tot. Der andere zerrt die Leiche in den Stechginster, zieht ihr die blaue Jacke aus, streift Rock und Mütze mit Locken ab. Er schlüpft in Sessles allseits bekannte blaue Jacke, setzt die Kappe auf, und geht zurück zum Abschlag. Drei Minuten müssten reichen. Die anderen hinter ihm können sein Gesicht nicht sehen, nur die auffällige blaue Jacke, die sie so gut kennen. Sie zweifeln keine Sekunde daran, dass es Sessle ist – aber er spielt nicht Golf wie Sessle. Alle haben gesagt, er hätte gespielt wie jemand anders. Natürlich tat er das. Es war jemand anders.«
    »Aber…«
    »Zweitens. Dass er die junge Dame zu sich nach Hause eingeladen hat, war ebenfalls das Verhalten eines anderen Mannes. Es war nicht Sessle, der Doris Evans in einem Kino kennenlernte und sie nach Sunningdale einlud. Es war ein Mann, der sich Sessle nannte. Erinnere dich, Doris Evans wurde erst vierzehn Tage nach dem Verbrechen verhaftet. Sie hat die Leiche nie gesehen. Hätte sie sie gesehen, hätte sie alle Welt mit der Mitteilung verblüffen können, dass dies nicht der Mann war, der sie an jenem Abend auf den Golfplatz geführt und so erregt von Selbstmord gesprochen hatte. Das Ganze war sorgfältig geplant. Die junge Dame für jenen Mittwoch einzuladen, an dem bei Sessles niemand zu Hause war, und dann die Hutnadel, die vermuten ließ, dass eine Frau die Tat begangen hatte. Der Mörder nimmt die junge Frau in Empfang, geht mit ihr ins Haus und serviert ihr ein Abendessen, und anschließend führt er sie auf den Golfplatz, wo er, am Ort des Verbrechens angekommen, den Revolver zieht und sie zu Tode erschreckt. Sobald sie die Beine in die Hand genommen hat, muss er nur noch die Leiche aus dem Gebüsch ziehen und auf dem Abschlag liegen lassen. Den Revolver wirft er in die Büsche. Dann faltet er Rock und Pelzmütze zu einem ordentlichen Paket zusammen und – an dieser Stelle kann ich zugegebenermaßen nur raten – geht aller Wahrscheinlichkeit nach zu Fuß nach Woking, das nur sechs oder sieben Meilen entfernt liegt, und fährt von dort in die Stadt zurück.«
    »Moment mal«, sagte Tuppence. »Eines hast du noch nicht erklärt. Was ist mit Hollaby?«
    »Hollaby?«
    »Ja. Ich stimme dir zu, dass aus der Ferne niemand erkennen konnte, ob es wirklich Sessle war oder nicht. Aber du kannst mir nicht weismachen, dass sein Golfpartner dermaßen von der blauen Jacke hypnotisiert war, dass er dem Mann nicht mehr ins Gesicht schaute.«
    »Mein Liebe«, sagte Tommy. »Genau das ist der springende Punkt. Hollaby wusste Bescheid. Siehst du, ich übernehme deine Theorie – dass in Wirklichkeit Hollaby und sein Sohn die Betrüger sind. Der Mörder muss Sessle recht gut gekannt haben – beispielsweise muss er gewusst haben, dass die Dienstboten mittwochs immer frei haben und dass auch seine Ehefrau nicht da war. Und er muss Gelegenheit gehabt haben, sich einen Abdruck von Sessles Haustürschlüssel zu beschaffen. Ich möchte meinen, dass Hollaby Junior all diese Voraussetzungen erfüllt. Er ist ungefähr im gleichen Alter und von gleicher Statur wie Sessle, und beide trugen sie keinen Bart. Zweifelsohne hat Doris Evans mehrere Fotos des Ermordeten in der Zeitung gesehen, aber wie du ja selbst bemerkt hast: Man kann erkennen, dass es sich um einen Mann handelt, mehr aber auch nicht.«
    »Hat sie Hollaby denn nie im Gerichtssaal gesehen?«
    »Der Sohn war nicht in das Verfahren verwickelt. Warum auch? Er hatte keine Zeugenaussage zu machen. Es war der alte Hollaby mit seinem unerschütterlichen Alibi, der die ganze Zeit über im Scheinwerferlicht stand. Niemand hat sich je die Mühe gemacht herauszufinden, was der Sohn an jenem Abend getrieben hat.«
    »Es passt alles zusammen«, sagte Tuppence. Sie dachte kurz nach, dann fragte sie: »Wirst du der Polizei die Geschichte erzählen?«
    »Ich weiß nicht, ob sie mir zuhören würden.«
    »Und ob sie das würden«, sagte unverhofft eine Stimme hinter ihnen.
    Tommy wirbelte herum und sah sich Inspector Marriot gegenüber, der am Nachbartisch saß. Vor ihm auf dem Teller ein pochiertes Ei.
    »Ich komme oft hierher zum Mittagessen«, sagte Inspector Marriot. »Wie ich schon sagte, natürlich würden

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