Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
Vom Netzwerk:
küsste. Und Beatrice ließ all dies zu.
    “Konnte Conyers es?” fragte er. In der Stille klang seine Stimme hart.
    Sie schloss die Augen, presste die Lippen aufeinander und sagte schließlich mit trauriger Stimme: “Sir George Conyers wollte nichts weiter als ein schnelles Vergnügen.”
    “Das du ihm bereitet hast.” Es war nicht seine Absicht, über diesen Mann zu sprechen, aber er musste sie weiter bedrängen. Was war bloß mit ihm los?
    Mit einem Kopfschütteln öffnete sie die Augen und starrte erneut die Chorschranke an. “Das habe ich nicht getan.”
    “Willst du behaupten, ich habe mich in dem, was ich sah, geirrt?”
    “Was hast du gesehen?”
    “Ich sah, wie er dich berührte, wo niemand, außer deinem Gemahl, dich berühren sollte.” Seine Arme und Schultern verspannten sich, und hinter seinem Zorn brannte ein so tiefer Schmerz, dass die Erinnerung ihm erneut zur Qual wurde.
    Sie sprach so leise, dass er zunächst nichts verstand, doch dann sagte sie ein wenig lauter: “Es stimmt, was du gesehen hast.”
    “Du sprichst in Rätseln, Beatrice. Du leugnest, ihm Vergnügen bereitet zu haben, gibst indes zu, bei ihm gelegen zu haben.”
    “Ich gebe gar nichts zu.”
    “Hast du bei ihm gelegen? Oder habe ich mich getäuscht?” Der Widerhall seiner erhitzen Stimme brach sich an den Wänden der Kapelle. Endlich machte er seinem Zorn Luft.
    Sie suchte seinen Blick, doch ihre Augen waren wachsam. Für einen kurzen, bitteren Moment sah er das Mädchen vor sich, das einst so einfach zu durchschauen gewesen war. Jetzt aber war es ihm unmöglich, ihren Gesichtsausdruck zu deuten.
    “Es tut nichts zur Sache, ob ich bei ihm gelegen habe oder nicht. Ich werde dir treu sein und es dir geloben, wenn du es von mir verlangst, aber ein Versprechen wird nicht nötig sein. Ich werde dir nie untreu werden, denn ich werde meine unsterbliche Seele nicht aufs Spiel setzen, um einem anderen Mann ein paar schöne Stunden zu verschaffen.”
    Schnell schaute sie weg und erhob sich. “Lass uns das Gespräch beenden, Sebastian. Ich bin müde und sage Dinge, die ich besser für mich behalten sollte. Wenn du es mir gestattest, würde ich mich gerne zurückziehen.” Sie ging zur Tür.
    Mit einem Mal verflog Sebastians Zorn, als könne er ihre Abwesenheit nicht ertragen. Er stand auf und folgte ihr. “Geh nicht, Beatrice.”
    Sie drehte sich zu ihm um. “Warum nicht? Wir streiten uns nur, wenn wir uns sehen. Vielleicht sind wir erst nach einiger Zeit in der Lage, ohne Zwistigkeiten zusammenzuleben. Doch der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen.”
    Er streckte seine Hand aus, die nicht mehr länger zur Faust geballt war. “Ich möchte nicht, dass wir so auseinander gehen.”
    Beatrice seufzte. “Ich auch nicht, aber ich weiß nicht, was wir sonst tun könnten.”
    Er kam näher und hielt ihr nach wie vor die Hand hin. “Wenn ich sage, dass ich dir glaube …”
    “Lass dich bei so einem geringen Anlass nicht zu einer Lüge hinreißen, Sebastian. Es ist zu unbedeutend.”
    Er ließ die Hand sinken; die zwei Fuß, die sie voneinander entfernt waren, schienen zwanzig zu sein. “Du hast dich verändert.”
    Entschlossen reckte sie das Kinn empor. “Vielleicht war ich nie die Person, für die du mich gehalten hast. Möglicherweise ist das, was du nun vor dir siehst, die Wahrheit.”
    “Ist es so?”
    Sie verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. “Du musst aber auch alles hinterfragen. Ich kann dies nicht beantworten und deine Befürchtungen nicht zerstreuen. Und ich vermag dir keinen Trost zu spenden. Dies ist das Los, das wir für unsere Sünden erleiden müssen.” Rasch kehrte sie sich ab und ging die restlichen Schritte zur Tür. Dann drehte sie sich noch einmal zu ihm um. “Gute Nacht, und möge Gott mit dir sein.” Sie entschwand seinem Blick und schloss die Tür hinter sich.
    Ohne Beatrice schienen die Wände der Kapelle ihn zu erdrücken und die Luft allzu frostig und nasskalt zu sein. Die flackernde Flamme auf dem Altar warf Schatten und goldenes Licht auf die dunkle Steinmauer. Sebastian kehrte zum Altar zurück, kniete nieder und suchte in der Leere, die ihn mit einem Mal überfallen hatte, nach einem Gebet.
    Stünde es in seiner Macht, würde er Beatrice von dieser Ehe entbinden. Nicht, weil er jede andere Frau lieber geheiratet hätte, sondern weil sie Recht damit hatte, dass sie immerzu stritten, wenn sie zusammen waren. Er wollte keine Ehe, die nur aus Zwist bestand. Wie Beatrice sehnte auch er sich

Weitere Kostenlose Bücher