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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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mich dafür verlässt?
Beatrice verdrängte diesen Gedanken.
Ich werde mir nicht selbst Leid tun.
Mitleid, von wem auch immer, war fehl am Platze.
    Cecilia schluckte mühsam. “Ich liebte einen Mann.” Sie griff nach dem Kamm und fuhr mit den Fingerspitzen darüber. Die Berührung erzeugte ein merkwürdiges, schnarrendes Geräusch. “Und ich dachte, er liebt mich.” Sie legte den Kamm auf den Schoß. “Ich muss die Wahrheit ergründen. Denn ich muss wissen, was er fühlt.”
    “Wer ist es?” Gerüchte kamen Beatrice in den Sinn, Geschichten, die sie zur Hälfte aufgeschnappt hatte, da ihr niemand die volle Wahrheit sagen wollte. Doch sie hatte den Gerüchten keinen Glauben geschenkt. “Ist es der Herzog von …”
    “Sprich seinen Namen nicht aus!” rief Cecilia aus und legte ihrer Schwester die Hand auf die Lippen. “Ich will ihn nicht hören.”
    “Es gab Gerüchte …”, sagte Beatrice hinter vorgehaltener Hand.
    Cecilia nickte. “Und es ist etwas Wahres dran.” Sie ließ die Hand sinken. “Ich muss wissen, ob er mich liebt. Und deshalb muss ich ihn wiedersehen.”
    Der Mut ihrer Schwester raubte Beatrice den Atem. Sie gedachte, den Mann aufzusuchen, den sie liebte, um die Gewissheit zu erhalten, dass er sie nicht mehr liebte. Als Beatrice einmal den gleichen Mut hätte aufbringen müssen, hatte sie sich hinter ihrem Stolz versteckt, aus Angst, verletzt zu werden. Cecilia hingegen schien ein viel größeres Risiko einzugehen.
    “Und wenn er dich doch liebt?” fragte Beatrice. Sie musste es ganz einfach wissen, als würde sie sich selbst eine Frage beantworten, der sie bisher ausgewichen war. Als wäre damit ein Problem gelöst, das sie nicht wahrhaben wollte. “Du kannst ihn nicht heiraten.”
    “Ich weiß, dass ich ihn nicht heiraten kann. Aber wenn er mich liebt, weiß ich, dass alles, was ich getan habe, richtig gewesen ist.” Cecilias Blick war in die Ferne gerichtet, als ob Erinnerungen an ihr vorüberglitten, die sie aus dem kleinen, von Kerzen erleuchteten Schlafgemach entführten.
    “Was ist geschehen?” Was könnte ihre gute, kluge Schwester getan haben, dass das Wissen um die Liebe eines Mannes ihre Fehler aufwog?
    Cecilia löste sich aus ihren Erinnerungen, doch als sie Beatrice ansah, lag etwas Undurchdringliches in ihrem Gesicht. “Dreh dich um. Lass mich dein Haar kämmen.”
    Beatrice drehte ihrer Schwester den Rücken zu. Auch wenn Cecilias Mienenspiel sie nicht gewarnt hätte, würde sie niemals in die Geheimnisse eines anderen Menschen dringen. Zu viele hatten sich in ihre Angelegenheiten eingemischt.
    Gelber Kerzenschein und graue Schatten tanzten auf der rauen Wand. Die Muster aus hellen und dunklen Flächen veränderten sich, wenn der Luftzug unter der Tür die Kerzenflamme zum Flackern brachte. Beatrice sprach gleichsam zu dem Schauspiel aus Licht und Schatten: “Ohne dich wird es in Wednesfield anders sein.”
    Ihr Verstand sagte ihr, dass sie Cecilia in den letzten Jahren nicht gebraucht hatte, und daher sollte es ihr nichts ausmachen, wenn ihre Schwester die Burg verließ. Doch die einsame Stimme, die sie verdrängt zu haben glaubte, fragte:
Und wer wird mir jetzt ein Gefährte sein?
    “Es war alles anders, als du gegangen bist”, erwiderte Cecilia.
    Sie legte ihr das Haar über die Schultern, bevor sie erneut sanft mit dem Kamm durch die Locken glitt. “Ich werde zurückkommen, wenn du Sebastian heiratest.”
    Beatrice nickte.
Was werde ich bloß bis dahin tun?

5. KAPITEL
    “M ichaelis?”, wiederholte Sebastian ungläubig, denn er war sich sicher, den Earl falsch verstanden zu haben. Gewiss würde Lord Wednesfield nicht von ihm erwarten, beinahe zwei Monate zu warten, bevor Beatrice ihm gehörte. “Ich sehe keinen Grund, die Hochzeit hinauszuschieben.”
    Der Blick des Earl erinnerte Sebastian an seine Kindheit, als Lord Wednesfield ihn wie seinen eigenen Sohn behandelt hatte. Damals hatte er nicht nur seinen Söhnen Jasper und John, sondern auch ihm beigebracht, was es hieß, ein Edelmann und Grundbesitzer zu sein. Derselbe Gesichtsausdruck war stets die Antwort des Earl auf törichte Fragen gewesen; als Sebastian nun diesen Blick sah, zog er die Stirn in Falten. Was war an seinen Worten denn falsch gewesen? Es konnte keinen triftigen Grund geben, die Hochzeit zu verschieben.
    Der Earl schüttelte den Kopf, und in seinem Blick lag Abscheu. “Nein, es gibt keinen Grund. Wenn dir ein Sohn geboren wird, ist es offenbar unbedeutend, ob die Leute an den

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