Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
Vom Netzwerk:
von Sebastians Augen. Er bewegte den Arm und zog sie enger an sich. Gewiss spürte er ihr Zittern, doch seltsamerweise störte es sie nicht.
    “Warum bist du zusammengezuckt?”
    “Ich …” Ihre Stimme versagte, und ihr stockte der Atem. Wie hatte sie nur vergessen können, wie lang seine Wimpern waren und wie golden die Spitzen schimmerten? “Ich habe dich …” Sie konnte ihm unmöglich weismachen, ihn nicht gehört zu haben. Trotz der steifen Röcke spürte sie deutlich seine kraftvollen Beine. Dieser Augenblick würde unweigerlich vorübergehen, aber sie wollte ihn für die Ewigkeit festhalten. Eine Sehnsucht erfasste sie, die ungewöhnlich willkommen war. “Ich habe dich nicht erkannt.”
    Lange sah er sie an, als warte er auf weitere Erklärungen.
    Ich werde ihm alles sagen, alles über Thomas, dachte sie. Doch ihre Lippen gehorchten ihr nicht, die Worte blieben ihr im Halse stecken. Sebastian verachtete sie; wie sollte sie da angesichts seines Spotts ihre Seele vor ihm ausbreiten?
    “Ich verstehe”, sagte er und ließ sie los. Als er einen Schritt zurücktrat, kam es ihr so vor, als stieße man sie aus einem warmen, erleuchteten Raum hinaus in die finstere, kalte Nacht. Schlimmer noch, sie fand sich in der Finsternis wieder, weil sie Angst davor hatte, was ihr in dem Raum zustoßen könnte. Wenn sie nicht gelogen hätte, würde er sie immer noch halten. Was für eine Närrin sie doch war.
    “Ich habe die falschen Worte gewählt, als ich dir sagte, dass ich dich verachte”, räumte er ein und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Sie schaute weg. “Warum solltest du mich nicht verachten, Sebastian? Ich habe dich nicht belogen, als ich sagte, ich verachte mich selbst.” Wenn sie nicht in der Lage war, über Thomas zu sprechen, so konnte sie zumindest das zugeben.
    Statt ihr zu antworten, schwieg er. Fragend schaute sie zu ihm auf und sah, dass er sie durchdringend aus zusammengekniffenen Augen anstarrte. Sie wartete darauf, dass er etwas erwiderte oder wegschaute. Er tat indes weder das eine noch das andere, sondern beobachtete sie, als versuchte er zu bewerten, was er sah.
    Sein beharrliches Schweigen und der durchdringende Blick ließen sie schließlich ausrufen: “Glaubst du mir etwa nicht?”
    Sebastian sah sie weiterhin an und schüttelte dann den Kopf. “Ich glaube dir. Aber ich weiß nicht, weshalb.”
    “Warum sollte ich mich nicht verachten?” rief sie. “Ich habe Dinge getan, die mich entehren.”
    “Du hast gesagt, du habest für deine Sünden gebüßt”, entgegnete er gereizt und stemmte die Hände in die Hüften. Er war groß und kräftig, und seine Schultern wirkten breit vor dem sonnigen Sommerhimmel.
    Erneut regte sich Sehnsucht in ihr. Plötzlich wurde sie sich ihres Körpers bewusst. Mit einem Mal spürte sie die Ärmel und die Röcke auf ihrer Haut, die Enge ihres Korsetts und den leichten Wind, der über ihren Hals strich. Ihr Kummer und die widerstreitenden Gefühle, die ihr Herz aufwühlten, steigerten dieses Bewusstsein noch und ließen es scharf hervortreten. Würde sie dies auch fühlen, wenn er sie nicht im Arm gehalten hätte? Es war nicht von Bedeutung.
    “Ich schäme mich noch immer”, sagte sie. Sie war umso mehr von Scham erfüllt, denn sie hatte sich nicht von George Conyers liebkosen und küssen lassen, weil sie ihn begehrte. Nein, sie war der ständigen Anschuldigungen ihres Gemahls, untreu zu sein, überdrüssig gewesen. Schließlich hatte sie der Vorstellung nicht widerstehen können, so verdorben zu sein, wie Thomas Manners sie darstellte. Da die Tugendhaftigkeit ihr keine Freude bereitet hatte, hatte sie das Vergnügen an der Sünde ausgekostet. Doch letzten Endes hatte sie nirgends Freude finden können.
    “Ich kann dir nicht helfen”, sagte Sebastian.
    “Darum bitte ich dich auch nicht.”
    “Mylady Manners!” Auf dem Pfad kam ihr ein Dienstbote entgegen, der einen Brief in der Hand hielt. Der Bedienstete verbeugte sich und reichte ihr das Schreiben. “Dies ist für Euch abgegeben worden, Mylady.”
    Beatrice nahm den Brief, drehte ihn um und sah auf den Abdruck im Siegelwachs. Das Wappen der Manners. Das letzte Mal hatte sie den Ring, der diesen Abdruck machte, an Thomas’ Finger gesehen. Sie zitterte.
    “Um was handelt es sich?” fragte Sebastian.
    “Ein Brief von meinem Stiefsohn, wie es aussieht”, sagte sie und erbrach das Siegel.
    Im Gegensatz zu ihrer Schwester fiel Beatrice das Lesen nicht leicht. Daher benötigte sie einige

Weitere Kostenlose Bücher