Die Burg Der Abenteuer
führte zu einem verborgenen Raum, einem alten Zimmer, so voll von merkwürdigen Dingen, daß es wie ein Museum aussah.
Vielleicht war es dasselbe Zimmer, in dem der böse, alte Mann seine Gäste eingesperrt hatte, um sie verhungern zu lassen, so daß man niemals wieder etwas von ihnen hörte. Jack mochte gar nicht daran denken!
Ohne sich darum zu kümmern, was aus der sonderbaren Öffnung geworden war, rannte er schnurstracks in den Hof zu seinem alten Ginsterbusch. Dort fühlte er sich sicher. Unter Krächzen und Stöhnen von Kiki kroch er hinein, machte sich ein Lager zurecht und versuchte wieder einzuschlafen.
Aber es war ihm unmöglich. Seine Gedanken kreisten immerfort um das sonderbare Zimmer. Um ein Haar hätte man ihn gefangen! Und ohne das Eingreifen von Kiki wäre er bestimmt entdeckt worden. Noch ein paar Schritte, und der Mann wäre direkt über ihn gestolpert!
Jack wünschte sich die andern Kinder herbei. Er sehnte sich danach, ihnen alles zu erzählen. Na, morgen würden sie ja heraufkommen. Er mußte sich also noch ein wenig gedulden. Es war nicht wahrscheinlich, daß der Mann am Tage aus seinem Versteck kam. Er hatte sich aus irgendeinem Grund dort verborgen und würde das Zimmer wohl nur in der Nacht verlassen.
»Wie bekommt er bloß etwas zu essen?« fragte sich Jack. Wasser konnte sich der Mann leicht aus der Pumpe holen. Aber schließlich mußte er auch etwas essen. Vielleicht hatte er deswegen vom Turm signalisiert. Er gab seinen Freunden Nachricht mit seiner Lampe. Dann würden vielleicht noch mehr Menschen hier heraufkommen.
Wie kamen sie aber in die Burg hinein?
»Ich glaube, das wird wieder ein Abenteuer!« Jack fühl-te, wie ein merkwürdiges Prickeln seinen Rücken hinun-terkroch. »Es ist dasselbe Gefühl, das ich im vorigen Jahr hatte, als wir zur Toteninsel segelten, zur Insel der Abenteuer, auf der wir so vieles erlebten. Was werden die andern nur dazu sagen, daß wir wieder in ein Abenteuer geraten sind? Die Burg der Abenteuer! Philipp hatte recht, als er der Burg diesen Namen gab.«
Nachdem Jack so eine lange Zeit hin und her gegrübelt hatte, schlief er endlich ein. Er erwachte davon, daß sich einzelne Sonnenstrahlen durch den dichten Busch stah-len. Der neue Tag hatte begonnen. Sofort fielen ihm die Ereignisse der letzten Nacht ein, und er fragte sich, ob er das seltsame Zimmer, das wie ein Museum aussah, auch wirklich gesehen hatte.
»Aber solch ein Zimmer kann man nicht gut träumen«, dachte Jack und kitzelte Kiki, um ihn zu wecken. »Das ist ganz unmöglich!«
Er kroch aus dem Busch und aß Kekse und Pflaumen zum Frühstück, die ihm die andern Kinder am Tage vorher gebracht hatten. Nachdenklich blickte er auf die Burg.
Wer verbarg sich dort?
Aber plötzlich erstarrte er vor Schreck und Staunen.
Dort unten gingen zwei Männer über den Hof auf die Burg zu! Wie in aller Welt waren sie nur hereingekommen? Es mußte also doch noch einen Eingang geben. Oder hatten sie Schlüssel zu dem großen Tor?
Jetzt verschwanden sie in der Burg. Sie hatten offenbar keine Angst, gesehen zu werden. »Wird der Mann in dem Versteck ihnen sagen, daß er in der Nacht jemand gehört hat?« fragte sich Jack voller Angst. »Werden sie nun wo-möglich nach mir suchen?«
Das Abenteuer beginnt
Eilig kroch Jack zurück in den Busch. Und da er sich nicht einmal Zeit dazu nahm, eine Decke umzulegen, zer-stach er sich furchtbar. Zu spät fiel ihm ein, daß er eine Tüte mit Apfelresten im Hof liegengelassen hatte.
»Verflixt!« rief er ärgerlich. »Wenn die Männer sie finden, werden sie gleich wissen, daß noch jemand außer ihnen in der Burg ist.«
Der Junge saß ungefähr eine Stunde lang in dem Busch und schaute dann und wann zu den Adlern hinüber. Er wünschte die andern Kinder herbei, um nicht länger allein zu sein. Aber vielleicht war es auch besser, wenn sie erst später kämen, damit sie nicht von den Männern gesehen wurden.
»Falls die Burg als Versteck für jemand dienen soll, werden sie nicht sehr erfreut sein, uns zu finden«, dachte Jack unbehaglich. »Wir hätten vielleicht überhaupt nicht hierherkommen sollen. Wenn die Burg nun jemand ge-hört? Zum Beispiel diesen Männern?«
Da vernahm er Stimmen und spähte zwischen den stachligen Zweigen hindurch. Es waren wieder die beiden Männer. Der dritte Mann wagte es anscheinend nicht, aus seinem Versteck hervorzukommen.
Jack schaute neugierig zu ihnen hinunter. Sie waren groß und ungeschlacht, und einer hatte einen
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