Die Büro-Alltags-Bibel
frühstücken Sie in einem Café. Mehr noch: Gehen oder fahren Sie einen anderen Weg zur Arbeit, benutzen Sie in der Lobby die Treppe statt des Aufzugs. Wir Deutsche haben manchmal die schlechte Angewohnheit, uns präziser zu verhalten als ein Schweizer Uhrwerk. Doch solche Routinen schläfern uns ein – wir beherrschen sie sprichwörtlich im Schlaf. Und obwohl wir instinktiv spüren, dass uns das nicht guttut, halten wir trotzdem daran fest. Psychologen sprechen dabei von einer
Veränderungsphobie
oder einem
Wiederholungszwang
. Schön blöd.
Das alles sind freilich nur Anregungen. Ausreichenden und regelmäßigen Schlaf können sie nicht ersetzen.
Der Montags-Blues und was Sie dagegen tun können
Jeden Montag dasselbe Bild: Irgendwie stehen Sie schon mit dem falschen Bein auf, beim Frühstück hüpft die Kirschmarmelade samt Brötchen direkt auf das weiße Hemd und am viel zu heißen Kaffee verbrühen Sie sich die Zunge. Klar, dass Ihre Laune anschließend in dieselbe Richtung zeigt wie Ihre Mundwinkel: nach ganz unten. Aber ist es nicht seltsam, dass die Menschen ausgerechnet an Montagen auf die Arbeits- und sonstige Alltagsmühle besonders stark mit Muffeln, Müdigkeit und mieser Laune reagieren? Drei Viertel von 885 befragten Arbeitnehmern bezeichnen sich selbst als Montagsmuffel, so eine Umfrage des Hamburger Marktforschungsinstituts Ears and Eyes. Jeder Achte gab sogar zu, montagmorgens Gespräche mit Kollegen oder Kunden kategorisch zu vermeiden, weil es ihn einfach nur nervt. Bis Mittag waren die Leute psychisch schlicht abwesend. Auch der Chef drückt vielen montags gewaltig auf die Stimmung, ergab eine andere Umfrage der Hamburger Gesellschaft für Erfahrungswissenschaftliche Sozialforschung: 36 Prozent der Männer und 42 der Frauen ging ihr Boss an diesem Tag besonders auf den Zeiger.
Andere Studien bescheinigen Montagen gleichfalls den Ausnahmezustand: Zu Wochenbeginn wird weniger geleistet als dienstags oder mittwochs, befanden etwa Forscher der London School of Economics. An keinem anderen Wochentag ist die Verletzungsgefahr im Job größer. Selbst bei der Zahl der Krankmeldungen ist der Montag einsame Spitze. Der
Manic Monday
, wie er auch genannt wird, soll sogar zu mehr Rechtschreibfehlern in E-Mails führen.
Warum es uns ausgerechnet an Montagen so schwerfällt, in die Gänge zu kommen, ist wissenschaftlich nicht gänzlich erforscht. Aber zumindest einen Verursacher haben die Forscher bisher identifiziert: das Wochenende. Bei vielen Menschen stürzt offenbar über die freien Tage das Immunsystem ab. Unter der Woche haben wir jede Menge Druck und Stress. Dabei pumpt unser Körper dann zahlreiche Hormone in unseren Blutkreislauf, die ihn eisern durchhalten lassen. So lange, bis die Präsentation erfolgreich gehalten, der Vertrag unterschrieben oder die Aktenberge auf dem Schreibtisch abgetragen sind. Medizinisch ist zwar noch nicht ganz klar,warum unser Köper das eine Weile artig mitmacht. Fest steht aber, wie dieser Hormoncocktail auf das Immunsystem wirkt: Er laugt es aus. Bis zum Kollaps. Bei den einen passiert das pünktlich mit dem ersten freien Urlaubs- oder Wochenendtag, bei anderen zieht es sich noch etwas hin. Womöglich ist auch das ein Grund dafür, warum sich einige Mitarbeiter montags krankmelden.
Viele lassen es am Wochenende aber auch so richtig krachen oder versuchen – aufgrund einer falsch verstandenen Work-Life-Balance – ein Leben nachzuholen, das sie unter der Woche vermisst haben. Ihr Alltag fühlt sich verzweifelt unfertig an – work in progress. Entsprechend betrinken sich die einen dann hemmungslos, andere pennen bis in die Puppen, wieder andere stürzen sich ins Nachtleben. Doch das alles zehrt nicht nur an den Kräften, es bringt vor allem den vorhin beschriebenen Biorhythmus gewaltig durcheinander. Folge: Am Montag befinden sie sich in einer Art Mini-Jetlag. Im Normalzustand beginnt der Körper bei den meisten Menschen ab vier Uhr nachts mit der Ausschüttung des Stresshormons Kortisol. Das ist ein natürlicher Wecker. Sobald der Pegel seinen Höchststand erreicht, wachen wir auf und sind fit für den Tag. Wer aber am Wochenende ordentlich auf den Putz haut, wirbelt diesen Rhythmus erheblich durcheinander, sodass der Radiowecker zwar am Montagmorgen klingelt, der Körper aber noch im Tiefschlaf weilt.
Nicht gerade wenige reagieren darauf mit einem dummen Reflex: Sie gehen sonntags eher ins Bett. Sollten Sie auch dazu gehören: Vergessen Sie das bitte ganz
Weitere Kostenlose Bücher