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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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glaubt, ist die Wahrheit, die zählt.”
    Er dachte daran, wie er sie einst eingeschätzt hatte und was er dann hatte erfahren müssen. Sie in Conyers’ Armen, dessen Hände auf ihrer Brust … Trotz seiner guten Absichten sprachen Schmerz und Zorn aus ihm. “So kann eine Frau also getrost ihre Versprechen brechen, und solange niemand davon weiß, bedeutet es nichts.”
    “Oder ein Mann”, entfuhr es ihr scharf. Ihr Zorn entlud sich wie ein Blitzschlag, doch so schnell wie ein Wetterleuchten war er auch wieder verflogen. Seufzend senkte Beatrice den Kopf. “Ist es deine Absicht, mich so zu behandeln? Mich bei jeder Gelegenheit an meine Sünden zu erinnern?” Ihre Stimme klang traurig, und halb von ihm abgewandt, verzog sie den Mund nach unten.
    “Nein”, erwiderte er. “Das ist nicht meine Absicht.”
    “Können wir nicht friedlich miteinander umgehen, Sebastian?” Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. “Ich will nicht mit dir streiten.”
    “Ich auch nicht mit dir. Aber ich sehe nicht, wie wir es vermeiden können.” Nicht, solange er sich durch ihre Worte zu scharfen und verletzenden Äußerungen hinreißen ließ.
    Sie hielt sich die Rose vors Gesicht, und die Blütenblätter streiften ihre Nase. Aber er glaubte nicht, dass sie den süßen Duft wahrnahm, denn ihr Blick war in die Ferne gerichtet.
    “Ceci hat Mut”, sagte sie.
    “Ja, tatsächlich.” Er runzelte die Stirn. Ihre Bemerkung hatte augenscheinlich nichts mit dem Gespräch zu tun, aber er vermutete, dass sie nicht aus der Luft gegriffen war. So wartete er, dass Beatrice den nötigen Bezug herstellen würde.
    “Sie traut sich Dinge zu, die ich nie gewagt habe”, fuhr sie fort, “und indem sie das tut, entfacht sie meinen Mut.”
    Mut, um was zu tun? Er wollte die Frage stellen, aber etwas – ein Engel oder ein Dämon – hielt ihn zurück.
    Sie schaute auf und sah prüfend in sein Gesicht. Abermals las er gleichsam die Gedanken in ihren Augen: sie dachte nach, wog Möglichkeiten ab. Als sie zur Seite schaute, wusste er, dass sie es wieder einmal vorzog, die Gedanken vor ihm zu verbergen. Der Morgen, der Nachmittag, der Rest seines Lebens verdüsterte sich; das Schweigen würde immer da sein, wie unausgesprochene Dinge zwischen ihnen.
    “Vergib mir, Sebastian.” Ihre Stimme klang rau, als ob sie sich zu diesen Worten gezwungen hätte. Er presste die Lippen aufeinander. Was für ein neues Spiel war das? Und wenn es gar kein Spiel war? Er konnte nicht klar denken, vermochte ihre Ehrlichkeit nicht zu beurteilen. “Vergib mir wegen Conyers und vergib mir, dass ich meinem Gemahl mit voller Absicht untreu geworden bin.”
    Ihre Vergehen waren nicht gegen ihn gerichtet gewesen, daher konnte Sebastian ihr nicht vergeben, selbst wenn er gewollt hätte. Der einzige Mann, der ihr verzeihen könnte, lag kalt in seiner Gruft. “Darum kannst du mich nicht bitten.”
    “Du kannst mir nicht vergeben?” rief sie und zerdrückte die Rose in ihrer Hand. Ihr schwerer, süßer Duft hing in der Luft.
    Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß er hervor: “Ich kann dir nicht vergeben, du hast mir nichts angetan.”
    “Wenn ich dir nichts angetan habe, warum zürnst du mir dann? Weshalb hasst du mich so?” Zwischen den dunklen Falten ihrer Haube wirkte ihr Gesicht noch bleicher als zuvor. Jegliche Farbe war aus ihren Lippen gewichen.
    “Ich hasse dich nicht”, entgegnete er.
    “Lügner”, stieß sie leise hervor. Ihre Lippen bebten, als wollte sie jeden Moment weinen, aber in ihren Augen lag eine Kälte, die er niemals zuvor bei ihr gesehen hatte. Ihn fröstelte.
    “Ich hasse dich nicht”, wiederholte er. Er war wütend auf sie, wütender als je zuvor, doch er wusste nicht einmal, warum. “Ich verachte dich.”
    Die Worte hingen in der Luft; er konnte sie nicht wieder einfangen. Sie hielt den Atem an und nickte schließlich. “So.” Dann öffnete sie die Hand, und Rosenblätter rieselten wie roter Schnee zu Boden. “Wir passen gut zueinander. Doch du kannst mich nicht so verachten, wie ich mich selbst verachte.”
    Ohne einen Knicks und ohne ihn um Erlaubnis zu fragen, drehte sie sich um und schritt davon.
    “Beatrice.” Es war nicht seine Absicht gewesen, zu sagen, dass er sie verachtete; es war ein zu einfaches Wort für das, was er fühlte.
    Er verstand nicht, was sie dazu bewogen hatte, ihn um Vergebung zu bitten. Versuchte sie, ihn zu täuschen, oder wollte sie lediglich mit ihrer Vergangenheit abschließen? Aber indem er ihre

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