Die Burg der flammenden Herzen
würde, wenn sie versuchen sollte, sich von ihm zu lösen. Fasziniert und gebannt von seinem Augenausdruck starrte sie ihn an, wie ein Kaninchen, das reglos vor einer Schlange sitzt. Und die ganze Zeit lauschte sie auf Sebastians Schritte. “Ich liebe dich, Beatrice, und ich glaube, du liebst mich.”
“Nein.”
Seine Hände ruhten auf ihren Schultern, und seine Daumen lagen warm auf ihren Schlüsselbeinen. Sein Blick war weicher geworden, und der Zug um seinen Mund erinnerte sie daran, wie verwundbar sie sich fühlte, wusste sie doch, dass sie Sebastian liebte, aber nicht auf seine Liebe hoffen durfte. Völlig unerwartet und gegen ihren Willen verspürte sie Mitgefühl.
“Liebt Benbury dich?” Georges Stimme war sanfter als je zuvor, doch die Frage brach den Bann, denn er lockerte den Griff. Beatrice löste sich von ihm und entfernte sich einige Schritte.
Er ging ihr nach. “Er liebt dich nicht, habe ich Recht?”
Die Wunde war zu frisch, um sie verheimlichen zu können, und Beatrice war nicht in der Lage, sich zu fassen oder ihre Gefühle hinter einer undurchsichtigen Maske zu verbergen. Sie hörte, wie er näher kam.
“Wenn er dich nicht liebt, warum willst du ihn dann heiraten?”
Ich habe es gelobt … Ehen werden nicht aus Liebe geschlossen … Ich habe bei ihm gelegen …
Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf und brachten sie ganz durcheinander. “Ich muss.”
“Warum?” Seine Stimme war weich, flehend.
Sie dachte an Sebastian und seinen Onkel.
Liebst du deine Frau?
Nein, ich liebe sie nicht.
“Ich möchte mein Versprechen nicht brechen.”
“Du kannst sagen, dass du mir die Ehe versprochen hast. Er liebt dich nicht, und dein Verlöbnis ist nicht bekannt gemacht worden. Niemand braucht es zu erfahren.”
“Aber ich würde es wissen.”
“Ich werde dich glücklich machen, ich schwöre es”, beteuerte er.
Sie trat einen Schritt zurück. “Das kannst du nicht.” Mit einem Seufzer wandte sie sich ihm zu. “Ich liebe dich nicht, George. Und ich werde dich nicht heiraten.”
Eine auffällige Röte überzog sein Gesicht, als ob er sich schämte. “Ist es, weil ich ein Ritter bin und er ein Baron? Verachtest du mich wegen meines Standes?”
Hilflos rang sie die Hände. “So etwas würde ich nicht denken. Ich bin Lord Benbury versprochen. Dass er mich nicht liebt, hat keine Bedeutung. Wir heiraten nicht, um unsere Leidenschaften erfüllt zu sehen, das weißt du so gut wie ich. Selbst als wir uns nah waren, hast du da nicht reiche Erbinnen und Witwen umworben, um eine gute Partie zu machen? Ich habe es dir damals nicht verübelt und tue es auch jetzt nicht.”
“Bitte, Beatrice, ich flehe dich an …”
“Nein, George.”
“Ich brauche dich, Beatrice”, flüsterte er. “Ich bitte dich, werde meine Frau.”
“Nein”, entgegnete sie mit ebenso leiser Stimme. “Ich möchte keinen Mann heiraten, der mich liebt, wenn ich ihn nicht auch liebe. Das wäre ungebührlich.”
“Du wirst mich lieben lernen.”
Sie senkte den Kopf, denn sie konnte ihn nicht ansehen, als sie sprach: “Nein, ich liebe Sebastian. Ich habe immer nur ihn geliebt.”
“Er wird dir das Herz brechen.”
“Ich weiß. Das bedeutet indes nicht, dass ich dir das deinige brechen sollte. Und das wird geschehen, George.”
“Das wird es nicht.”
Erneut sah sie ihn an und versuchte, all das, was sie dachte und fühlte, in ihren Blick zu legen, damit er ihre Worte begriff. “Ich weiß es. Wie sollte es anders sein? Du wirst es eines Tages leid sein, eine Frau zu lieben, die einen anderen liebt, und du wirst in Zorn geraten, denn sie wird deine Liebe nicht erwidern, was auch immer du tust und sosehr du dich auch abmühst. Und dann wird sich diese Liebe in Hass verwandeln. Das würde ich niemandem wünschen.”
“Was ist mit dir? Wird es dir bei Sebastian nicht genauso ergehen?”
“Das ist etwas anderes. Ich liebe Sebastian. Und auch wenn er mich nicht liebt, so liebt er auch keine andere.”
“Zum letzten Mal, Beatrice, heirate mich.”
“Zum letzten Mal, George, ich will es nicht.” Sie las in seinem Blick, dass er verletzt war, sah, wie sein Mund ein harter, dünner Strich wurde. “Ich werde beten, dass du Zufriedenheit findest”, sagte sie. Es war ein schwacher Trost, aber mehr konnte sie ihm nicht bieten.
“Zum Teufel mit der Zufriedenheit.” Er machte einen Satz nach vorne, und ehe sie seine Absicht durchschauen konnte, drückte er seine Lippen hart und fordernd auf die ihren.
Weitere Kostenlose Bücher