Die Büro-Alltags-Bibel
Präsentation gegeben hat. Wichtig ist dann aber, dass Sie Ihre eigene Meinung nicht gleich herausposaunen. Insbesondere wenn Sie den Vortrag doof fanden. Sonst verbreiten Sie sofort negative Stimmung. Und das blockiert. Eine inhaltliche und intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Gesagten betont indes Ihre Gemeinsamkeit als Zuhörer und schafft neue Gesprächspunkte.
Das sieht wirklich lecker aus! Wo haben Sie das her?
Zugegeben, die Frage ist eher etwas für Mutige und Extrovertierte und für Partys mit Büfett. Dafür kommt sie meistens extrem gut an, denn in ihrem humorvollen Kleid steckt Lob: »Sie haben Geschmack!« Und das bringt Sympathien ein. Außerdem können Sie sich, nachdem Sie sich dasselbe geholt haben, dazustellen und mit dem Präsentieren beginnen:
Entschuldigung, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt: Mein Name ist …
Möchten Sie etwas trinken?
Der ideale Einstieg für jemanden, der noch einsam und allein an einem Tisch steht. Sie beweisen so nicht nur Aufmerksamkeit und gute Manieren, sondern schaffen zugleich ein Reziprozitäts-Verhältnis, das zu Ihren Gunsten spielt. Alternativ: »Soll ich Ihnen etwas von der Bar mitbringen?« Falls Sie einer attraktiven Frau begegnen und mit ihr auf diese Weise ins Gespräch kommen wollen, empfiehlt sich jedoch die Gentleman-Variante: Bringen Sie ihr den Drink direkt mit. Vorher aber bitte ihre Vorlieben ausspähen!
Nachdem Sie den anderen besser kennengelernt haben, erwartet Ihr Gegenüber ein paar Offenbarungen von Ihnen, sonst kratzt die Konversation nur an der Oberfläche. Keine Frage, das macht verletzlich und birgt Gefahren, der andere könnte Ihren Vertrauensbonus schließlich auch missbrauchen. Allerdings wird von keinem erwartet, alle Karten offenzulegen oder gar einen Seelenstriptease hinzulegen – ein erster Schritt, ein kleines Geständnis, eine kleine Schwäche wirken meist schon vertrauensbildend genug. Nur bitte keine Albernheiten. Humor verbindet zwar auch – aber wenn es um eine Vertrauensbasis geht, ist erkennbare Ernsthaftigkeit anfangs ein absolutes Muss. Versuchen Sie beispielsweise mit Ihren Offenbarungen den anderen zu unterstützen und zu ermutigen.
Das alles macht ein Gespräch nicht unbedingt perfekt, aber interessant. Vorläufig jedenfalls. Denn auch ein anderes Ergebnis ist denkbar: Nachdem Sie den anderen kennengelernt haben, stellen Sie ernüchtert fest, dass ihr Gegenüber der falsche Ansprechpartner ist – oder schlimmer: ein Konversationsvakuum. In einem mit viel Esprit begonnenen Dialog elegant den Notausgang zu finden, ist oft schwerer als einen sinnigen Einstieg. Entweder, weil Sie versuchen höflich zu bleiben oder weil Sie Angst vor den Konsequenzen haben: Schließlich könnte der andere den Sermon interruptus persönlich nehmen. Und man begegnet sich ja immer zweimal im Leben.
Natürlich ist es weder nett noch zeugt es von Kultiviertheit, den anderen spüren zu lassen, dass man jetzt lieber einer zahnärztlichen Wurzelbehandlung beiwohnen würde als sich weiter mit ihm zu unterhalten. Muss man aber auch nicht. Egal, in welcher Situation Sie stecken – es gibt gewandtere Ausstiege als einen
polnischen Abgang
, das grußlose Verschwinden, wie man es in Berlin nennt. Ich empfehle diese:
Entschuldigen. Die einfachste Methode ist noch immer die beste: Entschuldigen Sie sich, dass Sie gerne noch mit anderen Gästen plaudern würden. Natürlich nicht gleich nach den ersten drei Minuten. Zehn, fünfzehn Minuten müssen Sie mit Ihrem Gegenüber schon sprechen. Wichtig ist nur: Verzichten Sie auf jedwede Begründung. Die wirkt immer wie ein Schuldbekenntnis. Besser: Nennen Sie einen konkreten Namen, mit wem Sie noch reden wollen.
Vorstellen. Eleganter können Sie sich aus der Affäre stehlen, indem Sie Ihr Gegenüber mit einem alternativen Gesprächspartner bekanntmachen. Charmanterweise ist das nicht irgendwer (sonst wird der sich anschließend bei Ihnen bedanken), sondern jemand, von dem Sie glauben oder wissen, dass er mit Ihrem bisherigen Gesprächsgenossen besser harmoniert als Sie.
Retten. Für Schauspieltalente eignet sich die Methode Überraschungsgast: Merken Sie unvermittelt auf und stellen Sie auf dramaturgisch hohem Niveau fest, dass gerade jemand gekommen ist, mit dem Sie unbedingt sprechen müssen:
»Eine wirklich wichtige Sache …«
Bitten Sie um Verständnis – und weg sind Sie. Nicht gerade eine 6,0 in Sachen Höflichkeit, aber wenigstens ein guter Grund. Für Gentlemen mit weiblicher Begleitung
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