Die Burg der flammenden Herzen
verstreichen, um sicherzugehen, dass du kein Kind erwartest.”
Beatrice wirbelte auf dem Stuhl herum und sah Cecilia an. “Du weißt, dass ich nicht guter Hoffnung bin”, sagte sie, und ihr Herzschlag schien einen Moment auszusetzen. Es war schwer, über ihre Kinderlosigkeit zu sprechen.
“Das weiß ich …”
“Und Sebastian wird es auch wissen, sobald wir beieinander liegen.”
Falls er mit mir das Bett teilt.
Sie verdrängte die Gedanken und weigerte sich, ihnen Raum zu gewähren.
“Aber die Öffentlichkeit muss es erfahren”, erklärte ihre Schwester. “Du weißt so gut wie ich, dass der Anschein der Wahrheit wertvoller ist als die Wahrheit selbst.” Sie ergriff Beatrice’ Schultern und schüttelte sie sanft. “Wenn nur die Wahrheit zählte, könntest du gleich morgen mit Sebastian nach Benbury aufbrechen.”
“Ich kann nicht so lange warten”, flüsterte Beatrice.
“Bist du so ungeduldig?” fragte Cecilia und hob die Brauen.
“Ungeduldig? Nein, ich brenne genauso wenig darauf, Sebastians Frau zu werden, wie ein Verurteilter darauf aus ist, dem Scharfrichter gegenüberzutreten. Aber es wäre mir lieber, nicht tagaus, tagein auf den Galgen warten zu müssen.”
“So schlimm wird es nicht werden, Beatrice, da bin ich mir sicher.”
“Ich kann meine Zunge nicht im Zaum halten, wenn ich mit ihm zusammen bin! Ich nörgele und beschwere mich, wie es sich für eine Ehefrau nicht ziemt. Er wird mich maßregeln, Ceci, wenn nicht mit einer Gerte, dann mit der bloßen Hand. Und ich weiß nicht, ob ich noch mehr davon ertragen kann. Was soll ich nur tun?”
“Sei still, Liebes.” Cecilia kniete neben ihr, legte den Kamm zur Seite und nahm Beatrice’ Hand, die sie sanft drückte. “So zornig Sebastian auch auf dich sein mag – und er ist zornig, obwohl ich es töricht von ihm finde –, so ist er doch ein guter und freundlicher Mann. Er ist nicht wie Thomas Manners, und er wird dich nicht so behandeln wie Manners es getan hat.”
“Woher willst du das wissen? Woher?”
“Sebastian schlägt weder seine Pferde noch seine Jagdhunde. Warum sollte er also seine Frau schlagen?”
An Cecilias Worten war etwas Wahres dran. Sebastian neigte nicht dazu, diejenigen, die seiner Sorge anbefohlen waren, schlecht zu behandeln. Ganz anders war es bei Thomas Manners gewesen. Den Unterschied zu sehen war eine Sache, Vertrauen aufzubringen, eine andere. “Ich habe schreckliche Angst”, flüsterte sie. So unsinnig es auch schien, Beatrice fürchtete sich nicht vor Sebastian, sie hatte lediglich Angst davor, ihn zu heiraten.
“Ich weiß, Liebes, ich weiß.” Cecilia ließ Beatrice’ Hand los und schloss die Schwester in die Arme. Beatrice legte den Kopf an Cecilias Schulter, während ihre Schwester ihr über den Rücken strich, wie Emma es zu tun pflegte, als sie noch kleine Mädchen waren. Cecilias Klugheit hatte sie nicht kalt oder lieblos werden lassen, und sie hatte auch nicht vergessen, wie man Liebe zeigte. Beatrice fühlte sich von neuer Kraft erfüllt, als wäre die Stärke ihrer Schwester auf sie übergegangen.
“Ich bin so froh, dass du bei uns in Wednesfield sein wirst”, sagte sie.
Die Hände auf ihrem Rücken hielten inne, doch Cecilia sagte kein Wort. Beatrice hob den Kopf und schaute zu ihrer Schwester auf, die traurig den Blick gesenkt hielt. Beatrice wurde es kalt ums Herz.
“Du kommst nicht nach Hause.” Sie brauchte nicht zu fragen, da sie die Antwort bereits ahnte.
Cecilia hob die Lider, in ihrem Blick mischten sich Traurigkeit und Aufgeregtheit. “Wenn die Königin es mir gestattet, werde ich meine Stellung als Hofdame wieder aufnehmen.”
“Warum?”
Warum gehst du? Weshalb verlässt du mich, wenn ich dich brauche?
“Zum Wohle der Familie? Wir haben das nicht nötig. Weil du das Leben bei Hofe liebst? Du magst den Hof nicht, das habe ich in deinem Gesicht gelesen.” Sie war ihrer Hoffnung beraubt und fühlte sich betrogen. Mit beiden Händen wollte sie Cecilia festhalten, doch in ihrer Wut erkannte sie, dass ihre Schwester durch nichts aufzuhalten war.
Cecilia löste sich von Beatrice und kniete weiter neben ihr. “Nein”, entgegnete sie leise. “Ich mag das Leben bei Hofe nicht.” Sie seufzte. “Und ich möchte dich tatsächlich nicht verlassen, aber es gibt Dinge … Menschen … einen Mann, dem ich mich stellen muss, bevor ich etwas anderes tun kann.”
“Wer ist es? Wen musst du unbedingt treffen? Und warum?”
Wer mag so bedeutsam für dich sein, dass du
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