Die Burg Der Abenteuer
war also doch jemand in der Nacht auf dem Turm gewesen und hatte mit einer Lampe geblinkt! Es war nicht Traum oder Einbildung gewesen, es war wahr!
»Lucy hat es gesehen«, sagte der Knabe zu sich selbst, während er in den Hof zurückging. »Das ist ja eine geheimnisvolle Geschichte! Dann war das Klirren und Plätschern auch keine Einbildung von mir. Es muß jemand hier in der Burg sein. Aber wo — und warum?«
Jetzt wünschte Jack, er hätte den andern von seinen Erlebnissen in der Nacht erzählt. Aber nun war es zu spät, sie waren fort. Wäre er doch nur mit ihnen gegangen! Wenn er nun wieder Geräusche hörte und Lichter sah? Wie schrecklich, daran zu denken! Ihm war gruslig und unheimlich zumute.
»Soll ich hinter den andern herlaufen?« überlegte er.
»Aber nein, das werde ich nicht tun. Vielleicht kann ich herausbekommen, wer hier in der Burg herumspukt. Daß Lucy das Licht gesehen hat! Nur gut, daß sie noch davon sprach!«
Das verborgene Zimmer
Jack ging zurück in sein Versteck. Dort fühlte er sich sicher. Niemand würde darauf kommen, in dem dichten, stachligen Ginsterbusch nach ihm zu suchen. Als der Abend kam, wurde er schläfrig. Diesmal wollte er sein Nachtlager in dem Busch aufschlagen. Er wickelte sich fest in eine Decke und machte sich aus einer andern Decke ein Kissen. Kiki kam ebenfalls hereingekrochen und setzte sich auf ein Knie des Knaben. Von den Adlern war nichts zu sehen. Aber das Licht war jetzt sowieso zu schlecht, um an Fotografieren denken zu können.
Jack schlief bald ein. Er schnarchte ein bißchen, weil sein Kopf unbequem lag. Kiki machte das Schnarchen eine Weile nach. Aber als Jack nichts sagte, steckte er den Kopf unter einen Flügel und schlief ebenfalls ein.
Gegen Mitternacht erwachte der Knabe völlig steif und verlegen. Er wußte zuerst gar nicht, wo er sich befand, und streckte seine schmerzenden Glieder. Aber schnell zog er die Beine wieder an, denn er hatte sich empfindlich an den Domen gestochen.
»Ach, ich bin ja in dem Ginsterbusch«, sagte er zu sich selbst. »Ich muß furchtbar lange geschlafen haben. Wie spät mag es wohl sein?«
Er blickte auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr und stellte fest, daß es zehn Minuten nach zwölf war.
»Dies ist so ungefähr die Zeit, zu der man in der Burg erwacht«, überlegte er. »Ich glaube, wenn ich etwas entdecken will, muß ich jetzt aufstehen und ein wenig her-umhorchen.«
Mühsam kroch er aus dem Busch und weckte damit Ki-ki, der laut protestierte. »Wenn du solch einen Lärm machst, nehme ich dich nicht mit!« drohte Jack leise und wütend. Kiki schwieg sofort. Er hatte verstanden, daß er jetzt den Schnabel halten mußte.
Nachdem sich Jack aus dem Busch herausgearbeitet hatte, stieg er leise den Felsen hinunter. Er war froh, daß der Mond schien, der heute ein wenig voller war als gestern. Als er unten auf dem Hof war, blieb er stehen und lauschte.
Es war alles still. Nur der Wind wehte ziemlich heftig um die Burg. Aber nach einer Weile war es Jack plötzlich, als hörte er das Plätschern von Wasser! Und da war auch wieder das Klirren des Pumpenschwengels!
Er lauschte gespannt. Nach ein paar Minuten vernahm er leise Schritte auf dem Steinfußboden. Ging vielleicht jemand an der Mauer entlang zum Turm, um wieder Blinkzeichen zu geben?
»Wenn er auf den Turm gegangen ist, kann er jedenfalls nicht in der Burg sein«, dachte Jack. »Ich werde mal hineingehen und sehen, ob ich eine Spur von ihm entdecken kann. Wo mag er sich wohl verbergen? Die Zimmer mit den Möbeln sahen gar nicht so aus, als ob sich dort jemand aufhielte. Wo in aller Welt lebt er also? Und wovon? Das ist alles sehr rätselhaft!«
Der Junge stahl sich leise in die Burg, Kiki wie immer auf seiner Schulter. Er war viel zu aufgeregt, um noch Furcht empfinden zu können. Jetzt, da er sicher war, daß sich außer ihm noch jemand in der Burg befand, war er nur darauf bedacht, die Sache zu untersuchen. Seine Angst hatte er vollkommen vergessen.
Kaum hatte Jack die Halle betreten, als er ganz überrascht stehenblieb. In der Mitte des großen Raumes drang ein gedämpftes Licht aus dem Fußboden! Vorsichtig ging er darauf zu und kam an eine Öffnung im Boden, die früher nicht dort gewesen war. Es war auch keine Falltür zu sehen, sondern nur ein großes, viereckiges Loch. Und aus diesem kam der Lichtschein.
Jack ging näher heran. Ein paar Steinstufen führten hinunter in die Tiefe. Schnell lief er zum Eingang zurück und schaute zum Turm
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