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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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den sie nicht mehr länger zu verführen suchte. Aber es blieb ihr keine Zeit mehr, sich umzuziehen. Sie musste George treffen und ihn fortschicken, bevor Sebastian von seiner Anwesenheit erfuhr. Rasch eilte sie hinunter in die Halle und betrat den Garten.
    George wartete einige Längen von der Tür entfernt auf einem der abzweigenden Gartenwege. Er blickte in die Ferne und hatte die Hände in die Hüften gestützt. Ihre Erinnerung hatte sie nicht getrogen, denn er sah nach wie vor äußerst ansprechend aus mit den breiten Schultern unter dem staubbedeckten Wams und den kraftvollen Beinen in den Beinkleidern und Reitstiefeln. Plötzlich fiel ihr ein, dass nicht allein sein Werben dazu geführt hatte, sie mit ihm liebäugeln zu lassen. Einst hatte der Anblick dieser scharf geschnittenen Gesichtszüge genügt, um ein Flattern in ihrem Bauch auszulösen. Jetzt war sie davon unberührt und brachte seinem Aussehen die gleiche Bewunderung entgegen wie einer ansprechenden Mahlzeit oder einer hübschen Stoffbahn. Überrascht stellte sie fest, dass er nicht so groß war wie Sebastian.
    Die Kiesel knirschten unter ihren Schritten, als sie den Weg betrat. George fuhr auf dem Absatz herum, und seine rasche Bewegung verriet, wie aufgeregt er war. Diese Gewissheit beruhigte sie ein wenig – mochte er sich auch beherrscht und gelassen geben, so wusste sie doch, dass dieses Treffen ihn genauso in Unruhe versetzte wie sie. Er fasste sich rasch und eilte ihr mit ausgestreckten Händen entgegen. Seine dunklen Augen leuchteten, und ein leicht spöttisches und selbstsicheres Lächeln, das sie einst fasziniert hatte, umspielte seinen Mund. Da sie seine Hände nicht ergriff, schwand sein Lächeln, und er ließ die Arme sinken.
    “Nun, Beatrice?” sagte er leise.
    “Nun, Mylord?”
    Er hob die Brauen. “Was ist das? Du hast mich zuvor George genannt.”
    Sie hatte seine Kühnheit vergessen, seine Art, sie von ihren Gedanken abzubringen und ihre Worte so lange herumzudrehen, bis sie ganz verwirrt war. Wenn sie sich jetzt von ihrem Vorhaben ablenken ließ, wäre sie verloren.
    “Warum bist du hier?”
    “Freust du dich nicht, mich zu sehen?”
    “Das beantwortet meine Frage nicht. Warum bist du hier?”
    Er kam näher und hob die Hand, als wolle er ihre Wange berühren. Als sie sich einen Schritt entfernte, runzelte er die Stirn.
    “Sag mir, was dich zurückhält, Beatrice.”
    “Die Ehre”, erwiderte sie.
    “Dein Verlöbnis?”
    “Ja.”
    “Das ging alles sehr schnell”, sagte er.
    Der scharfe Unterton in seiner Stimme trieb ihr Zornesröte ins Gesicht. Herausfordernd reckte sie das Kinn empor und wappnete sich in ihrem Stolz. “Ich möchte das nicht mit dir besprechen. Sag mir, warum du mich zu sehen wünschst, oder ich werde auf der Stelle gehen.”
    “Ich bin gekommen, um zu ergründen, warum du keinen meiner Briefe beantwortet hast außer dem letzten, und warum du, nach allem, was zwischen und gewesen ist, mich bittest, dich in Ruhe zu lassen.”
    “Ich habe gelobt, Lord Benbury zu heiraten. Daher habe ich dich gebeten, mich in Frieden zu lassen”, gab sie scharf zurück. Sie spürte, wie angespannt sie in diesem Augenblick war; zudem merkte sie, dass sie auf Sebastians Schritte lauschte und jeden Moment fürchtete, entdeckt zu werden.
Wenn er mich erneut mit George im Garten entdeckt …
    “Du hast mich geliebt.”
    “Ich war deine Geliebte.”
    “Du warst mehr als das.”
    “Nein, das war ich nicht.”
    “Ich liebe dich.”
    “Ich glaube dir nicht.”
    Er kam näher und ergriff ihre Hände so schnell, dass sie keine Gelegenheit mehr hatte, sie zurückzuziehen. Sein Griff war hart, doch sie weigerte sich, ihm in die Augen zu sehen, um ihn nicht noch weiter zu ermutigen.
    “Ich laste es dir nicht an, dass du mir nicht glaubst, Beatrice.” Er lockerte den Griff und umschloss ihre Handgelenke. “Schau mich an.”
    “Sag, was du zu sagen hast, und geh”, erwiderte sie. Sein Wams war ein wenig zerschlissen, und an der Schulter entdeckte sie einzelne lose Fäden.
    “Beatrice, ich werde nicht eher gehen, bis du mich anschaust.”
    Widerwillig sah sie ihm in die Augen, die bei seinen aufwallenden Gefühlen beinahe schwarz wirkten.
    “Ich möchte dich heiraten.”
    “Ich bin Lord Benbury versprochen. Das Verlöbnis kann nicht mehr gelöst werden.”
    “Das glaube ich nicht.” Seine Hände legten sich auf ihre Schultern. Der Griff war nicht so hart wie zuvor, aber sie bezweifelte nicht, dass er sie festhalten

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