Die Büro-Alltags-Bibel
schnell wieder! Erstens sorgt das allenfalls dafür, dass Sie sich dort nur länger herumwälzen; zweitens finden Sie Ihren Rhythmus so auch nicht wieder. Selbst wenn Sie das vielleicht nicht gerne hören: Das Einzige was hilft, ist, erst gar nicht aus dem Takt zu geraten, also möglichst jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen – und morgens wie gewohnt aufzustehen. Allenfalls können Sie am Montag etwas früher aufstehen, um den Tag deutlich ruhiger anzugehen. Etwa mit einem ausgiebigeren Frühstück, viel Obst und etwas Konversation.
Das klingt unspektakulär und ist es, bei Licht besehen, auch. Dennoch ist es wahr: Keiner muss ein Morgenmuffel bleiben. Nicht mal dann, wenn Sie montags bereits die Sorgen der kommenden Woche plagen. Der Fehler hierbei ist, darüber schon am frühen Morgen (oder noch schlimmer: schon am Wochenende) nachzugrübeln. Diese Selbstmarter ist ein klassischer Stressor, der uns um den Schlaf und die Wochenendentspannung bringt. Fokussieren Sie sich lieber auf Positives und beugen Sie vor. Zum Beispiel, indem Sie bereits am Freitagnachmittag alles für den Wochenbeginn vorbereiten. Schreiben Sie To-do-Listen (siehe folgendes Kapitel), sprechen Sie sich mit Kollegen ab, delegieren Sie Aufgaben. Und machen Sie sich bewusst: Ein vergrübeltes Wochenende macht den Montag auch nicht besser! Nicht alle Probleme lassen sich sofort lösen. Andere renken sich von alleine ein. Wie sagte schon der Reiseschriftsteller Sven Hedin: »Von allen Sorgen, die ich mir machte, sind die meisten nicht eingetroffen.«
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7.45 Uhr
Stau auf der Autobahn …
Warum Pendeln krank macht ■ Ärgern bringt überhaupt nichts, Abwechslung schon ■ Wie Sie entspannter im Büro ankommen
»Es gibt nicht nur
sich selbst erfüllende Prophezeiungen,
sondern auch
sich selbst erfüllende Hysterisierungen.«
Peter Sloterdijk , Philosoph
Das eigentlich Überraschende am Pendeln ist, dass die Menschen damit weitermachen, obwohl es sie kolossal nervt, ihnen Rückenschmerzen beschert und den Anblick von popelnden Mitpendlern. Als der Psychologe und Ökonomie-Nobelpreisträger Daniel Kahneman 2004 an der Princeton-Universität untersuchte, was Menschen glücklich macht, fand sich – man ahnt es irgendwie – Sex ganz oben auf der Liste. Danach kamen geselliges Beisammensein, gefolgt von Entspannung sowie Gebet und Essen. Und ganz unten auf der Liste stand, genau: pendeln. Noch dazu mit einem Wert von 2,9 (auf einer Skala von 1 bis 10, mit 10 als höchstem Glücksempfinden), bei dem man eigentlich schon gar nicht mehr von »Glücksempfinden« sprechen kann.
Man muss schon ziemlich verrückt sein, um freiwillig jeden Tag erneut im Stau zu stehen, erneut zu spät zu kommen und dafür im Schnitt ganze 44 Minuten tägliche Lebenszeit einzubüßen. In Ballungsgebieten sogar noch mehr. Trotzdem machen das über 15 Millionen Pendler auf Deutschlands Straßen. Tagein, tagaus quälen sie sich morgens und abends durch überfüllte Zufahrtsstraßen, zähfließenden Verkehr und kilometerlange Staus. Wenn schon aufreiben, dann gründlich. Dieser Hang ist so typisch deutsch wie Grübeln, Gemütlichkeit oder Gartenzwerge. Auf die Bahn umzusteigen bringt allerdings ebenso wenig. Das ist so, als wolle man den Teufel Autobahn mit dem Beelzebub Regionalexpress austreiben. Nur dass man da schon morgens eingequetscht in einem verspäteten und überfüllten Zug zwischen notorischen Deoverweigerern und Liebhabern deftiger Speisen hockt, vorzugsweise mit viel Knoblauch. Steffen Häffner, Mediziner an der Forschungsstelle für Psychotherapie in Stuttgart, kam in einer jüngeren Studie zu dem Ergebnis, dass Berufspendler, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen, auffallend häufig an psychosomatischen Störungen wie Kopfschmerzen, Ängsten oder Magen-Darm-Beschwerden leiden. Auslöser waren seinen Untersuchungen zufolge vor allem das dichte Gewühl und Gedränge in Bus und Bahn.
Den Pendler-Weltrekord hielt bislang der Brite Nigel Greening. Er nahm 20 Jahre lang einen Weg von 12300 Meilen in Kauf, um von seinem englischen Wohnsitz zu seinem 38 Stunden entfernten Weingut in Otago, Neuseeland, zu pendeln. Anfang 2009 zog er mit seiner Familie jedoch nach Neuseeland um.
Am schlimmsten trifft es aber die Autofahrer. Laut Statistischem Bundesamt wählen rund 67 Prozent der Berufstätigen dieses Verkehrsmittel. Nur 18 Prozent kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad ins Büro; den Bus, die U-, S- oder Straßenbahn nehmen elf Prozent und mit der
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