Die Burg der flammenden Herzen
nennen können, und es wird mir nicht weggenommen, weil meine Frau mir keinen Sohn schenken kann.”
“Ich habe gesagt, dass Beatrice dir ein Kind, nicht unbedingt einen Sohn, schenken muss.” Lord Wednesfield schaute weiterhin düster drein. “Bei Jesus Christus, Herron könnte dir schon im Hochsommer des nächsten Jahres gehören, wenn du deine Aufgabe gut erfüllst.”
Sebastian sehnte sich mehr nach Herron, als er zu sagen vermochte, doch er hatte Bedenken, das Gut anzunehmen. Wie sollte er es halten? Und wie sollte er es ertragen, Herron wieder abgeben zu müssen?
Lieber hätte ich die Hälfte von Herrons Wert in Gold, Mylord, oder auch nur ein Viertel, als erneut mit ansehen zu müssen, wie mir das Landhaus durch die Finger rinnt.
Das konnte er dem Earl jedoch unmöglich vorschlagen.
“Nun gut, Mylord. Das Herrenhaus ist Beatrice’ Mitgift. Ich halte es für eine allzu großzügige Gabe, aber ich wäre töricht, mit Euch darüber zu streiten. Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet.”
Der Earl schnaubte. “Sag einem Mann niemals, dass er dir zu viel gegeben hat. Er könnte dir glauben.” Er sah Sebastian an. “Jetzt, da wir über Beatrice’ Witwenabsicherung verhandeln müssen, wäre eine entsprechende Zuwendung deinerseits angemessen.”
Fragend hob Sebastian die Brauen. Sollte er die Gewalt über Benbury etwa in Beatrice’ Hände legen, wenn sie ihn überlebte? “Nein, Mylord.”
“Nein? Nachdem ich ihr Herron als Mitgift zugesichert habe?”
Einen Augenblick lang war Sebastian versucht, dem Earl zu sagen, er könne Herron behalten, wenn das der Preis war. Dann kam ihm ein anderer Gedanke. “Überlasst ihr Herron, wenn sie eines Tages Witwe ist. Nicht weniger, da es sich um ein so ertragreiches Gut handelt. Und nicht mehr, damit mein Sohn seine Ländereien verwalten kann, auch wenn Beatrice noch leben sollte.”
Der Earl öffnete den Mund, als wolle er widersprechen, doch dann lächelte er. “Herron sei es.” Er beugte sich vor und lächelte wie ein Junge, der einen Raubzug in die Vorratskammer erwog. “Nun lass uns sehen, ob wir aneinander geraten, wenn es um die Einzelheiten geht.”
Sebastian musste seinen ganzen Verstand zusammennehmen, um mit dem gerissenen Earl zu verhandeln und die Anwälte daran zu hindern, die ohnehin verworrene Übereinkunft zusätzlich zu verkomplizieren. Nach drei mühseligen Stunden setzte er seine Unterschrift unter den Heiratsvertrag. Der Inhalt des Vertrags hätte schlimmer ausfallen können, wenn der Earl darauf aus gewesen wäre, Sebastians Lage auszunutzen. Wenn die einzelnen Klauseln ihn auch nicht von seinen Sorgen befreiten, so trugen sie zumindest nicht dazu bei, sie zu verschlimmern.
“Alles, was jetzt noch zu tun bleibt, sind das Heiratsaufgebot und die Vermählung”, sagte Wednesfield mit zufriedener Stimme. “Wirst du später deine Stellung bei Hofe behalten? Soll ich mich darum kümmern, ob wir Beatrice noch eine gute Position verschaffen können?”
Beatrice bei Hofe, wo sie Bewunderer anziehen würde, die so korrupt waren wie Conyers? Nein, sie würde den Rest ihres Lebens in sicherer Verwahrung in Benbury verbringen, mochte sie auch noch so weinen und flehen. Und er selbst würde glücklich sterben, wenn er nie an den Hof zurückkehrte. Sein Vater hatte stets darauf bestanden, ein Mann könne nur dann sein Glück machen, wenn er um den König kreise wie die Sonne um die Erde. Vielleicht war etwas Wahres daran, aber es traf ebenso zu, dass man sein Vermögen kaum schneller verlieren konnte. Selbst wenn er etwas für die Ränke und den Glanz bei Hofe übrig gehabt hätte, wäre er dennoch fortgegangen, denn er war den Anforderungen einfach nicht gewachsen.
“Nein, Mylord. Wir werden auf Benbury leben.”
“Du wirst manch eine Gelegenheit auf Beförderung verpassen”, sagte der Earl und zog die Brauen über der Nase zusammen.
Sebastian sah auf seine Hände. Lord Wednesfield hatte Recht; der Hof war der einzige Ort, wo man an der Freigebigkeit teilhaben konnte, die den Händen des Königs entströmte. Vielleicht würde Beatrice beizeiten …
… Beatrice, ein Honigtopf, der die schlimmste Sorte Fliegen anzog.
Er hob den Kopf und sah dem Earl in die Augen. “Das Leben am Hof verschlingt alles, was meine Ländereien an Erträgen bringen. Ich kann es mir nicht leisten.”
Fragend sah Wednesfield ihn an. “Selbst jetzt nicht, da du Herron bald dein Eigen nennen wirst?”
“Jedes Jahr kostet das Hofleben mehr. Ihr habt
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